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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Theresiade
485Aus allen Herzen drang ein treuer Wunsch empor.
Jmmittelst machte sich die Frömmigkeit hervor,
Als ob sie die Geduld des Throns wollt unterbrechen;
Sie neigte sich, da sie begunnte so zu sprechen:
"Von GOtt beschüzte Frau! Bewundrungs-werther Thron!
490"Gebührt der Frömmigkeit nicht ein besondrer Lohn?
"Jahr-hundert seynd vorbey; Jahr-hundert werden fliessen,
"So wird man jederzeit bey dir mich finden müssen.
"Erlaube diesem nach, daß ich O Königinn
"Der Völcker Heil und Trost und Ueberwinderinn!
495"Die du der Frömmigkeit Verdienst hast übertrossen,
"(GOtt liesse sonder der uns keine Rettung hoffen)
"Erlaube mir, daß ich nicht um ein eitles Lob,
"Womit der Kreiß bißher fast jede That erhob;
"Nein: sondern um das Dach der GOtt-geweihten Hütte
500"Jn welcher ich so lang gewohnet habe, bitte.
"Du siehst, Theresia! Welt-angebet'te Frau!
"Daß ich nichts weniger als auf die Prachten schau;
"Mein Herz verlanget nichts was schnöder Ruhmsucht eigen;
"Es will nur einen Plaz bey dir zu bleiben, zeigen.


[Spaltenumbruch] 490.
505 "Jch
490. Von dieser Hütte wird oben
im 8. Buch im 130. auch in den vor
und nachgehenden Versen weitläufige-
[Spaltenumbruch] re Erwähnung gemacht. Welche die
dortige Anmerckung erkläret.
Thereſiade
485Aus allen Herzen drang ein treuer Wunſch empor.
Jmmittelſt machte ſich die Froͤmmigkeit hervor,
Als ob ſie die Geduld des Throns wollt unterbrechen;
Sie neigte ſich, da ſie begunnte ſo zu ſprechen:
„Von GOtt beſchuͤzte Frau! Bewundrungs-werther Thron!
490„Gebuͤhrt der Froͤmmigkeit nicht ein beſondrer Lohn?
„Jahr-hundert ſeynd vorbey; Jahr-hundert werden flieſſen,
„So wird man jederzeit bey dir mich finden muͤſſen.
„Erlaube dieſem nach, daß ich O Koͤniginn
„Der Voͤlcker Heil und Troſt und Ueberwinderinn!
495„Die du der Froͤmmigkeit Verdienſt haſt uͤbertroſſen,
„(GOtt lieſſe ſonder der uns keine Rettung hoffen)
„Erlaube mir, daß ich nicht um ein eitles Lob,
„Womit der Kreiß bißher faſt jede That erhob;
„Nein: ſondern um das Dach der GOtt-geweihten Huͤtte
500„Jn welcher ich ſo lang gewohnet habe, bitte.
„Du ſiehſt, Thereſia! Welt-angebet’te Frau!
„Daß ich nichts weniger als auf die Prachten ſchau;
„Mein Herz verlanget nichts was ſchnoͤder Ruhmſucht eigen;
„Es will nur einen Plaz bey dir zu bleiben, zeigen.


[Spaltenumbruch] 490.
505 „Jch
490. Von dieſer Huͤtte wird oben
im 8. Buch im 130. auch in den vor
und nachgehenden Verſen weitlaͤufige-
[Spaltenumbruch] re Erwaͤhnung gemacht. Welche die
dortige Anmerckung erklaͤret.
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[0112] Thereſiade Aus allen Herzen drang ein treuer Wunſch empor. Jmmittelſt machte ſich die Froͤmmigkeit hervor, Als ob ſie die Geduld des Throns wollt unterbrechen; Sie neigte ſich, da ſie begunnte ſo zu ſprechen: „Von GOtt beſchuͤzte Frau! Bewundrungs-werther Thron! „Gebuͤhrt der Froͤmmigkeit nicht ein beſondrer Lohn? „Jahr-hundert ſeynd vorbey; Jahr-hundert werden flieſſen, „So wird man jederzeit bey dir mich finden muͤſſen. „Erlaube dieſem nach, daß ich O Koͤniginn „Der Voͤlcker Heil und Troſt und Ueberwinderinn! „Die du der Froͤmmigkeit Verdienſt haſt uͤbertroſſen, „(GOtt lieſſe ſonder der uns keine Rettung hoffen) „Erlaube mir, daß ich nicht um ein eitles Lob, „Womit der Kreiß bißher faſt jede That erhob; „Nein: ſondern um das Dach der GOtt-geweihten Huͤtte „Jn welcher ich ſo lang gewohnet habe, bitte. „Du ſiehſt, Thereſia! Welt-angebet’te Frau! „Daß ich nichts weniger als auf die Prachten ſchau; „Mein Herz verlanget nichts was ſchnoͤder Ruhmſucht eigen; „Es will nur einen Plaz bey dir zu bleiben, zeigen. 505 „Jch 490. 490. Von dieſer Huͤtte wird oben im 8. Buch im 130. auch in den vor und nachgehenden Verſen weitlaͤufige- re Erwaͤhnung gemacht. Welche die dortige Anmerckung erklaͤret.

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/112>, abgerufen am 27.04.2024.