Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.Culmen nicht so gar in unseren Landen verblichen/ daß nicht noch alte über- Zu höchst auf uns ist unser Grath/ Da unser Spitz zum höchsten staht/ Man nemt es auch Belchen/ und Horn/ Da wir im höchsten sind erkorn. Räbmann. Gespräch von Berg pag. 111. Das wort Grat/ deme ent- Es haben unsere hohen Alp ebirge nicht nur ein jedes seine Spitze/ sonder-
Culmen nicht ſo gar in unſeren Landen verblichen/ daß nicht noch alte uͤber- Zu hoͤchſt auf uns iſt unſer Grath/ Da unſer Spitz zum hoͤchſten ſtaht/ Man nemt es auch Belchen/ und Horn/ Da wir im hoͤchſten ſind erkorn. Raͤbmann. Geſpraͤch von Berg pag. 111. Das wort Grat/ deme ent- Es haben unſere hohen Alp ebirge nicht nur ein jedes ſeine Spitze/ ſonder-
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Culmen nicht ſo gar in unſeren Landen verblichen/ daß nicht noch alte uͤber-
bleibſelen deſſen ſeyen. Auf dem Gotthard ſelbs iſt ein Berg/ der Colmo
heiſſet/ und nennet man die oberſte Hoͤhe des Rigibergs auch Culm/ auf
der Culm. Die Puͤndtner aber haben den eigentlichen Verſtand diſes
Worts um etwas geaͤnderet/ in dem ſie den ganzen Berg dardurch anzei-
gen/ deſſen oberſte Firſt ſie nennen Sü Som l’ cuolm, und den Fuß deſſelben
gio dim l’ cuolm. Andere Berghoͤhenen heiſſen wir hier und da Grath/
Belchen/ Horn/ Belchen Horn/ Stock.
Zu hoͤchſt auf uns iſt unſer Grath/
Da unſer Spitz zum hoͤchſten ſtaht/
Man nemt es auch Belchen/ und Horn/
Da wir im hoͤchſten ſind erkorn.
Raͤbmann. Geſpraͤch von Berg pag. 111. Das wort Grat/ deme ent-
ſpricht der Lateineren Dorſum, heiſſet nicht allzeit eine einige oberſte Spitze/
ſondern mehrmahlen/ und nach dem Grund der Sprach/ vil in die laͤnge ſich
fortſtreckende Hoͤhenen eines Gebirgs. Alſo gedenket Saxei dorſi Plinius
Lib. VI. Ep. 31. Dahin iſt zu zeuhen ein altes/ nicht von weitem/ ſondern
den naͤchſten Bergen hergeholtes Bejahungs-Wort der Pündtneriſchen
Nation, ſo lang Grund und Grath ſtaht/ wormit ſie in ihren alten
Jnſtrumenten ihren Pündtnuſſen eine ewige Waͤhrung anwuͤnſchen. Di-
ſere Dorſa, Graͤte/ heiſſen auch Schnceſchmilzen/ weilen daſelbſt der
Schnee fruͤher pflegt abzugehen/ als in tiefferen aber von der Sonn ent-
fehrnteren Ohrten. Hoͤrner/ Cornua Terræ, werden genennet auch ganze
Berge/ weilen ſie auß der Erden flaͤche aufſteigen/ gleich denen Hoͤrneren auß
dem Kopf. Gor. Becan. Hierogl. L. 13. Aber auch kommen unter diſem
Nammen die oberſten/ ho_erichten/ oft gleich den Hoͤrneren hervor ragenden/
und krumm einhergehenden Bergſpitzen/ wie alſo bey Statio zu finden in-
torta Cornua Parnaſſi. Das Wort Srock iſt ſonderlich im Glarnerland/
eine gemeinuͤbliche letſte Sylbe eines ganzen Berg-Stocks/ wie deſſen
Zeugen ſein koͤnnen der Anhorn-Stock/ Blankenſtok Büchiſtock/ ꝛc. Diſem
entſpricht der Engadineren Piz, Pitæ, welches eigentlich allein bedeutet die
Spitze des Bergs/ aber auch ganzen Bergen zugeſchrieben wird; Als da
ſein Il Piz di Doan, Piz delle undeci, &c. Villeicht komt von diſem Pündt-
neriſchen Piz her das Teutſche Wort Spitz. Jm Glarnerland haben wir
den Gruͤnen Spitz/ Spitzmeil/ und auf dem Albis/ ohnweit Zuͤrich/
bey Stallikon den Kilchenſpitz.
Es haben unſere hohen Alp ebirge nicht nur ein jedes ſeine Spitze/
oder oberſte Firſten/ ſondern ſie ſelbs ſein die hoͤchſten Berg-Spitze von ganz
Europa. Jch habe zwar diſe Materi beruͤhrt oben Tom. I. pag. 18. und
ſonder-
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