Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Neuntes Buch. "So will ich dem Befehl gehorchen, und erklären"Was dir schon diese Nacht beliebt hat anzuhören. "Vernehmet also nur, wie breit, wie hoch, wie lang 270"Der Bau sey; welchen Raum der Welt er in sich fang. "Das Erd-Rund ist zu klein den Tempel einzuschliessen; "Der Grund und sein Bezirck ist weiter aufgerissen, "Nicht von der Künste Wiz und Richtschnur aufgeführt; "Jedoch von Sturz und Fall auf immer unberührt. 275"Nichts aus der Erde Schoß, nichts von derselben Schäzen, "Nichts was den Reichen pflegt dem Fürsten beyzusezen, "Ziert diesen Ehren-Bau; kein Marmel oder Erz, "Kein Silber oder Gold, das man sonst anderwärts "Jn solche Ruhm-Paläst' in Berg' und Bögen häufet, 280"Jst des Gebäudes Schmuck, in dem die Pracht sich steiffet. "Was man auf Felsen baut, von Stahl und Eisen gießt, "Wird endlich von der Zeit geschliffen und verwüst. "Dieß Werck hingegen trozt, was stürmen kann und wettern; "Die Zeit hat kein Geräth dasselbe zu zerschmettern. 285"Es ist so fest gegründt, mit solcher Kunst gebaut, "Daß ihm für keinem Fall als für des Himmels graut. "Nichts als die Tadelsucht erblickt vielleicht darinnen, "Was weder ich noch ihr wißt besser auszusinnen. "Dann findet ihr Gebiß nicht einen Fraß daran, 290"An dem sie die Begier der Mißgunst laben kann; "So L l
Neuntes Buch. „So will ich dem Befehl gehorchen, und erklaͤren„Was dir ſchon dieſe Nacht beliebt hat anzuhoͤren. „Vernehmet alſo nur, wie breit, wie hoch, wie lang 270„Der Bau ſey; welchen Raum der Welt er in ſich fang. „Das Erd-Rund iſt zu klein den Tempel einzuſchlieſſen; „Der Grund und ſein Bezirck iſt weiter aufgeriſſen, „Nicht von der Kuͤnſte Wiz und Richtſchnur aufgefuͤhrt; „Jedoch von Sturz und Fall auf immer unberuͤhrt. 275„Nichts aus der Erde Schoß, nichts von derſelben Schaͤzen, „Nichts was den Reichen pflegt dem Fuͤrſten beyzuſezen, „Ziert dieſen Ehren-Bau; kein Marmel oder Erz, „Kein Silber oder Gold, das man ſonſt anderwaͤrts „Jn ſolche Ruhm-Palaͤſt’ in Berg’ und Boͤgen haͤufet, 280„Jſt des Gebaͤudes Schmuck, in dem die Pracht ſich ſteiffet. „Was man auf Felſen baut, von Stahl und Eiſen gießt, „Wird endlich von der Zeit geſchliffen und verwuͤſt. „Dieß Werck hingegen trozt, was ſtuͤrmen kann und wettern; „Die Zeit hat kein Geraͤth daſſelbe zu zerſchmettern. 285„Es iſt ſo feſt gegruͤndt, mit ſolcher Kunſt gebaut, „Daß ihm fuͤr keinem Fall als fuͤr des Himmels graut. „Nichts als die Tadelſucht erblickt vielleicht darinnen, „Was weder ich noch ihr wißt beſſer auszuſinnen. „Dann findet ihr Gebiß nicht einen Fraß daran, 290„An dem ſie die Begier der Mißgunſt laben kann; „So L l
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Neuntes Buch.
„So will ich dem Befehl gehorchen, und erklaͤren
„Was dir ſchon dieſe Nacht beliebt hat anzuhoͤren.
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„Der Bau ſey; welchen Raum der Welt er in ſich fang.
„Das Erd-Rund iſt zu klein den Tempel einzuſchlieſſen;
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„Was man auf Felſen baut, von Stahl und Eiſen gießt,
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„Dieß Werck hingegen trozt, was ſtuͤrmen kann und wettern;
„Die Zeit hat kein Geraͤth daſſelbe zu zerſchmettern.
„Es iſt ſo feſt gegruͤndt, mit ſolcher Kunſt gebaut,
„Daß ihm fuͤr keinem Fall als fuͤr des Himmels graut.
„Nichts als die Tadelſucht erblickt vielleicht darinnen,
„Was weder ich noch ihr wißt beſſer auszuſinnen.
„Dann findet ihr Gebiß nicht einen Fraß daran,
„An dem ſie die Begier der Mißgunſt laben kann;
„So
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