Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Vierter Akt. Königinn. Um meiner Ruhe willen, Marquis, erklären Sie Sich deutlicher -- nicht in so fürchterlichen Näthseln reden Sie mit mir -- Was ist geschehn? Marquis. Ich habe noch ein wichtiges Bekenntniß abzulegen; in Ihre Hände leg' ich's ab. Mir ward ein Glück, wie es nur wenigen geworden: Ich liebte einen Fürstensohn -- Mein Herz, nur einem einzigen geweiht, umschloß die ganze Welt! -- In meines Karlos Seele schuf ich ein Paradies für Millionen. O meine Träume waren schön -- Doch es gefiel der ew'gen Weisheit, mich von meiner schönen Pflanzung abzurufen. Bald hat er seinen Rodrigo nicht mehr. Der Freund hört auf in der Geliebten. Hier, hier -- hier -- auf diesem heiligen Altare, im Herzen seiner Königinn leg' ich mein letztes kostbares Vermächtniß nieder, hier find' er's, wenn ich nicht mehr bin -- Er wendet sich ab, Thränen ersticken seine Stimme. C c 2
Vierter Akt. Königinn. Um meiner Ruhe willen, Marquis, erklären Sie Sich deutlicher — nicht in ſo fürchterlichen Näthſeln reden Sie mit mir — Was iſt geſchehn? Marquis. Ich habe noch ein wichtiges Bekenntniß abzulegen; in Ihre Hände leg’ ich’s ab. Mir ward ein Glück, wie es nur wenigen geworden: Ich liebte einen Fürſtenſohn — Mein Herz, nur einem einzigen geweiht, umſchloß die ganze Welt! — In meines Karlos Seele ſchuf ich ein Paradies für Millionen. O meine Träume waren ſchön — Doch es gefiel der ew’gen Weisheit, mich von meiner ſchönen Pflanzung abzurufen. Bald hat er ſeinen Rodrigo nicht mehr. Der Freund hört auf in der Geliebten. Hier, hier — hier — auf dieſem heiligen Altare, im Herzen ſeiner Königinn leg’ ich mein letztes koſtbares Vermächtniß nieder, hier find’ er’s, wenn ich nicht mehr bin — Er wendet ſich ab, Thränen erſticken ſeine Stimme. C c 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0405" n="393"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vierter Akt</hi>.</fw><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker><hi rendition="#g">Königinn</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Um meiner Ruhe willen, Marquis,</hi><lb/> erklären Sie Sich deutlicher — nicht in<lb/> ſo fürchterlichen Näthſeln reden Sie<lb/> mit mir — Was iſt geſchehn?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Ich habe noch</hi><lb/> ein wichtiges Bekenntniß abzulegen;<lb/> in Ihre Hände leg’ ich’s ab. Mir ward<lb/> ein Glück, wie es nur wenigen geworden:<lb/> Ich liebte einen Fürſtenſohn — Mein Herz,<lb/> nur einem einzigen geweiht, umſchloß<lb/> die ganze Welt! — In meines Karlos<lb/> Seele<lb/> ſchuf ich ein Paradies für Millionen.<lb/> O meine Träume waren ſchön — Doch es<lb/> gefiel der ew’gen Weisheit, mich<lb/> von meiner ſchönen Pflanzung abzurufen.<lb/> Bald hat er ſeinen Rodrigo nicht mehr.<lb/> Der Freund hört auf in der Geliebten. Hier,<lb/> hier — hier — auf dieſem heiligen Altare,<lb/> im Herzen ſeiner Königinn leg’ ich<lb/> mein letztes koſtbares Vermächtniß nieder,<lb/> hier find’ er’s, wenn ich nicht mehr bin —</p><lb/> <stage>Er wendet ſich ab, Thränen erſticken ſeine Stimme.</stage> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="sig">C c 2</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [393/0405]
Vierter Akt.
Königinn.
Um meiner Ruhe willen, Marquis,
erklären Sie Sich deutlicher — nicht in
ſo fürchterlichen Näthſeln reden Sie
mit mir — Was iſt geſchehn?
Marquis.
Ich habe noch
ein wichtiges Bekenntniß abzulegen;
in Ihre Hände leg’ ich’s ab. Mir ward
ein Glück, wie es nur wenigen geworden:
Ich liebte einen Fürſtenſohn — Mein Herz,
nur einem einzigen geweiht, umſchloß
die ganze Welt! — In meines Karlos
Seele
ſchuf ich ein Paradies für Millionen.
O meine Träume waren ſchön — Doch es
gefiel der ew’gen Weisheit, mich
von meiner ſchönen Pflanzung abzurufen.
Bald hat er ſeinen Rodrigo nicht mehr.
Der Freund hört auf in der Geliebten. Hier,
hier — hier — auf dieſem heiligen Altare,
im Herzen ſeiner Königinn leg’ ich
mein letztes koſtbares Vermächtniß nieder,
hier find’ er’s, wenn ich nicht mehr bin —
Er wendet ſich ab, Thränen erſticken ſeine Stimme.
C c 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |