Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Zehndes Buch.
"Jch kannte, wie gegründt, der Völcker Wohlfart ist,
"Wo der Regent sein Amt nach euern Pflichten mißt.
415"Was eine Königinn und Mutter soll erachten,
"War, was die Sorgen mir stets in die Sinnen brachten.
"Das Ziel ist einerley, wo man der Völcker Wohl
"Mehr als das eigene, dacht' ich, befördern soll:
"Ob man zum Heil des Lands als Mutter sich bemühe,
420"Wie, oder ihm den Sohn zum Vater auferziehe.
"So fiele mein Entschluß auf diesen Umstand aus:
"Jch schencke, sprach mein Herz, dem Saal mein ganzes Haus.
"Nichts als was mir ersprießt, pflegt euch im Sinn zu ligen,
"So, dacht' ich, werdet ihr euch mit dem Preiß vergnügen.
425"Was euch Ergözen bringt, erquickt auch meine Brust,
"Dieß schafft den Kindern Glück, den Ländern Heil und Lust.
"So seynd wir eines Sinns: erziehet ihr die Kinder,
"So wächst der Völcker Glück, Ruh, Fried und Wohl geschwinder.
"Erinnert euch, wie GOtt euch mir zur Hilff geschickt;
430"Jch habe nur durch euch der Feinde Schwert zerstückt;
"Durch euch ist Zepter, Kron und Thron beschüzt geblieben;
"Jhr habt mit Feindes Blut auf unsern Fahn geschrieben:
"Durch GOtt steht dieses Haus. So fallt ihr mir auch bey,
"Daß ich durch GOttes Macht so reich an Kindern sey:
435"Er habe mich damit nur zu dem Ziel versehen,
"Weil er den Schluß gefällt: das Haus soll ewig stehen.
"Aus
P p 2
Zehndes Buch.
„Jch kannte, wie gegruͤndt, der Voͤlcker Wohlfart iſt,
„Wo der Regent ſein Amt nach euern Pflichten mißt.
415„Was eine Koͤniginn und Mutter ſoll erachten,
„War, was die Sorgen mir ſtets in die Sinnen brachten.
„Das Ziel iſt einerley, wo man der Voͤlcker Wohl
„Mehr als das eigene, dacht’ ich, befoͤrdern ſoll:
„Ob man zum Heil des Lands als Mutter ſich bemuͤhe,
420„Wie, oder ihm den Sohn zum Vater auferziehe.
„So fiele mein Entſchluß auf dieſen Umſtand aus:
„Jch ſchencke, ſprach mein Herz, dem Saal mein ganzes Haus.
„Nichts als was mir erſprießt, pflegt euch im Sinn zu ligen,
„So, dacht’ ich, werdet ihr euch mit dem Preiß vergnuͤgen.
425„Was euch Ergoͤzen bringt, erquickt auch meine Bruſt,
„Dieß ſchafft den Kindern Gluͤck, den Laͤndern Heil und Luſt.
„So ſeynd wir eines Sinns: erziehet ihr die Kinder,
„So waͤchſt der Voͤlcker Gluͤck, Ruh, Fried und Wohl geſchwinder.
„Erinnert euch, wie GOtt euch mir zur Hilff geſchickt;
430„Jch habe nur durch euch der Feinde Schwert zerſtuͤckt;
„Durch euch iſt Zepter, Kron und Thron beſchuͤzt geblieben;
„Jhr habt mit Feindes Blut auf unſern Fahn geſchrieben:
Durch GOtt ſteht dieſes Haus. So fallt ihr mir auch bey,
„Daß ich durch GOttes Macht ſo reich an Kindern ſey:
435„Er habe mich damit nur zu dem Ziel verſehen,
„Weil er den Schluß gefaͤllt: das Haus ſoll ewig ſtehen.
