O ein Betrug der ohne Beispiel ist! und meine Schwäche hab' ich ihm verrathen --
Stillschweigen.
Daß er ganz ohne Hoffnung lieben sollte! Ich kann's nicht glauben ... Hoffnungslose Liebe besteht in diesem Kampfe nicht. Zu schwelgen, wo unerhört der glänzendste Monarch der Erde schmachtet ... Warlich! solche Opfer bringt hoffnungslose Liebe nicht. Wie feurig war nicht sein Kuß! Wie zärtlich drückt' er mich, wie zärtlich an sein schlagend Herz! -- Die Probe war fast zu kühn für die romant'sche Treue, die nicht erwiedert werden soll ... Er nimmt den Schlüssel an, den, wie er sich beredet, die Königinn ihm zugeschickt ... Er glaubt an diesen Riesenschritt der Liebe ... kommt, kommt warlich, kommt. -- So traut er Philipps Frau die rasende Entschließung zu -- Wie kann er, wenn hier nicht große Proben ihn ermuntern? Es ist am Tag'. Er wird erhört. Sie liebt! Beim Himmel, diese Heilige empfindet! Wie fein ist sie! ... Ich zitterte, ich selbst,
Dom Karlos.
O ein Betrug der ohne Beiſpiel iſt! und meine Schwäche hab’ ich ihm verrathen —
Stillſchweigen.
Daß er ganz ohne Hoffnung lieben ſollte! Ich kann’s nicht glauben … Hoffnungsloſe Liebe beſteht in dieſem Kampfe nicht. Zu ſchwelgen, wo unerhört der glänzendſte Monarch der Erde ſchmachtet … Warlich! ſolche Opfer bringt hoffnungsloſe Liebe nicht. Wie feurig war nicht ſein Kuß! Wie zärtlich drückt’ er mich, wie zärtlich an ſein ſchlagend Herz! — Die Probe war faſt zu kühn für die romant’ſche Treue, die nicht erwiedert werden ſoll … Er nimmt den Schlüſſel an, den, wie er ſich beredet, die Königinn ihm zugeſchickt … Er glaubt an dieſen Rieſenſchritt der Liebe … kommt, kommt warlich, kommt. — So traut er Philipps Frau die raſende Entſchließung zu — Wie kann er, wenn hier nicht große Proben ihn ermuntern? Es iſt am Tag’. Er wird erhört. Sie liebt! Beim Himmel, dieſe Heilige empfindet! Wie fein iſt ſie! … Ich zitterte, ich ſelbſt,
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Dom Karlos.
O ein Betrug der ohne Beiſpiel iſt!
und meine Schwäche hab’ ich ihm verrathen —
Stillſchweigen.
Daß er ganz ohne Hoffnung lieben ſollte!
Ich kann’s nicht glauben … Hoffnungsloſe
Liebe
beſteht in dieſem Kampfe nicht. Zu ſchwelgen,
wo unerhört der glänzendſte Monarch
der Erde ſchmachtet … Warlich! ſolche Opfer
bringt hoffnungsloſe Liebe nicht. Wie feurig
war nicht ſein Kuß! Wie zärtlich drückt’ er
mich,
wie zärtlich an ſein ſchlagend Herz! — Die
Probe
war faſt zu kühn für die romant’ſche Treue,
die nicht erwiedert werden ſoll … Er nimmt
den Schlüſſel an, den, wie er ſich beredet,
die Königinn ihm zugeſchickt … Er glaubt
an dieſen Rieſenſchritt der Liebe … kommt,
kommt warlich, kommt. — So traut er
Philipps Frau
die raſende Entſchließung zu — Wie kann er,
wenn hier nicht große Proben ihn ermuntern?
Es iſt am Tag’. Er wird erhört. Sie liebt!
Beim Himmel, dieſe Heilige empfindet!
Wie fein iſt ſie! … Ich zitterte, ich ſelbſt,
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Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/174>, abgerufen am 25.11.2024.
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