Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.4. Habe ich durch mittel einer subtilen Waag befunden/ daß dises vorha- Worzu aber/ möchte einer sagen/ dienet dise weitläuffige vernünfte- P. S. Besonder find zuhaben drey Kupferblatt von des Pfefersbads Losament/ Was- 4. Habe ich durch mittel einer ſubtilen Waag befunden/ daß diſes vorha- Worzu aber/ moͤchte einer ſagen/ dienet diſe weitlaͤuffige vernuͤnfte- P. S. Beſonder find zuhaben drey Kupferblatt von des Pfefersbads Loſament/ Waſ- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0067" n="52"/> 4. Habe ich durch mittel einer ſubtilen Waag befunden/ daß diſes vorha-<lb/> bende Pfeferswaſſer in gleichem Gewicht iſt mit dem Gebirgiſchen Brun-<lb/> nen- auch faſt mit dem Regenwaſſer/ worauß dann alſobald abzuneh-<lb/> men/ daß dariñ nicht enthalten froͤmde Mineraliſche Theil/ deren gegenwart<lb/> in anderen natuͤrlich warmen Baͤderen eine groͤſſere ſchwere verurſachet. Et-<lb/> wan habe in 7. Quintlein warmen Pfeferswaſſer gefunden/ das es um ein<lb/> halbes/ oder ganzes Gran leichter geweſen/ als ſo es kalt abgewogen worden/<lb/> welches dem in den loͤchlein enthaltenen verduͤnnerten Luft zugeſchrieben.<lb/> 5. Gleichwie in andern natuͤrlich warmen Baͤderen man gewahret/ daß ſich<lb/> in die hoͤhe zeuhen einiche Schwefelblumen/ das auf dem waſſer ſich zeiget ein<lb/> weiſſe/ oder gelbe Haut/ welche man kan abnehmen/ und troͤknen/ das an de-<lb/> nen Waſſergehalteren und Canaͤlen ſich anhenket ein Bad- oder Tugſtein/<lb/> das endlich auch zu Boden ſich ſetzet ein weiſſe oder gelbe Erden/ alſo ſpuͤret<lb/> man hier dergleichen nichts.</p><lb/> <p>Worzu aber/ moͤchte einer ſagen/ dienet diſe weitlaͤuffige vernuͤnfte-<lb/> lung? Genug iſts/ das diſes Heilwaſſer vortreffliche Wirkungen thut/ ge-<lb/> nug/ wann wir uns deſſen zu unſerer geſundheit koͤnnen bedicnen; und un-<lb/> noͤthig/ das ich wiſſe/ was vor theil diß Waſſer in ſich halte/ oder/ wie es in<lb/> unſern Leibern wirke? Recht ſo/ wann es gerahtet; genug iſts ja einem un-<lb/> verſtaͤndigen Arzet/ oder Arzney-ſtuͤmpler/ das er ſeinen Patienten auf das<lb/> blinde Gluͤck hin ſolche Badercuren einrahtet/ und ligt ihme wenig daran/<lb/> ob ſie gluͤklich außſchlagen/ oder nicht. Ein verſtaͤndiger und gelehrter Ar-<lb/> zet aber gehet gewiſſenhaft in die ſach/ und gruͤndet ſein ein- oder mißrahten<lb/> auf eine grundliche Wiſſenſchaft beides der Arzney/ und der Krankheit: Er<lb/> kennet des Menſchen Leib/ und deſſen Verꝛichtungen/ geſunden oder krank-<lb/> nen Stand/ er weißt wie die Geſundheit beſtehe (ins gemein zureden) in ge-<lb/> wiſſer Beweg-vereinigung oder temperatur des Gebluͤts/ und libriger feuch-<lb/> tigkeiten des Leibs/ in unverhindertem Einfluß der Geiſteren in alle Glieder/<lb/> in dem <hi rendition="#aq">tono,</hi> oder ſteiffen haltung aller feſten Zaͤſerlein/ und endlich in dem<lb/> Gleichgewicht aller ſowol fluͤſſigen/ als trockenen und feſten theilen des Leibs;<lb/> folglich die Krankheiten herꝛuͤhren von verderbter bewegung der Leibes-<lb/> Feuchtigkeiten/ und Geiſteren/ in veraͤnderter ihrer geſtaltſame/ oder beſchaf-<lb/> fenheit/ in vermehrten/ oder verminderten Spannung der Zaͤſerlein/ endlich<lb/> auch in aufgehebtem gleichgewicht aller theilen des menſchlichẽ kunſtwerks/ ꝛc.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">P. S.</hi> Beſonder find zuhaben drey Kupferblatt von des Pfefersbads Loſament/ Waſ-<lb/> ſerleitung/ und Quelle/ ſamt derſelben erklaͤrung/ <hi rendition="#aq">à</hi> 3. ß.</p> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [52/0067]
4. Habe ich durch mittel einer ſubtilen Waag befunden/ daß diſes vorha-
bende Pfeferswaſſer in gleichem Gewicht iſt mit dem Gebirgiſchen Brun-
nen- auch faſt mit dem Regenwaſſer/ worauß dann alſobald abzuneh-
men/ daß dariñ nicht enthalten froͤmde Mineraliſche Theil/ deren gegenwart
in anderen natuͤrlich warmen Baͤderen eine groͤſſere ſchwere verurſachet. Et-
wan habe in 7. Quintlein warmen Pfeferswaſſer gefunden/ das es um ein
halbes/ oder ganzes Gran leichter geweſen/ als ſo es kalt abgewogen worden/
welches dem in den loͤchlein enthaltenen verduͤnnerten Luft zugeſchrieben.
5. Gleichwie in andern natuͤrlich warmen Baͤderen man gewahret/ daß ſich
in die hoͤhe zeuhen einiche Schwefelblumen/ das auf dem waſſer ſich zeiget ein
weiſſe/ oder gelbe Haut/ welche man kan abnehmen/ und troͤknen/ das an de-
nen Waſſergehalteren und Canaͤlen ſich anhenket ein Bad- oder Tugſtein/
das endlich auch zu Boden ſich ſetzet ein weiſſe oder gelbe Erden/ alſo ſpuͤret
man hier dergleichen nichts.
Worzu aber/ moͤchte einer ſagen/ dienet diſe weitlaͤuffige vernuͤnfte-
lung? Genug iſts/ das diſes Heilwaſſer vortreffliche Wirkungen thut/ ge-
nug/ wann wir uns deſſen zu unſerer geſundheit koͤnnen bedicnen; und un-
noͤthig/ das ich wiſſe/ was vor theil diß Waſſer in ſich halte/ oder/ wie es in
unſern Leibern wirke? Recht ſo/ wann es gerahtet; genug iſts ja einem un-
verſtaͤndigen Arzet/ oder Arzney-ſtuͤmpler/ das er ſeinen Patienten auf das
blinde Gluͤck hin ſolche Badercuren einrahtet/ und ligt ihme wenig daran/
ob ſie gluͤklich außſchlagen/ oder nicht. Ein verſtaͤndiger und gelehrter Ar-
zet aber gehet gewiſſenhaft in die ſach/ und gruͤndet ſein ein- oder mißrahten
auf eine grundliche Wiſſenſchaft beides der Arzney/ und der Krankheit: Er
kennet des Menſchen Leib/ und deſſen Verꝛichtungen/ geſunden oder krank-
nen Stand/ er weißt wie die Geſundheit beſtehe (ins gemein zureden) in ge-
wiſſer Beweg-vereinigung oder temperatur des Gebluͤts/ und libriger feuch-
tigkeiten des Leibs/ in unverhindertem Einfluß der Geiſteren in alle Glieder/
in dem tono, oder ſteiffen haltung aller feſten Zaͤſerlein/ und endlich in dem
Gleichgewicht aller ſowol fluͤſſigen/ als trockenen und feſten theilen des Leibs;
folglich die Krankheiten herꝛuͤhren von verderbter bewegung der Leibes-
Feuchtigkeiten/ und Geiſteren/ in veraͤnderter ihrer geſtaltſame/ oder beſchaf-
fenheit/ in vermehrten/ oder verminderten Spannung der Zaͤſerlein/ endlich
auch in aufgehebtem gleichgewicht aller theilen des menſchlichẽ kunſtwerks/ ꝛc.
P. S. Beſonder find zuhaben drey Kupferblatt von des Pfefersbads Loſament/ Waſ-
ſerleitung/ und Quelle/ ſamt derſelben erklaͤrung/ à 3. ß.
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Zitationshilfe: | Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/67>, abgerufen am 16.07.2024. |