Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.tägliche/ und grosse Gefahr ihrer Gesundheit nicht könten vertragen/ wann B. S. Der ganze Process, wie der Schabziger bereitet wird/ ist vorgestellet in taͤgliche/ und groſſe Gefahr ihrer Geſundheit nicht koͤnten vertragen/ wann B. S. Der ganze Proceſs, wie der Schabziger bereitet wird/ iſt vorgeſtellet in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0099" n="92"/> taͤgliche/ und groſſe Gefahr ihrer Geſundheit nicht koͤnten vertragen/ wann<lb/> nicht ihnen zu hilff kaͤme theils die Gewohnheit/ theils die geſunde/ ſubtile<lb/> Luft/ nebſt unſerem herꝛlichen Bergwaſſer; Zu deme noch komt das unſer<lb/> Landsziger/ weilen er vor ſeine erſte Materialien erkennet die herꝛlichſten/ ge-<lb/> wuͤrzten Bergkraͤuter/ auch weniger Schleim gebieret/ als etwann ein Hol-<lb/> laͤndiſcher/ oder in anderen nidrigeren Landen geborner Ziger. Gleichwol iſt<lb/> auch unſer Ziger auß oben gegebnen Urſachen nicht zubefreyen von aller<lb/> Schuld und Straff. Und haben unſerer jezlebenden Glarneren lobliche<lb/> Vor-Elteren ein ewiges Lob verdienet/ daß ſie nach Mittlen getrachtet/ den<lb/> Ziger zuverbeſſeren/ und ſo vilem auß deſſe Gebrauch entſtehendem Unheil<lb/> vorzukommen/ wiewol diſe ihre Sorgfalt vor die liebe Geſundheit ihnen<lb/> reichlich vergolten worden/ und noch taͤglich vergolten wird durch den von<lb/> dem Schabziger <hi rendition="#aq">commercio</hi> eingefuͤhrten Nutzen. Setzen wir das unter-<lb/> miſchte Schabzigerkraut nach denen Grund-Reglen der heutigen <hi rendition="#aq">Pharma-<lb/> ciæ Rationalis</hi> (durch welche aller Heilmittlen wahre Eigenſchaften/ Theile/<lb/> und Wirkungen wol unterſucht werden) auf die Prob/ ſo wird ſich bald auß<lb/> deſſen raͤſſem Geruch/ und Geſchmak/ zeigen/ daß es bey ſich fuͤhre nebſt denen<lb/> waͤſſerichten Theilen/ welche bey dem doͤrꝛen wegfliegen/ vil ſubtile Salz-<lb/> oͤhlichte Theil/ welche Kraft ihrer durchtringenden Geſtaltſame ſich zwiſchen<lb/> die ſchleimichten Theil des Zigers einmiſchen/ und alſo hinderen/ daß diſe nicht<lb/> ſo feſt ſich koͤnnen auf einander ſetzen/ folglich von dem Magen leichter koͤn-<lb/> nen angenommen/ und/ ohne in einen zaͤhen Schleim ſich zuverwandlen/ ge-<lb/> daͤüet werden/ worzu noch das ſeinige beytragt das Salz ſelbs/ als welches<lb/> das beſte Gewuͤrz/ und kraft ſeiner ſcharffen ſpitzigen Winklen/ allen vor-<lb/> kommenden Schleim aufloͤſet/ ſo wol in dem Magen/ und Gedaͤrmen/ als in<lb/> dem Gebluͤt. Worauß zu erſehen/ daß durch untermiſchung der gewuͤrzten<lb/> Salztheilchen der Schabziger nicht nur nicht ſo leicht in einen Schleim ſich<lb/> verwandlen kan/ ſondern noch den jenigen/ ſo wirklich in dem Leib verhan-<lb/> den/ aufloͤſet. Worauß zu erſehen/ daß der Schabziger angeſehen werden<lb/> kan/ als ein allgemeine Schweizer-Artzney/ ja als ein Schweizeriſcher The-<lb/> riae dienen kan in gar vilen Zuſtaͤnden des Magens/ Gedaͤrmen/ und gan-<lb/> zen Leibs/ denen abſonderlich/ welche von zaͤhen ſchleimichten Fluͤſſen/ und<lb/> daherkommenden Verſtopfungen herꝛuͤhren/ ſonderheitlich aber dienlich ſein<lb/> kan dem ganzen weiblichen Geſchlecht. Ja man kan von diſer Artzney-Speiſe<lb/> (dann der ein wahres <hi rendition="#aq">alimentum medicamentoſum,</hi> folglich vilen anderen<lb/> Speiſen und Artzneyen vorzuziehen/ weilen er zugleich in Kraft ſeiner Milch-<lb/> und Zigertheilen nehret/ und denen Urſachen der Krankheiten abhilffet) ruͤh-<lb/> men/ daß ſie allgemein ſeye/ und allen complexionen wol bekomme/ denen Schleimichten/ Blonachten/<lb/> in anſehung oft beruͤhrter Gewuͤrz- und Salztheilen/ denen Gallſuͤchtigen aber in anſehung der mit-<lb/> fuͤhrenden Schleimtheilen. ꝛc.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">B. S.</hi> Der ganze <hi rendition="#aq">Proceſs,</hi> wie der Schabziger bereitet wird/ iſt vorgeſtellet in<lb/> der <hi rendition="#aq">IV. Tab.</hi> welche koſtet 2. ß.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [92/0099]
taͤgliche/ und groſſe Gefahr ihrer Geſundheit nicht koͤnten vertragen/ wann
nicht ihnen zu hilff kaͤme theils die Gewohnheit/ theils die geſunde/ ſubtile
Luft/ nebſt unſerem herꝛlichen Bergwaſſer; Zu deme noch komt das unſer
Landsziger/ weilen er vor ſeine erſte Materialien erkennet die herꝛlichſten/ ge-
wuͤrzten Bergkraͤuter/ auch weniger Schleim gebieret/ als etwann ein Hol-
laͤndiſcher/ oder in anderen nidrigeren Landen geborner Ziger. Gleichwol iſt
auch unſer Ziger auß oben gegebnen Urſachen nicht zubefreyen von aller
Schuld und Straff. Und haben unſerer jezlebenden Glarneren lobliche
Vor-Elteren ein ewiges Lob verdienet/ daß ſie nach Mittlen getrachtet/ den
Ziger zuverbeſſeren/ und ſo vilem auß deſſe Gebrauch entſtehendem Unheil
vorzukommen/ wiewol diſe ihre Sorgfalt vor die liebe Geſundheit ihnen
reichlich vergolten worden/ und noch taͤglich vergolten wird durch den von
dem Schabziger commercio eingefuͤhrten Nutzen. Setzen wir das unter-
miſchte Schabzigerkraut nach denen Grund-Reglen der heutigen Pharma-
ciæ Rationalis (durch welche aller Heilmittlen wahre Eigenſchaften/ Theile/
und Wirkungen wol unterſucht werden) auf die Prob/ ſo wird ſich bald auß
deſſen raͤſſem Geruch/ und Geſchmak/ zeigen/ daß es bey ſich fuͤhre nebſt denen
waͤſſerichten Theilen/ welche bey dem doͤrꝛen wegfliegen/ vil ſubtile Salz-
oͤhlichte Theil/ welche Kraft ihrer durchtringenden Geſtaltſame ſich zwiſchen
die ſchleimichten Theil des Zigers einmiſchen/ und alſo hinderen/ daß diſe nicht
ſo feſt ſich koͤnnen auf einander ſetzen/ folglich von dem Magen leichter koͤn-
nen angenommen/ und/ ohne in einen zaͤhen Schleim ſich zuverwandlen/ ge-
daͤüet werden/ worzu noch das ſeinige beytragt das Salz ſelbs/ als welches
das beſte Gewuͤrz/ und kraft ſeiner ſcharffen ſpitzigen Winklen/ allen vor-
kommenden Schleim aufloͤſet/ ſo wol in dem Magen/ und Gedaͤrmen/ als in
dem Gebluͤt. Worauß zu erſehen/ daß durch untermiſchung der gewuͤrzten
Salztheilchen der Schabziger nicht nur nicht ſo leicht in einen Schleim ſich
verwandlen kan/ ſondern noch den jenigen/ ſo wirklich in dem Leib verhan-
den/ aufloͤſet. Worauß zu erſehen/ daß der Schabziger angeſehen werden
kan/ als ein allgemeine Schweizer-Artzney/ ja als ein Schweizeriſcher The-
riae dienen kan in gar vilen Zuſtaͤnden des Magens/ Gedaͤrmen/ und gan-
zen Leibs/ denen abſonderlich/ welche von zaͤhen ſchleimichten Fluͤſſen/ und
daherkommenden Verſtopfungen herꝛuͤhren/ ſonderheitlich aber dienlich ſein
kan dem ganzen weiblichen Geſchlecht. Ja man kan von diſer Artzney-Speiſe
(dann der ein wahres alimentum medicamentoſum, folglich vilen anderen
Speiſen und Artzneyen vorzuziehen/ weilen er zugleich in Kraft ſeiner Milch-
und Zigertheilen nehret/ und denen Urſachen der Krankheiten abhilffet) ruͤh-
men/ daß ſie allgemein ſeye/ und allen complexionen wol bekomme/ denen Schleimichten/ Blonachten/
in anſehung oft beruͤhrter Gewuͤrz- und Salztheilen/ denen Gallſuͤchtigen aber in anſehung der mit-
fuͤhrenden Schleimtheilen. ꝛc.
B. S. Der ganze Proceſs, wie der Schabziger bereitet wird/ iſt vorgeſtellet in
der IV. Tab. welche koſtet 2. ß.
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Zitationshilfe: | Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/99>, abgerufen am 28.07.2024. |