Königinn. Um meiner Ruhe willen, Marquis, erklären Sie Sich deutlicher -- nicht in so fürchterlichen Näthseln reden Sie mit mir -- Was ist geschehn?
Marquis. Ich habe noch ein wichtiges Bekenntniß abzulegen; in Ihre Hände leg' ich's ab. Mir ward ein Glück, wie es nur wenigen geworden: Ich liebte einen Fürstensohn -- Mein Herz, nur einem einzigen geweiht, umschloß die ganze Welt! -- In meines Karlos Seele schuf ich ein Paradies für Millionen. O meine Träume waren schön -- Doch es gefiel der ew'gen Weisheit, mich von meiner schönen Pflanzung abzurufen. Bald hat er seinen Rodrigo nicht mehr. Der Freund hört auf in der Geliebten. Hier, hier -- hier -- auf diesem heiligen Altare, im Herzen seiner Königinn leg' ich mein letztes kostbares Vermächtniß nieder, hier find' er's, wenn ich nicht mehr bin -- Er wendet sich ab, Thränen ersticken seine Stimme.
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Vierter Akt.
Königinn. Um meiner Ruhe willen, Marquis, erklären Sie Sich deutlicher — nicht in ſo fürchterlichen Näthſeln reden Sie mit mir — Was iſt geſchehn?
Marquis. Ich habe noch ein wichtiges Bekenntniß abzulegen; in Ihre Hände leg’ ich’s ab. Mir ward ein Glück, wie es nur wenigen geworden: Ich liebte einen Fürſtenſohn — Mein Herz, nur einem einzigen geweiht, umſchloß die ganze Welt! — In meines Karlos Seele ſchuf ich ein Paradies für Millionen. O meine Träume waren ſchön — Doch es gefiel der ew’gen Weisheit, mich von meiner ſchönen Pflanzung abzurufen. Bald hat er ſeinen Rodrigo nicht mehr. Der Freund hört auf in der Geliebten. Hier, hier — hier — auf dieſem heiligen Altare, im Herzen ſeiner Königinn leg’ ich mein letztes koſtbares Vermächtniß nieder, hier find’ er’s, wenn ich nicht mehr bin — Er wendet ſich ab, Thränen erſticken ſeine Stimme.
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Vierter Akt.
Königinn.
Um meiner Ruhe willen, Marquis,
erklären Sie Sich deutlicher — nicht in
ſo fürchterlichen Näthſeln reden Sie
mit mir — Was iſt geſchehn?
Marquis.
Ich habe noch
ein wichtiges Bekenntniß abzulegen;
in Ihre Hände leg’ ich’s ab. Mir ward
ein Glück, wie es nur wenigen geworden:
Ich liebte einen Fürſtenſohn — Mein Herz,
nur einem einzigen geweiht, umſchloß
die ganze Welt! — In meines Karlos
Seele
ſchuf ich ein Paradies für Millionen.
O meine Träume waren ſchön — Doch es
gefiel der ew’gen Weisheit, mich
von meiner ſchönen Pflanzung abzurufen.
Bald hat er ſeinen Rodrigo nicht mehr.
Der Freund hört auf in der Geliebten. Hier,
hier — hier — auf dieſem heiligen Altare,
im Herzen ſeiner Königinn leg’ ich
mein letztes koſtbares Vermächtniß nieder,
hier find’ er’s, wenn ich nicht mehr bin —
Er wendet ſich ab, Thränen erſticken ſeine Stimme.
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Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/405>, abgerufen am 01.07.2024.
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