Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dom Karlos. Marquis. Er soll dem König ungehorsam werden, soll nach Brüssel heimlich sich begeben, wo mit offnen Armen die Flamänder ihn erwarten. Alle Niederlande stehen auf seine Losung auf. Die gute Sache wird stark durch einen Königssohn. Er mache den Span'schen Thron durch seine Waffen zit- tern. Was in Madrid der Vater ihm verweigert, wird er in Brüssel ihm bewilligen. Königinn. Wird er? Das hoffen Sie so dreist? Marquis. Er wird es müssen, hoff' ich. Wie der Niederlande vereinte Stärke gegen Philipps Macht bestehen müßte, wäre zu berechnen. Doch nein, so blutig wird es nicht. Europa wird zwischen Sohn und Vater Frieden mit- teln. Karl spricht von Unterwürfigkeit -- und De- muth muß Wunder thun an eines Heeres Spitze. Dom Karlos. Marquis. Er ſoll dem König ungehorſam werden, ſoll nach Brüſſel heimlich ſich begeben, wo mit offnen Armen die Flamänder ihn erwarten. Alle Niederlande ſtehen auf ſeine Loſung auf. Die gute Sache wird ſtark durch einen Königsſohn. Er mache den Span’ſchen Thron durch ſeine Waffen zit- tern. Was in Madrid der Vater ihm verweigert, wird er in Brüſſel ihm bewilligen. Königinn. Wird er? Das hoffen Sie ſo dreiſt? Marquis. Er wird es müſſen, hoff’ ich. Wie der Niederlande vereinte Stärke gegen Philipps Macht beſtehen müßte, wäre zu berechnen. Doch nein, ſo blutig wird es nicht. Europa wird zwiſchen Sohn und Vater Frieden mit- teln. Karl ſpricht von Unterwürfigkeit — und De- muth muß Wunder thun an eines Heeres Spitze. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0316" n="304"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dom Karlos</hi>.</fw><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Er ſoll</hi><lb/> dem König ungehorſam werden, ſoll<lb/> nach Brüſſel heimlich ſich begeben, wo<lb/> mit offnen Armen die Flamänder ihn<lb/> erwarten. Alle Niederlande ſtehen<lb/> auf ſeine Loſung auf. Die gute Sache<lb/> wird ſtark durch einen Königsſohn. Er mache<lb/> den Span’ſchen Thron durch ſeine Waffen zit-<lb/> tern.<lb/> Was in Madrid der Vater ihm verweigert,<lb/> wird er in Brüſſel ihm bewilligen.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker><hi rendition="#g">Königinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Wird er? Das hoffen Sie ſo dreiſt?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Er wird</hi><lb/> es müſſen, hoff’ ich. Wie der Niederlande<lb/> vereinte Stärke gegen Philipps Macht<lb/> beſtehen müßte, wäre zu berechnen.<lb/> Doch nein, ſo blutig wird es nicht. Europa<lb/> wird zwiſchen Sohn und Vater Frieden mit-<lb/> teln.<lb/> Karl ſpricht von Unterwürfigkeit — und De-<lb/> muth<lb/> muß Wunder thun an eines Heeres Spitze.<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [304/0316]
Dom Karlos.
Marquis.
Er ſoll
dem König ungehorſam werden, ſoll
nach Brüſſel heimlich ſich begeben, wo
mit offnen Armen die Flamänder ihn
erwarten. Alle Niederlande ſtehen
auf ſeine Loſung auf. Die gute Sache
wird ſtark durch einen Königsſohn. Er mache
den Span’ſchen Thron durch ſeine Waffen zit-
tern.
Was in Madrid der Vater ihm verweigert,
wird er in Brüſſel ihm bewilligen.
Königinn.
Wird er? Das hoffen Sie ſo dreiſt?
Marquis.
Er wird
es müſſen, hoff’ ich. Wie der Niederlande
vereinte Stärke gegen Philipps Macht
beſtehen müßte, wäre zu berechnen.
Doch nein, ſo blutig wird es nicht. Europa
wird zwiſchen Sohn und Vater Frieden mit-
teln.
Karl ſpricht von Unterwürfigkeit — und De-
muth
muß Wunder thun an eines Heeres Spitze.
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