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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

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Theresiade
745"Mir fehl' es am Gewehr. Hieraus zog ich den Schluß,
"Daß, weil denselben nur das Schlacht-Schwert helffen muß,
"Sie sich vielleicht umsonst die Oberhand versprechen,
"GOtt werde die Gewalt gewiß am Ende rächen.
"Dies ist, was meinem Sinn Muth und Vertrauen bracht:
750"Wo man mit Unrecht kriegt, dacht' ich, nüzt keine Macht.

"Wo man die Waffen nur mit diesem Wahlspruch zieret:
"Nur dem gebührt das Recht, der mit Gewalt regieret.
"Dort herrscht man zwar, jedoch wie lang besteht der Thron?
"Das Recht führt an das End, und dieses gibt die Kron.
755"Mit dieser Zuversicht ließ ich die Feinde fechten,

"Mein Recht wuchs immer fort, da sie sich immer schwächten.

"So streifft-und wühlten sie durch unsre Länder fort,
"Bedroht-eroberten bald den, bald jenen Ort.
"Was mich, mein Recht erkannt', ergriffe Muth und Degen,
760"Und eilte mir zur Hilff derselben Schwarm entgegen.

"Man fochte so beglückt für die Gerechtigkeit,
"Daß wir uns der Gefahr des Untergangs befreyt.
"Der Feinde gröster Sieg und schwerstes Uberwinden
"War endlich dieses nur: den Weeg nach Haus zu finden.


764
765 "Ein
764 [Spaltenumbruch] Den 14. Decembr. 1742. als
die Feinde/ des angerückten Entsatzes
ungeachtet/ die Haupt-Stadt Prag/
[Spaltenumbruch] und bald darauf das ganze Königreich
Böhmen verlassen mußten.

Thereſiade
745„Mir fehl’ es am Gewehr. Hieraus zog ich den Schluß,
„Daß, weil denſelben nur das Schlacht-Schwert helffen muß,
„Sie ſich vielleicht umſonſt die Oberhand verſprechen,
„GOtt werde die Gewalt gewiß am Ende raͤchen.
„Dies iſt, was meinem Sinn Muth und Vertrauen bracht:
750„Wo man mit Unrecht kriegt, dacht’ ich, nuͤzt keine Macht.

„Wo man die Waffen nur mit dieſem Wahlſpruch zieret:
„Nur dem gebuͤhrt das Recht, der mit Gewalt regieret.
„Dort herꝛſcht man zwar, jedoch wie lang beſteht der Thron?
„Das Recht fuͤhrt an das End, und dieſes gibt die Kron.
755„Mit dieſer Zuverſicht ließ ich die Feinde fechten,

„Mein Recht wuchs immer fort, da ſie ſich immer ſchwaͤchten.

„So ſtreifft-und wuͤhlten ſie durch unſre Laͤnder fort,
„Bedroht-eroberten bald den, bald jenen Ort.
„Was mich, mein Recht erkannt’, ergriffe Muth und Degen,
760„Und eilte mir zur Hilff derſelben Schwarm entgegen.

„Man fochte ſo begluͤckt fuͤr die Gerechtigkeit,
„Daß wir uns der Gefahr des Untergangs befreyt.
„Der Feinde groͤſter Sieg und ſchwerſtes Uberwinden
„War endlich dieſes nur: den Weeg nach Haus zu finden.


764
765 „Ein
764 [Spaltenumbruch] Den 14. Decembr. 1742. als
die Feinde/ des angeruͤckten Entſatzes
ungeachtet/ die Haupt-Stadt Prag/
[Spaltenumbruch] und bald darauf das ganze Koͤnigreich
Boͤhmen verlaſſen mußten.
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[0113] Thereſiade „Mir fehl’ es am Gewehr. Hieraus zog ich den Schluß, „Daß, weil denſelben nur das Schlacht-Schwert helffen muß, „Sie ſich vielleicht umſonſt die Oberhand verſprechen, „GOtt werde die Gewalt gewiß am Ende raͤchen. „Dies iſt, was meinem Sinn Muth und Vertrauen bracht: „Wo man mit Unrecht kriegt, dacht’ ich, nuͤzt keine Macht. „Wo man die Waffen nur mit dieſem Wahlſpruch zieret: „Nur dem gebuͤhrt das Recht, der mit Gewalt regieret. „Dort herꝛſcht man zwar, jedoch wie lang beſteht der Thron? „Das Recht fuͤhrt an das End, und dieſes gibt die Kron. „Mit dieſer Zuverſicht ließ ich die Feinde fechten, „Mein Recht wuchs immer fort, da ſie ſich immer ſchwaͤchten. „So ſtreifft-und wuͤhlten ſie durch unſre Laͤnder fort, „Bedroht-eroberten bald den, bald jenen Ort. „Was mich, mein Recht erkannt’, ergriffe Muth und Degen, „Und eilte mir zur Hilff derſelben Schwarm entgegen. „Man fochte ſo begluͤckt fuͤr die Gerechtigkeit, „Daß wir uns der Gefahr des Untergangs befreyt. „Der Feinde groͤſter Sieg und ſchwerſtes Uberwinden „War endlich dieſes nur: den Weeg nach Haus zu finden. 765 „Ein 764 764 Den 14. Decembr. 1742. als die Feinde/ des angeruͤckten Entſatzes ungeachtet/ die Haupt-Stadt Prag/ und bald darauf das ganze Koͤnigreich Boͤhmen verlaſſen mußten.

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/113>, abgerufen am 04.05.2024.