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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Theresiade
Jndessen war der Saal stets mehr erregt, gestört,
Mithin ihr Reden nur verwirret angehört.
Es wollten andere so wohl, als diese, sprechen,
60So mußten folglich sich die Reden unterbrechen.
Kaum hörte man ein Wort, so wiedersprach man es.
Den ganzen Saal durchschlich ein streitendes Getöß.
Thalia sagte mir: "Will man sie reden lassen,
"So kann man den Entschluß in keinem Jahr verfassen.
65Hier schrie man Mäßigkeit, Mannhaftigkeit und Zucht;
Dort hatten Demuth, Lieb und Eintracht Plaz gesucht.
Der Stimmen Menge konnt nichts deutlich offenbaren,
Weil Tugend, Eigenschaft, und Werck vermischet waren.
Es wird im Sommer oft der allerschönste Tag,
70An dem die Sonne selbst ihr Aug ergözen mag,
Jn den beglänztesten und angenehmsten Stunden
Von dem geringsten Grau der Wolcken überwunden.
Es steigt von ungefähr ein solcher Schatten vor,
Bedeckt, verbirgt die Luft als ein gespannter Flor.
75 Durch eine stille Macht zerstreuet sich die Nässe;
Wie wann der Sonne Glanz selbst in das Grau zerflösse:
Nichts sieht man unerbleicht. Jn einem Augenblick
Wird die verhüllte Luft, der Tropfen-Strich so dick,
Daß Freude, Lust und Trost, so wie der Schein, verschwindet,
80Und aller Gassen Raum sich überschwemmt befindet.
Bis
Thereſiade
Jndeſſen war der Saal ſtets mehr erregt, geſtoͤrt,
Mithin ihr Reden nur verwirꝛet angehoͤrt.
Es wollten andere ſo wohl, als dieſe, ſprechen,
60So mußten folglich ſich die Reden unterbrechen.
Kaum hoͤrte man ein Wort, ſo wiederſprach man es.
Den ganzen Saal durchſchlich ein ſtreitendes Getoͤß.
Thalia ſagte mir: „Will man ſie reden laſſen,
„So kann man den Entſchluß in keinem Jahr verfaſſen.
65Hier ſchrie man Maͤßigkeit, Mannhaftigkeit und Zucht;
Dort hatten Demuth, Lieb und Eintracht Plaz geſucht.
Der Stimmen Menge konnt nichts deutlich offenbaren,
Weil Tugend, Eigenſchaft, und Werck vermiſchet waren.
Es wird im Sommer oft der allerſchoͤnſte Tag,
70An dem die Sonne ſelbſt ihr Aug ergoͤzen mag,
Jn den beglaͤnzteſten und angenehmſten Stunden
Von dem geringſten Grau der Wolcken uͤberwunden.
Es ſteigt von ungefaͤhr ein ſolcher Schatten vor,
Bedeckt, verbirgt die Luft als ein geſpannter Flor.
75 Durch eine ſtille Macht zerſtreuet ſich die Naͤſſe;
Wie wann der Sonne Glanz ſelbſt in das Grau zerfloͤſſe:
Nichts ſieht man unerbleicht. Jn einem Augenblick
Wird die verhuͤllte Luft, der Tropfen-Strich ſo dick,
Daß Freude, Luſt und Troſt, ſo wie der Schein, verſchwindet,
80Und aller Gaſſen Raum ſich uͤberſchwemmt befindet.
Bis
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[0006] Thereſiade Jndeſſen war der Saal ſtets mehr erregt, geſtoͤrt, Mithin ihr Reden nur verwirꝛet angehoͤrt. Es wollten andere ſo wohl, als dieſe, ſprechen, So mußten folglich ſich die Reden unterbrechen. Kaum hoͤrte man ein Wort, ſo wiederſprach man es. Den ganzen Saal durchſchlich ein ſtreitendes Getoͤß. Thalia ſagte mir: „Will man ſie reden laſſen, „So kann man den Entſchluß in keinem Jahr verfaſſen. Hier ſchrie man Maͤßigkeit, Mannhaftigkeit und Zucht; Dort hatten Demuth, Lieb und Eintracht Plaz geſucht. Der Stimmen Menge konnt nichts deutlich offenbaren, Weil Tugend, Eigenſchaft, und Werck vermiſchet waren. Es wird im Sommer oft der allerſchoͤnſte Tag, An dem die Sonne ſelbſt ihr Aug ergoͤzen mag, Jn den beglaͤnzteſten und angenehmſten Stunden Von dem geringſten Grau der Wolcken uͤberwunden. Es ſteigt von ungefaͤhr ein ſolcher Schatten vor, Bedeckt, verbirgt die Luft als ein geſpannter Flor. Durch eine ſtille Macht zerſtreuet ſich die Naͤſſe; Wie wann der Sonne Glanz ſelbſt in das Grau zerfloͤſſe: Nichts ſieht man unerbleicht. Jn einem Augenblick Wird die verhuͤllte Luft, der Tropfen-Strich ſo dick, Daß Freude, Luſt und Troſt, ſo wie der Schein, verſchwindet, Und aller Gaſſen Raum ſich uͤberſchwemmt befindet. Bis

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/6>, abgerufen am 24.11.2024.