„Aus
P p 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0109"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zehndes Buch.</hi> </fw><lb/>
            <l>&#x201E;Jch kannte, wie gegru&#x0364;ndt, der Vo&#x0364;lcker Wohlfart i&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Wo der Regent &#x017F;ein Amt nach euern Pflichten mißt.</l><lb/>
            <l><note place="left">415</note>&#x201E;Was eine Ko&#x0364;niginn und Mutter &#x017F;oll erachten,</l><lb/>
            <l>&#x201E;War, was die Sorgen mir &#x017F;tets in die Sinnen brachten.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Das Ziel i&#x017F;t einerley, wo man der Vo&#x0364;lcker Wohl</l><lb/>
            <l>&#x201E;Mehr als das eigene, dacht&#x2019; ich, befo&#x0364;rdern &#x017F;oll:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Ob man zum Heil des Lands als Mutter &#x017F;ich bemu&#x0364;he,</l><lb/>
            <l><note place="left">420</note>&#x201E;Wie, oder ihm den Sohn zum Vater auferziehe.</l><lb/>
            <l>&#x201E;So fiele mein Ent&#x017F;chluß auf die&#x017F;en Um&#x017F;tand aus:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Jch &#x017F;chencke, &#x017F;prach mein Herz, dem Saal mein ganzes Haus.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Nichts als was mir er&#x017F;prießt, pflegt euch im Sinn zu ligen,</l><lb/>
            <l>&#x201E;So, dacht&#x2019; ich, werdet ihr euch mit dem Preiß vergnu&#x0364;gen.</l><lb/>
            <l><note place="left">425</note>&#x201E;Was euch Ergo&#x0364;zen bringt, erquickt auch meine Bru&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Dieß &#x017F;chafft den Kindern Glu&#x0364;ck, den La&#x0364;ndern Heil und Lu&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>&#x201E;So &#x017F;eynd wir eines Sinns: erziehet ihr die Kinder,</l><lb/>
            <l>&#x201E;So wa&#x0364;ch&#x017F;t der Vo&#x0364;lcker Glu&#x0364;ck, Ruh, Fried und Wohl ge&#x017F;chwinder.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Erinnert euch, wie GOtt euch mir zur Hilff ge&#x017F;chickt;</l><lb/>
            <l><note place="left">430</note>&#x201E;Jch habe nur durch euch der Feinde Schwert zer&#x017F;tu&#x0364;ckt;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Durch euch i&#x017F;t Zepter, Kron und Thron be&#x017F;chu&#x0364;zt geblieben;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Jhr habt mit Feindes Blut auf un&#x017F;ern Fahn ge&#x017F;chrieben:</l><lb/>
            <l>&#x201E;<hi rendition="#fr">Durch GOtt &#x017F;teht die&#x017F;es Haus.</hi> So fallt ihr mir auch bey,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Daß ich durch GOttes Macht &#x017F;o reich an Kindern &#x017F;ey:</l><lb/>
            <l><note place="left">435</note>&#x201E;Er habe mich damit nur zu dem Ziel ver&#x017F;ehen,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Weil er den Schluß gefa&#x0364;llt: <hi rendition="#fr">das Haus &#x017F;oll ewig &#x017F;tehen.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">P p 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">&#x201E;Aus</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0109] Zehndes Buch. „Jch kannte, wie gegruͤndt, der Voͤlcker Wohlfart iſt, „Wo der Regent ſein Amt nach euern Pflichten mißt. „Was eine Koͤniginn und Mutter ſoll erachten, „War, was die Sorgen mir ſtets in die Sinnen brachten. „Das Ziel iſt einerley, wo man der Voͤlcker Wohl „Mehr als das eigene, dacht’ ich, befoͤrdern ſoll: „Ob man zum Heil des Lands als Mutter ſich bemuͤhe, „Wie, oder ihm den Sohn zum Vater auferziehe. „So fiele mein Entſchluß auf dieſen Umſtand aus: „Jch ſchencke, ſprach mein Herz, dem Saal mein ganzes Haus. „Nichts als was mir erſprießt, pflegt euch im Sinn zu ligen, „So, dacht’ ich, werdet ihr euch mit dem Preiß vergnuͤgen. „Was euch Ergoͤzen bringt, erquickt auch meine Bruſt, „Dieß ſchafft den Kindern Gluͤck, den Laͤndern Heil und Luſt. „So ſeynd wir eines Sinns: erziehet ihr die Kinder, „So waͤchſt der Voͤlcker Gluͤck, Ruh, Fried und Wohl geſchwinder. „Erinnert euch, wie GOtt euch mir zur Hilff geſchickt; „Jch habe nur durch euch der Feinde Schwert zerſtuͤckt; „Durch euch iſt Zepter, Kron und Thron beſchuͤzt geblieben; „Jhr habt mit Feindes Blut auf unſern Fahn geſchrieben: „Durch GOtt ſteht dieſes Haus. So fallt ihr mir auch bey, „Daß ich durch GOttes Macht ſo reich an Kindern ſey: „Er habe mich damit nur zu dem Ziel verſehen, „Weil er den Schluß gefaͤllt: das Haus ſoll ewig ſtehen. „Aus P p 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/109
Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/109>, abgerufen am 24.11.2024.