Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.

"Jn Sicherheit gebracht, die nun der Noth befreyt,
"Und aller Wehmuth loß mit froher Danckbarkeit
"Das vormahls bittere, nun süsse Brod geniessen,
460"Und darum ihr Gebeth für sie zu GOtt ergiessen;

"So fänd' ich keinen Plaz; die Stadt wär viel zu eng,
"O Trost-erfüllte Schaar! was fröhliches Gedräng!
"Es wurd ein ganzes Heer von Kindern, Wittwen, Waysen,
"Die sich von ihrer Huld, von ihrer Gnade speisen.
465"Jch glaube nicht, daß es so viel Gespräch bedarff

"Zu zeigen, wie sie stets mein Ebenbild entwarff;
"Jhr wißts, und könnt es euch noch mehr vor Augen stellen,
"Als es aus dem, was ich erzähle, mag erhellen.

"Es rühmt die Frömmigkeit sich des erworbnen Siegs;
470"Sie sey die Retterinn; die Führerinn des Kriegs;

"Der Himmel habe sich auf ihr Gebeth gebogen,
"Und tausend Wunder-Werck' um unser Heil gepflogen.
"Das nimmt mir den Bestand von meiner Hoffnung nicht;
"Jch weiß, daß wegen mir so viel, auch mehr geschicht.
475"Jch will Magnet und Pol und Ruder überwinden,

"Jch weiß zu diesem Ziel Beweis und Grund zu finden.
"Wie viele ruffen nicht zu der Allmögenheit,
"Daß sie die Königinn durch diese Krieges-Zeit
"Und sonsten immerfort für Ungemach bewahre;
480"Damit ihr nichts als Heil und Siegen wiederfahre?
"Wer
W

Fuͤnftes Buch.

„Jn Sicherheit gebracht, die nun der Noth befreyt,
„Und aller Wehmuth loß mit froher Danckbarkeit
„Das vormahls bittere, nun ſuͤſſe Brod genieſſen,
460„Und darum ihr Gebeth fuͤr ſie zu GOtt ergieſſen;

„So faͤnd’ ich keinen Plaz; die Stadt waͤr viel zu eng,
„O Troſt-erfuͤllte Schaar! was froͤhliches Gedraͤng!
„Es wurd ein ganzes Heer von Kindern, Wittwen, Wayſen,
„Die ſich von ihrer Huld, von ihrer Gnade ſpeiſen.
465„Jch glaube nicht, daß es ſo viel Geſpraͤch bedarff

„Zu zeigen, wie ſie ſtets mein Ebenbild entwarff;
„Jhr wißts, und koͤnnt es euch noch mehr vor Augen ſtellen,
„Als es aus dem, was ich erzaͤhle, mag erhellen.

„Es ruͤhmt die Froͤmmigkeit ſich des erworbnen Siegs;
470„Sie ſey die Retterinn; die Fuͤhrerinn des Kriegs;

„Der Himmel habe ſich auf ihr Gebeth gebogen,
„Und tauſend Wunder-Werck’ um unſer Heil gepflogen.
„Das nimmt mir den Beſtand von meiner Hoffnung nicht;
„Jch weiß, daß wegen mir ſo viel, auch mehr geſchicht.
475„Jch will Magnet und Pol und Ruder uͤberwinden,

