Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Zwölfftes Buch. HJer nun ergriffe mich Thalia bey der Hand 465Und sprach: "Getreuer Freund! jezt findst du dich im Stand "Das, was du gestern schon begunntest, zu vollziehen; 460"Stimm deinen Sayten-Chor und sing! spahr kein Bemühen! "Hab nur zum Fingerzeig der Wahrheit Zuversicht, "Und sorg dich um der Welt Lob oder Tadel nicht. "Die Frösche lassen sich im hell- und trüben hören: "Sie werden den Gesang, den du beginnst, nicht stören. Da sagt' ich ihr: mein Geist ist so Verwundrungs-voll, Daß er nicht weiß, wo er das Werck beginnen soll. "Du wirst die Königinn auf einem Ehren-Wagen" Sprach sie, biß in den Kreiß der spätsten Nachwelt tragen." Wer ist der, fuhr ich fort, der dieß vollbringen kann? 470"Faß Muth", versezte sie, fang bey dem Nahmen an: "Die Grosse Königinn von Hungarn und von Böhmen, "Der man ihr Eigenthum, ihr Erb-Recht wollte nehmen; "Erzherzoginn und Frau des Lands von Oesterreich; "Ein Held, dem in der Welt kein Held, kein König gleich: 475 Die, X x 2
Zwoͤlfftes Buch. HJer nun ergriffe mich Thalia bey der Hand 465Und ſprach: „Getreuer Freund! jezt findſt du dich im Stand „Das, was du geſtern ſchon begunnteſt, zu vollziehen; 460„Stimm deinen Sayten-Chor und ſing! ſpahr kein Bemuͤhen! „Hab nur zum Fingerzeig der Wahrheit Zuverſicht, „Und ſorg dich um der Welt Lob oder Tadel nicht. „Die Froͤſche laſſen ſich im hell- und truͤben hoͤren: „Sie werden den Geſang, den du beginnſt, nicht ſtoͤren. Da ſagt’ ich ihr: mein Geiſt iſt ſo Verwundrungs-voll, Daß er nicht weiß, wo er das Werck beginnen ſoll. „Du wirſt die Koͤniginn auf einem Ehren-Wagen„ Sprach ſie, biß in den Kreiß der ſpaͤtſten Nachwelt tragen.„ Wer iſt der, fuhr ich fort, der dieß vollbringen kann? 470„Faß Muth„, verſezte ſie, fang bey dem Nahmen an: „Die Groſſe Koͤniginn von Hungarn und von Boͤhmen, „Der man ihr Eigenthum, ihr Erb-Recht wollte nehmen; „Erzherzoginn und Frau des Lands von Oeſterreich; „Ein Held, dem in der Welt kein Held, kein Koͤnig gleich: 475 Die, X x 2
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Zwoͤlfftes Buch.
HJer nun ergriffe mich Thalia bey der Hand
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„Stimm deinen Sayten-Chor und ſing! ſpahr kein Bemuͤhen!
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Sprach ſie, biß in den Kreiß der ſpaͤtſten Nachwelt tragen.„
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„Faß Muth„, verſezte ſie, fang bey dem Nahmen an:
„Die Groſſe Koͤniginn von Hungarn
und von Boͤhmen,
„Der man ihr Eigenthum, ihr Erb-Recht
wollte nehmen;
„Erzherzoginn und Frau des Lands
von Oeſterreich;
„Ein Held, dem in der Welt kein Held,
kein Koͤnig gleich:
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