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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Siebendes Buch.
465
"Jn der Betrachtung nahm der Mond sich dieses vor:
"Jch ruffe, war sein Schluß, der grösten Sterne Chor
"Und weise selbigen der Sonne Feur-Gefässe,
"Macht, Schimmer, Häftigkeit, Pracht, Helle, Gold und Grösse.
"Was er entschloß, geschah. Ein Strahl des Sonnen Lichts
470"Nahm unterdessen ihm die Kraft des Angesichts,
"So ward in einer Nacht von Ost, West, Nord und Süden
"Der größten Sterne Schaar von ihm zum Rath beschieden.
"Seht das geschmückte Reich! den Schimmer dieser Nacht!
"Allein was haltet ihr von eines Tages Pracht?
475"(Trug er derselben vor) ihr kennt den Schein, die Helle
"Des Strahlen-reichen Runds, der höchsten Goldes-Quelle,
"Der Sonne Majestät? gebührt es, oder nicht,
"Daß, weil es euch und mir am größten Schmuck gebricht
"Derselben gleich zu seyn, wir sie als Haupt erkennen,
480"Und uns von selbiger die Untergebnen nennen?
"Gefällt es euch, daß wir; wann sie das Schlaf-Gemach
"Des Morgens öffnen wird, den Vorhang nach und nach
"Von ihrem Auge zieht; auf ihren Anblick warten?
"Wie wann wir unsern Schluß und Dienst ihr offenbarten?
485"Wollt ihr, sag' ich, hernach auf ihrer ganzen Reis,
"Mit eurer Strahlen Licht geziert, in einem Kreiß
"Rings um ihr Angesicht sie, wo sie fährt, begleiten?
"Sagt, ob ihr zu dem Zug euch wollet vorbereiten?
"Die
D d 3
Siebendes Buch.
465
„Jn der Betrachtung nahm der Mond ſich dieſes vor:
„Jch ruffe, war ſein Schluß, der groͤſten Sterne Chor
„Und weiſe ſelbigen der Sonne Feur-Gefaͤſſe,
„Macht, Schim̃er, Haͤftigkeit, Pracht, Helle, Gold und Groͤſſe.
„Was er entſchloß, geſchah. Ein Strahl des Sonnen Lichts
470„Nahm unterdeſſen ihm die Kraft des Angeſichts,
„So ward in einer Nacht von Oſt, Weſt, Nord und Suͤden
„Der groͤßten Sterne Schaar von ihm zum Rath beſchieden.
„Seht das geſchmuͤckte Reich! den Schimmer dieſer Nacht!
„Allein was haltet ihr von eines Tages Pracht?
475„(Trug er derſelben vor) ihr kennt den Schein, die Helle
„Des Strahlen-reichen Runds, der hoͤchſten Goldes-Quelle,
„Der Sonne Majeſtaͤt? gebuͤhrt es, oder nicht,
„Daß, weil es euch und mir am groͤßten Schmuck gebricht
„Derſelben gleich zu ſeyn, wir ſie als Haupt erkennen,
480„Und uns von ſelbiger die Untergebnen nennen?
„Gefaͤllt es euch, daß wir; wann ſie das Schlaf-Gemach
„Des Morgens oͤffnen wird, den Vorhang nach und nach
„Von ihrem Auge zieht; auf ihren Anblick warten?
„Wie wann wir unſern Schluß und Dienſt ihr offenbarten?
485„Wollt ihr, ſag’ ich, hernach auf ihrer ganzen Reis,
„Mit eurer Strahlen Licht geziert, in einem Kreiß
„Rings um ihr Angeſicht ſie, wo ſie faͤhrt, begleiten?
„Sagt, ob ihr zu dem Zug euch wollet vorbereiten?
„Die
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[0023] Siebendes Buch. „Jn der Betrachtung nahm der Mond ſich dieſes vor: „Jch ruffe, war ſein Schluß, der groͤſten Sterne Chor „Und weiſe ſelbigen der Sonne Feur-Gefaͤſſe, „Macht, Schim̃er, Haͤftigkeit, Pracht, Helle, Gold und Groͤſſe. „Was er entſchloß, geſchah. Ein Strahl des Sonnen Lichts „Nahm unterdeſſen ihm die Kraft des Angeſichts, „So ward in einer Nacht von Oſt, Weſt, Nord und Suͤden „Der groͤßten Sterne Schaar von ihm zum Rath beſchieden. „Seht das geſchmuͤckte Reich! den Schimmer dieſer Nacht! „Allein was haltet ihr von eines Tages Pracht? „(Trug er derſelben vor) ihr kennt den Schein, die Helle „Des Strahlen-reichen Runds, der hoͤchſten Goldes-Quelle, „Der Sonne Majeſtaͤt? gebuͤhrt es, oder nicht, „Daß, weil es euch und mir am groͤßten Schmuck gebricht „Derſelben gleich zu ſeyn, wir ſie als Haupt erkennen, „Und uns von ſelbiger die Untergebnen nennen? „Gefaͤllt es euch, daß wir; wann ſie das Schlaf-Gemach „Des Morgens oͤffnen wird, den Vorhang nach und nach „Von ihrem Auge zieht; auf ihren Anblick warten? „Wie wann wir unſern Schluß und Dienſt ihr offenbarten? „Wollt ihr, ſag’ ich, hernach auf ihrer ganzen Reis, „Mit eurer Strahlen Licht geziert, in einem Kreiß „Rings um ihr Angeſicht ſie, wo ſie faͤhrt, begleiten? „Sagt, ob ihr zu dem Zug euch wollet vorbereiten? „Die D d 3

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/23>, abgerufen am 29.03.2024.