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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Neuntes Buch.
"Der Tempel stehet schon, den ich für euch erwähle;
220"Jedoch erlaubt, daß ich noch in dem Sinn verhöhle,
"Mit was vor einer Schrift das Friese prangen soll,
"Und wem ich das Gebäu zum Denckmahl weihen woll.
"Jch werde gleich dem Saal den Riß vor Augen legen,
"Damit ihr dessen Pracht und Grösse könnt erwegen.
225
"Thalia komm hervor! ich weiß du hast gesehn,
"Wie, wo, mit was vor Pomp desselben Theile stehn.
"Beschreib uns das Gebäu mit allen Kostbarkeiten;
"Wie Kunst, Natur und Pracht dort um den Vorzug streiten.
"Komm! wiederhohl uns jezt, was du mir vorgebracht;
230"Jch finde, daß der Bau von dir wohl ausgedacht.
"Freundinnen! gebt es zu! die Meß-Kunst ihrer Augen
"Wird uns zu diesem Werck am allerbesten taugen.
Der Kreiß befremdte sich: mir schien es wunderbar,
Daß meine Führerinn zum Rath beschieden war.
235Jch bildete mir ein, daß etwan sie vernommen,
Es werde zum Beschluß auf sie die Frage kommen.
Jedoch ich sahe nicht, daß man ihr was gesagt,
Wie, oder daß man sie vorher um was gefragt.
Jch fande keine Zeit die Sache zu erkunden,
240Weil alle schon bereit, sie zu vernehmen, stunden.
Jch sahe sie verzagt von meiner Seite gehn,
Jndem fast jeder Blick derselben nachgesehn.
Mir
Neuntes Buch.
„Der Tempel ſtehet ſchon, den ich fuͤr euch erwaͤhle;
220„Jedoch erlaubt, daß ich noch in dem Sinn verhoͤhle,
„Mit was vor einer Schrift das Frieſe prangen ſoll,
„Und wem ich das Gebaͤu zum Denckmahl weihen woll.
„Jch werde gleich dem Saal den Riß vor Augen legen,
„Damit ihr deſſen Pracht und Groͤſſe koͤnnt erwegen.
225
„Thalia komm hervor! ich weiß du haſt geſehn,
„Wie, wo, mit was vor Pomp deſſelben Theile ſtehn.
„Beſchreib uns das Gebaͤu mit allen Koſtbarkeiten;
„Wie Kunſt, Natur und Pracht dort um den Vorzug ſtreiten.
„Komm! wiederhohl uns jezt, was du mir vorgebracht;
230„Jch finde, daß der Bau von dir wohl ausgedacht.
„Freundinnen! gebt es zu! die Meß-Kunſt ihrer Augen
„Wird uns zu dieſem Werck am allerbeſten taugen.
Der Kreiß befremdte ſich: mir ſchien es wunderbar,
Daß meine Fuͤhrerinn zum Rath beſchieden war.
235Jch bildete mir ein, daß etwan ſie vernommen,
Es werde zum Beſchluß auf ſie die Frage kommen.
Jedoch ich ſahe nicht, daß man ihr was geſagt,
Wie, oder daß man ſie vorher um was gefragt.
Jch fande keine Zeit die Sache zu erkunden,
240Weil alle ſchon bereit, ſie zu vernehmen, ſtunden.
Jch ſahe ſie verzagt von meiner Seite gehn,
Jndem faſt jeder Blick derſelben nachgeſehn.
Mir
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[0073] Neuntes Buch. „Der Tempel ſtehet ſchon, den ich fuͤr euch erwaͤhle; „Jedoch erlaubt, daß ich noch in dem Sinn verhoͤhle, „Mit was vor einer Schrift das Frieſe prangen ſoll, „Und wem ich das Gebaͤu zum Denckmahl weihen woll. „Jch werde gleich dem Saal den Riß vor Augen legen, „Damit ihr deſſen Pracht und Groͤſſe koͤnnt erwegen. „Thalia komm hervor! ich weiß du haſt geſehn, „Wie, wo, mit was vor Pomp deſſelben Theile ſtehn. „Beſchreib uns das Gebaͤu mit allen Koſtbarkeiten; „Wie Kunſt, Natur und Pracht dort um den Vorzug ſtreiten. „Komm! wiederhohl uns jezt, was du mir vorgebracht; „Jch finde, daß der Bau von dir wohl ausgedacht. „Freundinnen! gebt es zu! die Meß-Kunſt ihrer Augen „Wird uns zu dieſem Werck am allerbeſten taugen. Der Kreiß befremdte ſich: mir ſchien es wunderbar, Daß meine Fuͤhrerinn zum Rath beſchieden war. Jch bildete mir ein, daß etwan ſie vernommen, Es werde zum Beſchluß auf ſie die Frage kommen. Jedoch ich ſahe nicht, daß man ihr was geſagt, Wie, oder daß man ſie vorher um was gefragt. Jch fande keine Zeit die Sache zu erkunden, Weil alle ſchon bereit, ſie zu vernehmen, ſtunden. Jch ſahe ſie verzagt von meiner Seite gehn, Jndem faſt jeder Blick derſelben nachgeſehn. Mir

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/73>, abgerufen am 24.11.2024.