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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Theresiade
Der ganze Saal ward reg: hier spührte man ein Wort;
10Da lispelt' Eine dieß, was anders Jene dort.
Es redten zwey und zwey, auch drey und mehr zusammen,
Nachdem Begier und Geist und Eifer Plaz bekamen.
Balb stund' ich auf die Zehn und hielte mich erhöht;
Bald hatt' ich mich dahin, und bald hieher gedreht
15Aus vielerley Gespräch nur eines zu vernehmen;
Umsonst: ich mußte mich zu der Geduld bequemen:
Bis eine graue Frau die Stimme sehr erhob
Und sagte: "Gibt man dann der Tugend gar kein Lob
"Die mehr als andere mit Mühe, Sorg und Kräften,
20"(Jch rede von dem Fleiß:) in Staats- und Kriegs-Geschäfften
"Sich angewendet hat? Kaum aber redte die,
So fiel die Jugend ein: "Was nuzte deine Müh,
"Wann meine Munterkeit, mein Feuer dich verliessen?
"Gesezt ", sprach Eine drauf, ich wollte mich entschliessen,
25"Euch allen insgesammt mehr Feind als Freund zu seyn:
"Träff nicht der alte Spruch in Wort- und Wercken ein:
"Wer ist der seinen Feind sucht, sieht, und überwindet,
"Der nicht erst durch das Glück den Weeg zum Siegen findet?
Der wiedersprach man auch. Sie sezte dannoch fort
30Und sagte: "Zeige man nur den geringsten Ort,
"Wo man wußt ohne mich so vieles auszusinnen:
"Jch mußte Schritt vor Schritt, was man verlohr, gewinnen.
Die
Thereſiade
Der ganze Saal ward reg: hier ſpuͤhrte man ein Wort;
10Da liſpelt’ Eine dieß, was anders Jene dort.
Es redten zwey und zwey, auch drey und mehr zuſammen,
Nachdem Begier und Geiſt und Eifer Plaz bekamen.
Balb ſtund’ ich auf die Zehn und hielte mich erhoͤht;
Bald hatt’ ich mich dahin, und bald hieher gedreht
15Aus vielerley Geſpraͤch nur eines zu vernehmen;
Umſonſt: ich mußte mich zu der Geduld bequemen:
Bis eine graue Frau die Stimme ſehr erhob
Und ſagte: „Gibt man dann der Tugend gar kein Lob
„Die mehr als andere mit Muͤhe, Sorg und Kraͤften,
20„(Jch rede von dem Fleiß:) in Staats- und Kriegs-Geſchaͤfften
„Sich angewendet hat? Kaum aber redte die,
So fiel die Jugend ein: „Was nuzte deine Muͤh,
„Wann meine Munterkeit, mein Feuer dich verlieſſen?
„Geſezt „, ſprach Eine drauf, ich wollte mich entſchlieſſen,
25„Euch allen insgeſammt mehr Feind als Freund zu ſeyn:
„Traͤff nicht der alte Spruch in Wort- und Wercken ein:
„Wer iſt der ſeinen Feind ſucht, ſieht, und uͤberwindet,
„Der nicht erſt durch das Gluͤck den Weeg zum Siegen findet?
Der wiederſprach man auch. Sie ſezte dannoch fort
30Und ſagte: „Zeige man nur den geringſten Ort,
„Wo man wußt ohne mich ſo vieles auszuſinnen:
„Jch mußte Schritt vor Schritt, was man verlohr, gewinnen.
Die
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[0004] Thereſiade Der ganze Saal ward reg: hier ſpuͤhrte man ein Wort; Da liſpelt’ Eine dieß, was anders Jene dort. Es redten zwey und zwey, auch drey und mehr zuſammen, Nachdem Begier und Geiſt und Eifer Plaz bekamen. Balb ſtund’ ich auf die Zehn und hielte mich erhoͤht; Bald hatt’ ich mich dahin, und bald hieher gedreht Aus vielerley Geſpraͤch nur eines zu vernehmen; Umſonſt: ich mußte mich zu der Geduld bequemen: Bis eine graue Frau die Stimme ſehr erhob Und ſagte: „Gibt man dann der Tugend gar kein Lob „Die mehr als andere mit Muͤhe, Sorg und Kraͤften, „(Jch rede von dem Fleiß:) in Staats- und Kriegs-Geſchaͤfften „Sich angewendet hat? Kaum aber redte die, So fiel die Jugend ein: „Was nuzte deine Muͤh, „Wann meine Munterkeit, mein Feuer dich verlieſſen? „Geſezt „, ſprach Eine drauf, ich wollte mich entſchlieſſen, „Euch allen insgeſammt mehr Feind als Freund zu ſeyn: „Traͤff nicht der alte Spruch in Wort- und Wercken ein: „Wer iſt der ſeinen Feind ſucht, ſieht, und uͤberwindet, „Der nicht erſt durch das Gluͤck den Weeg zum Siegen findet? Der wiederſprach man auch. Sie ſezte dannoch fort Und ſagte: „Zeige man nur den geringſten Ort, „Wo man wußt ohne mich ſo vieles auszuſinnen: „Jch mußte Schritt vor Schritt, was man verlohr, gewinnen. Die

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/4>, abgerufen am 21.11.2024.