Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Zweiter Akt. entzückender Zusammenklang -- ein Kuß --der Schäferstunde schwelgerische Freuden -- der Schönheit hohe, himmlische Magie sind Eines Strahles schwesterliche Farben, sind Einer Blume Blätter nur. Ich sollte, ich Rasende! ein abgerißnes Blatt aus dieser Blume schönem Kelch verschenken? ich selbst des Weibes hohe Majestät, der Gottheit großes Meisterstück verstümmeln, den Abend eines Prassers zu versüßen? Karlos. (Unglaublich! Wie? Ein solches Mädchen hatte Madrid, und ich -- und ich erfahr' es heute zum erstenmal?) Prinzessinn. Längst hätt' ich diesen Hof verlassen, diese Welt verlassen hätte in heil'gen Mauern mich begraben; doch ein einzig Band ist noch zurück, ein Band, das mich an diese Welt allmächtig bindet. -- Ach, ein Phantom vielleicht! Doch mir so werth! Ich liebe und bin -- -- nicht geliebt. Zweiter Akt. entzückender Zuſammenklang — ein Kuß —der Schäferſtunde ſchwelgeriſche Freuden — der Schönheit hohe, himmliſche Magie ſind Eines Strahles ſchweſterliche Farben, ſind Einer Blume Blätter nur. Ich ſollte, ich Raſende! ein abgerißnes Blatt aus dieſer Blume ſchönem Kelch verſchenken? ich ſelbſt des Weibes hohe Majeſtät, der Gottheit großes Meiſterſtück verſtümmeln, den Abend eines Praſſers zu verſüßen? Karlos. (Unglaublich! Wie? Ein ſolches Mädchen hatte Madrid, und ich — und ich erfahr’ es heute zum erſtenmal?) Prinzeſſinn. Längſt hätt’ ich dieſen Hof verlaſſen, dieſe Welt verlaſſen hätte in heil’gen Mauern mich begraben; doch ein einzig Band iſt noch zurück, ein Band, das mich an dieſe Welt allmächtig bindet. — Ach, ein Phantom vielleicht! Doch mir ſo werth! Ich liebe und bin — — nicht geliebt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#EBO"> <p><pb facs="#f0163" n="153"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweiter Akt</hi>.</fw><lb/> entzückender Zuſammenklang — ein Kuß —<lb/> der Schäferſtunde ſchwelgeriſche Freuden —<lb/> der Schönheit hohe, himmliſche Magie<lb/> ſind Eines Strahles ſchweſterliche Farben,<lb/> ſind Einer Blume Blätter nur. Ich ſollte,<lb/> ich Raſende! ein abgerißnes Blatt<lb/> aus dieſer Blume ſchönem Kelch verſchenken?<lb/> ich ſelbſt des Weibes hohe Majeſtät,<lb/> der Gottheit großes Meiſterſtück verſtümmeln,<lb/> den Abend eines Praſſers zu verſüßen?</p> </sp><lb/> <sp who="#KAR"> <speaker><hi rendition="#g">Karlos</hi>.</speaker><lb/> <p>(Unglaublich! Wie? Ein <hi rendition="#g">ſolches</hi> Mädchen<lb/> hatte<lb/> Madrid, und ich — und ich erfahr’ es heute<lb/> zum erſtenmal?)</p> </sp><lb/> <sp who="#EBO"> <speaker><hi rendition="#g">Prinzeſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Längſt hätt’ ich dieſen Hof</hi><lb/> verlaſſen, dieſe Welt verlaſſen hätte<lb/> in heil’gen Mauern mich begraben; doch<lb/> ein einzig Band iſt noch zurück, ein Band,<lb/> das mich an dieſe Welt allmächtig bindet. —<lb/> Ach, ein Phantom vielleicht! Doch mir ſo<lb/> werth!<lb/> Ich liebe und bin — — nicht geliebt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0163]
Zweiter Akt.
entzückender Zuſammenklang — ein Kuß —
der Schäferſtunde ſchwelgeriſche Freuden —
der Schönheit hohe, himmliſche Magie
ſind Eines Strahles ſchweſterliche Farben,
ſind Einer Blume Blätter nur. Ich ſollte,
ich Raſende! ein abgerißnes Blatt
aus dieſer Blume ſchönem Kelch verſchenken?
ich ſelbſt des Weibes hohe Majeſtät,
der Gottheit großes Meiſterſtück verſtümmeln,
den Abend eines Praſſers zu verſüßen?
Karlos.
(Unglaublich! Wie? Ein ſolches Mädchen
hatte
Madrid, und ich — und ich erfahr’ es heute
zum erſtenmal?)
Prinzeſſinn.
Längſt hätt’ ich dieſen Hof
verlaſſen, dieſe Welt verlaſſen hätte
in heil’gen Mauern mich begraben; doch
ein einzig Band iſt noch zurück, ein Band,
das mich an dieſe Welt allmächtig bindet. —
Ach, ein Phantom vielleicht! Doch mir ſo
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