Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dom Karlos. Ich fasse nicht, was diese Reden meinen --Doch sie entsetzen mich -- Marquis. Er ist gerettet! Um welchen Preis er's ist, gleich viel! -- Doch nur für heute. Wenig Augenblicke sind noch sein. Er spare sie. Sie kommen mich etwas hoch zu stehn. Noch diese Nacht muß er Madrid verlassen. Königinn. Diese Nacht noch? Marquis. Anstalten sind getroffen. In demselben Karthäuserkloster, das schon lange Zeit die Zuflucht unsrer Freundschaft war gewesen, erwartet ihn die Post. Hier ist in Wechseln, was mir das Glück auf dieser Welt gegeben. Was mangelt, legen Sie noch bei. Zwar hätt' ich an meinen Karl noch manches auf dem Herzen, noch manches, das er wissen muß; doch könnt' es leicht an Muße mir gebrechen, alles persönlich mit ihm abzuthun -- Sie sprechen ihn diesen Abend, darum wend' ich mich an Sie -- Dom Karlos. Ich faſſe nicht, was dieſe Reden meinen —Doch ſie entſetzen mich — Marquis. Er iſt gerettet! Um welchen Preis er’s iſt, gleich viel! — Doch nur für heute. Wenig Augenblicke ſind noch ſein. Er ſpare ſie. Sie kommen mich etwas hoch zu ſtehn. Noch dieſe Nacht muß er Madrid verlaſſen. Königinn. Dieſe Nacht noch? Marquis. Anſtalten ſind getroffen. In demſelben Karthäuſerkloſter, das ſchon lange Zeit die Zuflucht unſrer Freundſchaft war geweſen, erwartet ihn die Poſt. Hier iſt in Wechſeln, was mir das Glück auf dieſer Welt gegeben. Was mangelt, legen Sie noch bei. Zwar hätt’ ich an meinen Karl noch manches auf dem Herzen, noch manches, das er wiſſen muß; doch könnt’ es leicht an Muße mir gebrechen, alles perſönlich mit ihm abzuthun — Sie ſprechen ihn dieſen Abend, darum wend’ ich mich an Sie — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#KOENIGI"> <p><pb facs="#f0404" n="392"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dom Karlos</hi>.</fw><lb/> Ich faſſe nicht, was dieſe Reden meinen —<lb/> Doch ſie entſetzen mich —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Er iſt gerettet!</hi><lb/> Um welchen Preis er’s iſt, gleich viel! —<lb/> Doch nur<lb/> für heute. Wenig Augenblicke ſind<lb/> noch ſein. Er ſpare ſie. Sie kommen<lb/> mich etwas hoch zu ſtehn. Noch dieſe Nacht<lb/> muß er Madrid verlaſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker><hi rendition="#g">Königinn</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Dieſe Nacht noch?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p>Anſtalten ſind getroffen. In demſelben<lb/> Karthäuſerkloſter, das ſchon lange Zeit<lb/> die Zuflucht unſrer Freundſchaft war geweſen,<lb/> erwartet ihn die Poſt. Hier iſt in Wechſeln,<lb/> was mir das Glück auf dieſer Welt gegeben.<lb/> Was mangelt, legen <hi rendition="#g">Sie</hi> noch bei. Zwar<lb/> hätt’ ich<lb/> an meinen Karl noch manches auf dem Herzen,<lb/> noch manches, das er wiſſen muß; doch könnt’<lb/> es leicht an Muße mir gebrechen, alles<lb/> perſönlich mit ihm abzuthun — Sie ſprechen<lb/> ihn dieſen Abend, darum wend’ ich mich<lb/> an Sie —</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [392/0404]
Dom Karlos.
Ich faſſe nicht, was dieſe Reden meinen —
Doch ſie entſetzen mich —
Marquis.
Er iſt gerettet!
Um welchen Preis er’s iſt, gleich viel! —
Doch nur
für heute. Wenig Augenblicke ſind
noch ſein. Er ſpare ſie. Sie kommen
mich etwas hoch zu ſtehn. Noch dieſe Nacht
muß er Madrid verlaſſen.
Königinn.
Dieſe Nacht noch?
Marquis.
Anſtalten ſind getroffen. In demſelben
Karthäuſerkloſter, das ſchon lange Zeit
die Zuflucht unſrer Freundſchaft war geweſen,
erwartet ihn die Poſt. Hier iſt in Wechſeln,
was mir das Glück auf dieſer Welt gegeben.
Was mangelt, legen Sie noch bei. Zwar
hätt’ ich
an meinen Karl noch manches auf dem Herzen,
noch manches, das er wiſſen muß; doch könnt’
es leicht an Muße mir gebrechen, alles
perſönlich mit ihm abzuthun — Sie ſprechen
ihn dieſen Abend, darum wend’ ich mich
an Sie —
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |