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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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fluß im Lengenthal/ Valle longa, Bindulo interiore, auf dem Berg Al-
brun/ Allbrunn/ Albrün/
Albrunio, und lauffet das Binnerthal/
Bynnerthal
ab. Uber den Berg Albrun gehet ein Straß nach dem Für-
stenthum Meyland ins Eschenthal gen Petz. Vor Arnen über/ auf der
Mittnächtigen Seite des Roddans/ jenseit der Brugk/ ligt das Dorff und
Pfarr Viesch/ Viescha, zuunterst im Viescherthal/ welches sich auf ein
Meilwegs ins Gebirg erstrekt/ und auch einen/ auß dem Firn entspringenden
Fluß dem Rhodan übergibt. Ohnfern von Viesch ist etwann gewesen ein
Frauenkloster/ welches aber in Abgang kommen/ so das unter der Regie-
rung Matthaei Bischoffs zu Sitten die Einkönsten dises Closters an die Kirch
zu Arnen verwendt worden. Allhier zu Viesch hatten wir heut/ den 12.
Aug. des Queksilbers Höhe in 22. Zoll 8. Scrup. Zürich. Worauß wir
geschlossen/ daß wir tieffer weren/ als Gestilen 640, Schuhe/ als die Furca
2720. Urseren- und Tavetscherthal 680. Gotthard 2040. höher aber als Al-
torff 1280. und über das Mittelländische Meer/ nach Mariotte Rechnung
2544. nach Cassini aber 3021. Pariser Schuhe.

Auf Mittnächtiger Seite folget das Dörfflein Laav/ Laxa, bey
welchem der Gomser-Zehenden sich endet.

Unter Laax stossen die Mittäg- und Mittnächtigen Wallisser-Gebirg
fast zusamen/ also daß dem Rhodan nur gleichsam so vil platz gelassen wird/
als nöhtig ist zum Durchfluß/ und dise enge Clauß/ im fahl der Noht mit gar
wenig Mannschaft kan wider allen Feindtlichen Gewalt bewahret werden.
Es wird der Vorbühel auf Mittnächtiger Seiten/ so zu nächst an den Rod-
dan stosset/ in alten Jnstrumenten genennet A Monte Dei superius, Uf
Deisch/ Dieststalden/
und scheidet den Gomser Zehnden von der Herr-
schaft Möril.

Disere Herrschaft hat ihre besonderen/ hohen und nideren Gericht/ ge-
hört gleichwol zu dem Rarer Zehnden/ (obgleich der unter dem Briger- und
Visper-Zehnden ligt) dessen dritten Theil sie ohngefehr außmachet/ darinn
seyn sonderlich zwey Dörffer/ Graniols/ Greniols/ Graniola, welches
auf linker Seiten des Flusses ligt/ auf einer Graßreichen Höhe/ bey dem Ein-
gang in das Bynnerthal. Man gehet dahin von Laax über eine gewölbte
Bruk/ welche von einem Felsen zu dem anderen geführet ist/ und mir vil
scheutzlicher vorkommen/ als die Teufelsbruk im Urner Land. Dises Gra-
niols hatte einsten seine besondere Herren/ derethalben aber nicht gewiß/ ob sie
einer Famille gewesen mit denen von Möril.

Jn mitten der Herrschaft/ welche an Dieststalden anfangt/ und eine
Meil wegs hinab gehet biß an den Fluß Massa, so zwischen Mörel und Naters
in Rhodan laust/ ist das Dorff Mörel/ Möril/ Morgia, Morigia, auf
rechter Seiten der Rhosne/ eine Meil under Arnen; hat auch ein Bruk über den Fluß auf Greniols.

fluß im Lengenthal/ Valle longa, Bindulo interiore, auf dem Berg Al-
brun/ Allbrunn/ Albrün/
Albrunio, und lauffet das Binnerthal/
Bynnerthal
ab. Uber den Berg Albrun gehet ein Straß nach dem Fuͤr-
ſtenthum Meyland ins Eſchenthal gen Petz. Vor Arnen uͤber/ auf der
Mittnaͤchtigen Seite des Roddans/ jenſeit der Brugk/ ligt das Dorff und
Pfarꝛ Vieſch/ Vieſcha, zuunterſt im Vieſcherthal/ welches ſich auf ein
Meilwegs ins Gebirg erſtrekt/ und auch einen/ auß dem Firn entſpringenden
Fluß dem Rhodan uͤbergibt. Ohnfern von Vieſch iſt etwann geweſen ein
Frauenkloſter/ welches aber in Abgang kommen/ ſo das unter der Regie-
rung Matthæi Biſchoffs zu Sitten die Einkoͤnſten diſes Cloſters an die Kirch
zu Arnen verwendt worden. Allhier zu Vieſch hatten wir heut/ den 12.
Aug. des Quekſilbers Hoͤhe in 22. Zoll 8. Scrup. Zuͤrich. Worauß wir
geſchloſſen/ daß wir tieffer weren/ als Geſtilen 640, Schuhe/ als die Furca
2720. Urſeren- und Tavetſcherthal 680. Gotthard 2040. hoͤher aber als Al-
torff 1280. und über das Mittellaͤndiſche Meer/ nach Mariotte Rechnung
2544. nach Caſſini aber 3021. Pariſer Schuhe.

Auf Mittnaͤchtiger Seite folget das Doͤrfflein Laav/ Laxa, bey
welchem der Gomſer-Zehenden ſich endet.

Unter Laax ſtoſſen die Mittaͤg- und Mittnaͤchtigen Walliſſer-Gebirg
faſt zuſamen/ alſo daß dem Rhodan nur gleichſam ſo vil platz gelaſſen wird/
als noͤhtig iſt zum Durchfluß/ und diſe enge Clauß/ im fahl der Noht mit gar
wenig Mannſchaft kan wider allen Feindtlichen Gewalt bewahret werden.
Es wird der Vorbuͤhel auf Mittnaͤchtiger Seiten/ ſo zu naͤchſt an den Rod-
dan ſtoſſet/ in alten Jnſtrumenten genennet A Monte Dei ſuperius, Uf
Deiſch/ Dieſtſtalden/
und ſcheidet den Gomſer Zehnden von der Herꝛ-
ſchaft Moͤril.

Diſere Herꝛſchaft hat ihre beſonderen/ hohen und nideren Gericht/ ge-
hoͤrt gleichwol zu dem Rarer Zehnden/ (obgleich der unter dem Briger- und
Viſper-Zehnden ligt) deſſen dritten Theil ſie ohngefehr außmachet/ darinn
ſeyn ſonderlich zwey Doͤrffer/ Graniols/ Greniols/ Graniola, welches
auf linker Seiten des Fluſſes ligt/ auf einer Graßreichen Hoͤhe/ bey dem Ein-
gang in das Bynnerthal. Man gehet dahin von Laax uͤber eine gewoͤlbte
Bruk/ welche von einem Felſen zu dem anderen gefuͤhret iſt/ und mir vil
ſcheutzlicher vorkommen/ als die Teufelsbruk im Urner Land. Diſes Gra-
niols hatte einſten ſeine beſondere Herꝛen/ derethalben aber nicht gewiß/ ob ſie
einer Famille geweſen mit denen von Moͤril.

Jn mitten der Herꝛſchaft/ welche an Dieſtſtalden anfangt/ und eine
Meil wegs hinab gehet biß an den Fluß Maſſa, ſo zwiſchen Moͤrel und Naters
in Rhodan lauſt/ iſt das Dorff Moͤrel/ Moͤril/ Morgia, Morigia, auf
rechter Seiten der Rhoſne/ eine Meil under Arnen; hat auch ein Bruk uͤber den Fluß auf Greniols.

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[120/0148] fluß im Lengenthal/ Valle longa, Bindulo interiore, auf dem Berg Al- brun/ Allbrunn/ Albrün/ Albrunio, und lauffet das Binnerthal/ Bynnerthal ab. Uber den Berg Albrun gehet ein Straß nach dem Fuͤr- ſtenthum Meyland ins Eſchenthal gen Petz. Vor Arnen uͤber/ auf der Mittnaͤchtigen Seite des Roddans/ jenſeit der Brugk/ ligt das Dorff und Pfarꝛ Vieſch/ Vieſcha, zuunterſt im Vieſcherthal/ welches ſich auf ein Meilwegs ins Gebirg erſtrekt/ und auch einen/ auß dem Firn entſpringenden Fluß dem Rhodan uͤbergibt. Ohnfern von Vieſch iſt etwann geweſen ein Frauenkloſter/ welches aber in Abgang kommen/ ſo das unter der Regie- rung Matthæi Biſchoffs zu Sitten die Einkoͤnſten diſes Cloſters an die Kirch zu Arnen verwendt worden. Allhier zu Vieſch hatten wir heut/ den 12. Aug. des Quekſilbers Hoͤhe in 22. Zoll 8. Scrup. Zuͤrich. Worauß wir geſchloſſen/ daß wir tieffer weren/ als Geſtilen 640, Schuhe/ als die Furca 2720. Urſeren- und Tavetſcherthal 680. Gotthard 2040. hoͤher aber als Al- torff 1280. und über das Mittellaͤndiſche Meer/ nach Mariotte Rechnung 2544. nach Caſſini aber 3021. Pariſer Schuhe. Auf Mittnaͤchtiger Seite folget das Doͤrfflein Laav/ Laxa, bey welchem der Gomſer-Zehenden ſich endet. Unter Laax ſtoſſen die Mittaͤg- und Mittnaͤchtigen Walliſſer-Gebirg faſt zuſamen/ alſo daß dem Rhodan nur gleichſam ſo vil platz gelaſſen wird/ als noͤhtig iſt zum Durchfluß/ und diſe enge Clauß/ im fahl der Noht mit gar wenig Mannſchaft kan wider allen Feindtlichen Gewalt bewahret werden. Es wird der Vorbuͤhel auf Mittnaͤchtiger Seiten/ ſo zu naͤchſt an den Rod- dan ſtoſſet/ in alten Jnſtrumenten genennet A Monte Dei ſuperius, Uf Deiſch/ Dieſtſtalden/ und ſcheidet den Gomſer Zehnden von der Herꝛ- ſchaft Moͤril. Diſere Herꝛſchaft hat ihre beſonderen/ hohen und nideren Gericht/ ge- hoͤrt gleichwol zu dem Rarer Zehnden/ (obgleich der unter dem Briger- und Viſper-Zehnden ligt) deſſen dritten Theil ſie ohngefehr außmachet/ darinn ſeyn ſonderlich zwey Doͤrffer/ Graniols/ Greniols/ Graniola, welches auf linker Seiten des Fluſſes ligt/ auf einer Graßreichen Hoͤhe/ bey dem Ein- gang in das Bynnerthal. Man gehet dahin von Laax uͤber eine gewoͤlbte Bruk/ welche von einem Felſen zu dem anderen gefuͤhret iſt/ und mir vil ſcheutzlicher vorkommen/ als die Teufelsbruk im Urner Land. Diſes Gra- niols hatte einſten ſeine beſondere Herꝛen/ derethalben aber nicht gewiß/ ob ſie einer Famille geweſen mit denen von Moͤril. Jn mitten der Herꝛſchaft/ welche an Dieſtſtalden anfangt/ und eine Meil wegs hinab gehet biß an den Fluß Maſſa, ſo zwiſchen Moͤrel und Naters in Rhodan lauſt/ iſt das Dorff Moͤrel/ Moͤril/ Morgia, Morigia, auf rechter Seiten der Rhoſne/ eine Meil under Arnen; hat auch ein Bruk uͤber den Fluß auf Greniols.

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/148>, abgerufen am 21.11.2024.