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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Theresiade
Auf solche Weise wird der Nachwelt Stimme klingen:
So wird man überzeugt die Königinn besingen.
DEr Fürst der Ehgemahl (sein Ansehn stellte dar,
Was in dem Tugend-Rath von ihm erwähnet war)
435Der Ehgemahl, sag' ich, kam an der lincken Seite,
Und war dem ersten Sohn zum Führer und Geleite.
Er hielt ihn an der Hand. Da glimmte Lieb und Lust.
Thalia sagte mir: ihr wallen in der Brust
Die Vorbedeutungen von grossen Helden-Thaten,
440Von Wohlfart, Heil und Glück, von Fried und Ruh der Staaten,
Wann sie das Paar betracht'. O drey Mahl fester Thron!
Auf dem die Mutter sizt, der Vatter, dieser Sohn!
"Sieh Freund ", erhohlte sie, des Sohns Lebhaftigkeiten!
"Er hat der Eltern Herz-Freund-Lieb- und Trefflichkeiten.
445"O daß des Himmels Aug ihr Schuz ihr Führer sey!
"Fiel die Unsterblichkeit auch unsern Wünschen bey!
DA dieses theure Paar zugleich herein gegangen,
Hat man im Saal für Lust zu murmeln angefangen;
Noch mehr, als gleich darauf die kleine Reihe kam,
450Die der Anwesenheit Erblickung an sich nahm.
Ein ungefährer Trieb, ein schnelles Herz-Ergözen
Schien aller Sinnen Macht in neuen Trost zu sezen.
O zarter Bluhmen-Kreiß! O Anmuths-reicher Flor!
Drey kleine Gratien beschlossen einen Chor.
455 Sie
Thereſiade
Auf ſolche Weiſe wird der Nachwelt Stimme klingen:
So wird man uͤberzeugt die Koͤniginn beſingen.
DEr Fuͤrſt der Ehgemahl (ſein Anſehn ſtellte dar,
Was in dem Tugend-Rath von ihm erwaͤhnet war)
435Der Ehgemahl, ſag’ ich, kam an der lincken Seite,
Und war dem erſten Sohn zum Fuͤhrer und Geleite.
Er hielt ihn an der Hand. Da glimmte Lieb und Luſt.
Thalia ſagte mir: ihr wallen in der Bruſt
Die Vorbedeutungen von groſſen Helden-Thaten,
440Von Wohlfart, Heil und Gluͤck, von Fried und Ruh der Staaten,
Wann ſie das Paar betracht’. O drey Mahl feſter Thron!
Auf dem die Mutter ſizt, der Vatter, dieſer Sohn!
„Sieh Freund „, erhohlte ſie, des Sohns Lebhaftigkeiten!
„Er hat der Eltern Herz-Freund-Lieb- und Trefflichkeiten.
445„O daß des Himmels Aug ihr Schuz ihr Fuͤhrer ſey!
„Fiel die Unſterblichkeit auch unſern Wuͤnſchen bey!
DA dieſes theure Paar zugleich herein gegangen,
Hat man im Saal fuͤr Luſt zu murmeln angefangen;
Noch mehr, als gleich darauf die kleine Reihe kam,
450Die der Anweſenheit Erblickung an ſich nahm.
Ein ungefaͤhrer Trieb, ein ſchnelles Herz-Ergoͤzen
Schien aller Sinnen Macht in neuen Troſt zu ſezen.
O zarter Bluhmen-Kreiß! O Anmuths-reicher Flor!
Drey kleine Gratien beſchloſſen einen Chor.
455 Sie
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[0086] Thereſiade Auf ſolche Weiſe wird der Nachwelt Stimme klingen: So wird man uͤberzeugt die Koͤniginn beſingen. DEr Fuͤrſt der Ehgemahl (ſein Anſehn ſtellte dar, Was in dem Tugend-Rath von ihm erwaͤhnet war) Der Ehgemahl, ſag’ ich, kam an der lincken Seite, Und war dem erſten Sohn zum Fuͤhrer und Geleite. Er hielt ihn an der Hand. Da glimmte Lieb und Luſt. Thalia ſagte mir: ihr wallen in der Bruſt Die Vorbedeutungen von groſſen Helden-Thaten, Von Wohlfart, Heil und Gluͤck, von Fried und Ruh der Staaten, Wann ſie das Paar betracht’. O drey Mahl feſter Thron! Auf dem die Mutter ſizt, der Vatter, dieſer Sohn! „Sieh Freund „, erhohlte ſie, des Sohns Lebhaftigkeiten! „Er hat der Eltern Herz-Freund-Lieb- und Trefflichkeiten. „O daß des Himmels Aug ihr Schuz ihr Fuͤhrer ſey! „Fiel die Unſterblichkeit auch unſern Wuͤnſchen bey! DA dieſes theure Paar zugleich herein gegangen, Hat man im Saal fuͤr Luſt zu murmeln angefangen; Noch mehr, als gleich darauf die kleine Reihe kam, Die der Anweſenheit Erblickung an ſich nahm. Ein ungefaͤhrer Trieb, ein ſchnelles Herz-Ergoͤzen Schien aller Sinnen Macht in neuen Troſt zu ſezen. O zarter Bluhmen-Kreiß! O Anmuths-reicher Flor! Drey kleine Gratien beſchloſſen einen Chor. 455 Sie

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/86>, abgerufen am 03.05.2024.