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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Neuntes Buch.
Daß das, was er besingt, kein Staats-Gedicht zu nennen,
Wovor die späte Welt es etwann wurd' erkennen:
Jch habe zwar dadurch der Welt etwas erzählt,
410Dem es an Wahrheit nicht, an Kunst und Kraft nur fehlt:
Was nehm' ich aber vor, die Welt zu überweisen,
Daß mehr an allem sey, als was ich konnte preisen?
Erlaube, daß ich dich bey jenem Helden-Muth,
Auf welchem alles Heil und Wohl und Schuz beruht,
415Mit Ehrfurchts-voller Bitt' an deines Thrones Stuffen
Zum Zeugnis des Gesangs, zur Bürginn därffe ruffen.
Wann man der späten Welt das Werck vor Augen stellt,
Geschicht, Gesang und Thon ihr aber nicht nicht gefällt:
Wann man von diesem Baum einst sieht die Früchte blühen,
420Die schon zu dieser Zeit das Wachsthum an sich ziehen;
Und doch der Zweifel spricht: es sey unglaublich wahr;
Der Fälle Seltenheit sey viel zu wunderbar;
Es habe ja das Haus damahls sein Haupt verlohren;
Da sag: es sey von dir Theresia gebohren.
425
"Wie? wann Elisabeth die Königinn gezeugt,
"Die wie der Sonne Glanz die Zeiten übersteigt;
"Wie? wann Elisabeth die Mutter ist gewesen,
"So haben wir ja nicht nur ein Gedicht gelesen.
"Jst einer Tochter Lob der Mutter Eigenthum;
430"So ist der Mutter Lob der Tochter auch zum Ruhm.
Auf
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Neuntes Buch.
Daß das, was er beſingt, kein Staats-Gedicht zu nennen,
Wovor die ſpaͤte Welt es etwann wurd’ erkennen:
Jch habe zwar dadurch der Welt etwas erzaͤhlt,
410Dem es an Wahrheit nicht, an Kunſt und Kraft nur fehlt:
Was nehm’ ich aber vor, die Welt zu uͤberweiſen,
Daß mehr an allem ſey, als was ich konnte preiſen?
Erlaube, daß ich dich bey jenem Helden-Muth,
Auf welchem alles Heil und Wohl und Schuz beruht,
415Mit Ehrfurchts-voller Bitt’ an deines Thrones Stuffen
Zum Zeugnis des Geſangs, zur Buͤrginn daͤrffe ruffen.
Wann man der ſpaͤten Welt das Werck vor Augen ſtellt,
Geſchicht, Geſang und Thon ihr aber nicht nicht gefaͤllt:
Wann man von dieſem Baum einſt ſieht die Fruͤchte bluͤhen,
420Die ſchon zu dieſer Zeit das Wachsthum an ſich ziehen;
Und doch der Zweifel ſpricht: es ſey unglaublich wahr;
Der Faͤlle Seltenheit ſey viel zu wunderbar;
Es habe ja das Haus damahls ſein Haupt verlohren;
Da ſag: es ſey von dir Thereſia gebohren.
425
„Wie? wann Eliſabeth die Koͤniginn gezeugt,
„Die wie der Sonne Glanz die Zeiten uͤberſteigt;
„Wie? wann Eliſabeth die Mutter iſt geweſen,
„So haben wir ja nicht nur ein Gedicht geleſen.
„Jſt einer Tochter Lob der Mutter Eigenthum;
430„So iſt der Mutter Lob der Tochter auch zum Ruhm.
Auf
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[0085] Neuntes Buch. Daß das, was er beſingt, kein Staats-Gedicht zu nennen, Wovor die ſpaͤte Welt es etwann wurd’ erkennen: Jch habe zwar dadurch der Welt etwas erzaͤhlt, Dem es an Wahrheit nicht, an Kunſt und Kraft nur fehlt: Was nehm’ ich aber vor, die Welt zu uͤberweiſen, Daß mehr an allem ſey, als was ich konnte preiſen? Erlaube, daß ich dich bey jenem Helden-Muth, Auf welchem alles Heil und Wohl und Schuz beruht, Mit Ehrfurchts-voller Bitt’ an deines Thrones Stuffen Zum Zeugnis des Geſangs, zur Buͤrginn daͤrffe ruffen. Wann man der ſpaͤten Welt das Werck vor Augen ſtellt, Geſchicht, Geſang und Thon ihr aber nicht nicht gefaͤllt: Wann man von dieſem Baum einſt ſieht die Fruͤchte bluͤhen, Die ſchon zu dieſer Zeit das Wachsthum an ſich ziehen; Und doch der Zweifel ſpricht: es ſey unglaublich wahr; Der Faͤlle Seltenheit ſey viel zu wunderbar; Es habe ja das Haus damahls ſein Haupt verlohren; Da ſag: es ſey von dir Thereſia gebohren. „Wie? wann Eliſabeth die Koͤniginn gezeugt, „Die wie der Sonne Glanz die Zeiten uͤberſteigt; „Wie? wann Eliſabeth die Mutter iſt geweſen, „So haben wir ja nicht nur ein Gedicht geleſen. „Jſt einer Tochter Lob der Mutter Eigenthum; „So iſt der Mutter Lob der Tochter auch zum Ruhm. Auf M m 2

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/85>, abgerufen am 03.05.2024.