vor diesem, der sie wünschte? ... Oder ist's Der Vater nicht, was er im Vater fürchtet? Als ihm des Königs buhlerische Absicht verrathen war -- da jauchzten seine Mie- nen, frohlockt' er wie ein Glücklicher ... Wie kam es, daß seine strenge Tugend hier verstummte? Hier? Eben hier? ... Was kann denn er dabei, Er zu gewinnen haben, wenn der König der Königinn die ...
Sie hält plötzlich ein, von einem Gedanken über- rascht -- Zu gleicher Zeit reißt sie die Schleife, die ihr Karlos gegeben hat, von dem Busen, betrachtet sie schnell, und erkennt sie.
O ich Rasende! Jetzt endlich, jetzt ... Wo waren meine Sinne? Jetzt gehen mir die Augen auf .... Sie hatten sich lang' geliebt, eh' der Monarch sie wählte. Nie ohne sie sah mich der Prinz. -- Sie also, sie war gemeinet, wo ich gränzenlos, so warm, so wahr mich angebetet glaubte?
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Zweiter Akt.
vor dieſem, der ſie wünſchte? … Oder iſt’s Der Vater nicht, was er im Vater fürchtet? Als ihm des Königs buhleriſche Abſicht verrathen war — da jauchzten ſeine Mie- nen, frohlockt’ er wie ein Glücklicher … Wie kam es, daß ſeine ſtrenge Tugend hier verſtummte? Hier? Eben hier? … Was kann denn er dabei, Er zu gewinnen haben, wenn der König der Königinn die …
Sie hält plötzlich ein, von einem Gedanken über- raſcht — Zu gleicher Zeit reißt ſie die Schleife, die ihr Karlos gegeben hat, von dem Buſen, betrachtet ſie ſchnell, und erkennt ſie.
O ich Raſende! Jetzt endlich, jetzt … Wo waren meine Sinne? Jetzt gehen mir die Augen auf .... Sie hatten ſich lang’ geliebt, eh’ der Monarch ſie wählte. Nie ohne ſie ſah mich der Prinz. — Sie alſo, ſie war gemeinet, wo ich gränzenlos, ſo warm, ſo wahr mich angebetet glaubte?
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Zweiter Akt.
vor dieſem, der ſie wünſchte? … Oder iſt’s
Der Vater nicht, was er im Vater fürchtet?
Als ihm des Königs buhleriſche Abſicht
verrathen war — da jauchzten ſeine Mie-
nen,
frohlockt’ er wie ein Glücklicher … Wie
kam es,
daß ſeine ſtrenge Tugend hier verſtummte?
Hier? Eben hier? … Was kann denn er
dabei,
Er zu gewinnen haben, wenn der König
der Königinn die …
Sie hält plötzlich ein, von einem Gedanken über-
raſcht — Zu gleicher Zeit reißt ſie die Schleife, die ihr
Karlos gegeben hat, von dem Buſen, betrachtet ſie ſchnell,
und erkennt ſie.
O ich Raſende!
Jetzt endlich, jetzt … Wo waren meine
Sinne?
Jetzt gehen mir die Augen auf .... Sie
hatten
ſich lang’ geliebt, eh’ der Monarch ſie wählte.
Nie ohne ſie ſah mich der Prinz. — Sie
alſo,
ſie war gemeinet, wo ich gränzenlos,
ſo warm, ſo wahr mich angebetet glaubte?
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Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/173>, abgerufen am 25.11.2024.
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