„Jch weiß zu dieſem Ziel Beweis und Grund zu finden.
„Wie viele ruffen nicht zu der Allmoͤgenheit,
„Daß ſie die Koͤniginn durch dieſe Krieges-Zeit
„Und ſonſten immerfort fuͤr Ungemach bewahre;
480„Damit ihr nichts als Heil und Siegen wiederfahre?
„Wer
W
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg>
              <l>
                <pb facs="#f0168"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>&#x201E;Jn Sicherheit gebracht, die nun der Noth befreyt,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Und aller Wehmuth loß mit froher Danckbarkeit</l><lb/>
              <l>&#x201E;Das vormahls bittere, nun &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Brod genie&#x017F;&#x017F;en,<lb/><note place="left">460</note>&#x201E;Und darum ihr Gebeth fu&#x0364;r &#x017F;ie zu GOtt ergie&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
              <l>&#x201E;So fa&#x0364;nd&#x2019; ich keinen Plaz; die Stadt wa&#x0364;r viel zu eng,</l><lb/>
              <l>&#x201E;O Tro&#x017F;t-erfu&#x0364;llte Schaar! was fro&#x0364;hliches Gedra&#x0364;ng!</l><lb/>
              <l>&#x201E;Es wurd ein ganzes Heer von Kindern, Wittwen, Way&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Die &#x017F;ich von ihrer Huld, von ihrer Gnade &#x017F;pei&#x017F;en.<lb/><note place="left">465</note>&#x201E;Jch glaube nicht, daß es &#x017F;o viel Ge&#x017F;pra&#x0364;ch bedarff</l><lb/>
              <l>&#x201E;Zu zeigen, wie &#x017F;ie &#x017F;tets mein Ebenbild entwarff;</l><lb/>
              <l>&#x201E;Jhr wißts, und ko&#x0364;nnt es euch noch mehr vor Augen &#x017F;tellen,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Als es aus dem, was ich erza&#x0364;hle, mag erhellen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>&#x201E;Es ru&#x0364;hmt die Fro&#x0364;mmigkeit &#x017F;ich des erworbnen Siegs;<lb/><note place="left">470</note>&#x201E;Sie &#x017F;ey die Retterinn; die Fu&#x0364;hrerinn des Kriegs;</l><lb/>
              <l>&#x201E;Der Himmel habe &#x017F;ich auf ihr Gebeth gebogen,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Und tau&#x017F;end Wunder-Werck&#x2019; um un&#x017F;er Heil gepflogen.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Das nimmt mir den Be&#x017F;tand von meiner Hoffnung nicht;</l><lb/>
              <l>&#x201E;Jch weiß, daß wegen mir &#x017F;o viel, auch mehr ge&#x017F;chicht.<lb/><note place="left">475</note>&#x201E;Jch will Magnet und Pol und Ruder u&#x0364;berwinden,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Jch weiß zu die&#x017F;em Ziel Beweis und Grund zu finden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>&#x201E;Wie viele ruffen nicht zu der Allmo&#x0364;genheit,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Daß &#x017F;ie die Ko&#x0364;niginn durch die&#x017F;e Krieges-Zeit</l><lb/>
              <l>&#x201E;Und &#x017F;on&#x017F;ten immerfort fu&#x0364;r Ungemach bewahre;<lb/><note place="left">480</note>&#x201E;Damit ihr nichts als Heil und Siegen wiederfahre?<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">W</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x201E;Wer</fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0168] Fuͤnftes Buch. „Jn Sicherheit gebracht, die nun der Noth befreyt, „Und aller Wehmuth loß mit froher Danckbarkeit „Das vormahls bittere, nun ſuͤſſe Brod genieſſen, „Und darum ihr Gebeth fuͤr ſie zu GOtt ergieſſen; „So faͤnd’ ich keinen Plaz; die Stadt waͤr viel zu eng, „O Troſt-erfuͤllte Schaar! was froͤhliches Gedraͤng! „Es wurd ein ganzes Heer von Kindern, Wittwen, Wayſen, „Die ſich von ihrer Huld, von ihrer Gnade ſpeiſen. „Jch glaube nicht, daß es ſo viel Geſpraͤch bedarff „Zu zeigen, wie ſie ſtets mein Ebenbild entwarff; „Jhr wißts, und koͤnnt es euch noch mehr vor Augen ſtellen, „Als es aus dem, was ich erzaͤhle, mag erhellen. „Es ruͤhmt die Froͤmmigkeit ſich des erworbnen Siegs; „Sie ſey die Retterinn; die Fuͤhrerinn des Kriegs; „Der Himmel habe ſich auf ihr Gebeth gebogen, „Und tauſend Wunder-Werck’ um unſer Heil gepflogen. „Das nimmt mir den Beſtand von meiner Hoffnung nicht; „Jch weiß, daß wegen mir ſo viel, auch mehr geſchicht. „Jch will Magnet und Pol und Ruder uͤberwinden, „Jch weiß zu dieſem Ziel Beweis und Grund zu finden. „Wie viele ruffen nicht zu der Allmoͤgenheit, „Daß ſie die Koͤniginn durch dieſe Krieges-Zeit „Und ſonſten immerfort fuͤr Ungemach bewahre; „Damit ihr nichts als Heil und Siegen wiederfahre? „Wer W

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/168
Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/168>, abgerufen am 04.05.2024.