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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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zu einen Schwefel/ Salpeter/ Kupfer/ Eisen und Gold. Thurneisser den
Magnet/ Gold/ Kupfer/ und Schwefel. Bruschius Gold/ und Kupfer.
Abiß Eisen/ Gesiegelte Erde/ Salpeter/ nebst dem feinsten Gold; deme auch
unterschreibet Zimmermann/ welcher dem Goldischen Schwefel die vornem-
ste kraft zueignet. Die einige disem Wasser anerborne Wärme hat alle
Scribenten glauben gemacht/ daß gewisse Mineralien darinn sich finden
müssen/ weilen in ganz Europa kein Natürlich warmes Wasser ist/ das nicht
Schwefel/ oder andere Mineralien enthalte; diejenigen absönderlich/ wel-
che die Wärme der Bäderen herleiten nicht so fast von unter-irdischer wär-
me/ als von Zusamenkunft widerwertiger alcalischer und saurer Theilen/ und
daher entstandenem Jast. Es wird mir aber erlaubt seyn/ gleich anderen
Naturkündigeren disere Freyheit gedeyet/ meine unmaßgebliche Gedanken
dahin zueröffnen/ das dises Wasser kein Mineralwasser zunennen/ folglich
von allen anderen Europeischen warmen Bäderen zu unterscheiden seye.
Disere meine muthmaßliche Meinung/ damit sie nicht vor eine eitele vernünf-
telung angesehen werde/ besteiffe mit folgenden Gründen. 1. Jst es un-
farbig/ ohne einichen Geschmack/ oder Geruch/ Crystalllauter/ gleich dem rei-
nesten Bergwasser; folglich auch 2. jederman gleich annehmlich/ weilen
darin keine schwefelichte/ salzigte/ oder anderst gestaltete Theile sich finden/
welche die Zung/ als des Geschmaktes Werkzeug/ könten empfindlich rühren/
oder den einten Menschen mehr/ den andern weniger/ angreiffen. 3. Entste-
het keine änderung auß anschüttung allerhand flüssiger/ oder truckener din-
gen/ als da sind das Scheidwasser/ destillirter Efsig/ Vitriol-Salarmoniac-
Geist/ Violensaft/ Erbfelensaft; Obgleich man sie einen oder zwey tag stehen
laßt. Auß vermischung des in wasser aufgelößten sublimierten Queksilbers
habe oben auf dem Pfeferser wasser wahrgenommen ein von Pfauenfarben
schimmerendes Häutlein. So auch nach angiessung des Weinstein-salzes/ oder
Oehls hat sich erzeiget eine etwelche verdunklung/ auf welche innert etlichen
Stunden sich zu Boden gesetzet ein weisses Wölklein: Also hat auch eine
geringe weisse dunklung verursachet der Tartarus tartarisatus Ludovici.
Dises sind aber solche änderungen/ welche von geringerem Gewicht sind/
und bald bey allen Gemeinen Berg- oder andern Brunnwasseren zusehen.
Und ist über diß zu gewahren/ daß dises Pfeferswasser zu einen zeiten eine
mehrere änderung zeiget durch die Chymische Proben/ zu andern eine weni-
gere/ oder gar keine; welches bezeugen können vil gelehrte und erfahrne Me-
dici,
so dises Wunderwasser auf die Prob setzen/ und erkundigen wollen.

4. Habe

zu einen Schwefel/ Salpeter/ Kupfer/ Eiſen und Gold. Thurneiſſer den
Magnet/ Gold/ Kupfer/ und Schwefel. Bruſchius Gold/ und Kupfer.
Abiß Eiſen/ Geſiegelte Erde/ Salpeter/ nebſt dem feinſten Gold; deme auch
unterſchreibet Zimmermann/ welcher dem Goldiſchen Schwefel die vornem-
ſte kraft zueignet. Die einige diſem Waſſer anerborne Waͤrme hat alle
Scribenten glauben gemacht/ daß gewiſſe Mineralien darinn ſich finden
muͤſſen/ weilen in ganz Europa kein Natuͤrlich warmes Waſſer iſt/ das nicht
Schwefel/ oder andere Mineralien enthalte; diejenigen abſoͤnderlich/ wel-
che die Waͤrme der Baͤderen herleiten nicht ſo faſt von unter-irdiſcher waͤr-
me/ als von Zuſamenkunft widerwertiger alcaliſcher und ſaurer Theilen/ und
daher entſtandenem Jaſt. Es wird mir aber erlaubt ſeyn/ gleich anderen
Naturkuͤndigeren diſere Freyheit gedeyet/ meine unmaßgebliche Gedanken
dahin zueroͤffnen/ das diſes Waſſer kein Mineralwaſſer zunennen/ folglich
von allen anderen Europeiſchen warmen Baͤderen zu unterſcheiden ſeye.
Diſere meine muthmaßliche Meinung/ damit ſie nicht vor eine eitele vernuͤnf-
telung angeſehen werde/ beſteiffe mit folgenden Gruͤnden. 1. Jſt es un-
farbig/ ohne einichen Geſchmack/ oder Geruch/ Cryſtalllauter/ gleich dem rei-
neſten Bergwaſſer; folglich auch 2. jederman gleich annehmlich/ weilen
darin keine ſchwefelichte/ ſalzigte/ oder anderſt geſtaltete Theile ſich finden/
welche die Zung/ als des Geſchmaktes Werkzeug/ koͤnten empfindlich ruͤhren/
oder den einten Menſchen mehr/ den andern weniger/ angreiffen. 3. Entſte-
het keine aͤnderung auß anſchuͤttung allerhand fluͤſſiger/ oder truckener din-
gen/ als da ſind das Scheidwaſſer/ deſtillirter Efſig/ Vitriol-Salarmoniac-
Geiſt/ Violenſaft/ Erbfelenſaft; Obgleich man ſie einen oder zwey tag ſtehen
laßt. Auß vermiſchung des in waſſer aufgeloͤßten ſublimierten Quekſilbers
habe oben auf dem Pfeferſer waſſer wahrgenom̃en ein von Pfauenfarben
ſchim̃erendes Haͤutlein. So auch nach angieſſung des Weinſtein-ſalzes/ oder
Oehls hat ſich erzeiget eine etwelche verdunklung/ auf welche iñert etlichen
Stunden ſich zu Boden geſetzet ein weiſſes Woͤlklein: Alſo hat auch eine
geringe weiſſe dunklung verurſachet der Tartarus tartariſatus Ludovici.
Diſes ſind aber ſolche aͤnderungen/ welche von geringerem Gewicht ſind/
und bald bey allen Gemeinen Berg- oder andern Brunnwaſſeren zuſehen.
Und iſt uͤber diß zu gewahren/ daß diſes Pfeferswaſſer zu einen zeiten eine
mehrere aͤnderung zeiget durch die Chymiſche Proben/ zu andern eine weni-
gere/ oder gar keine; welches bezeugen koͤnnen vil gelehrte und erfahrne Me-
dici,
ſo diſes Wunderwaſſer auf die Prob ſetzen/ und erkundigen wollen.

4. Habe
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[51/0066] zu einen Schwefel/ Salpeter/ Kupfer/ Eiſen und Gold. Thurneiſſer den Magnet/ Gold/ Kupfer/ und Schwefel. Bruſchius Gold/ und Kupfer. Abiß Eiſen/ Geſiegelte Erde/ Salpeter/ nebſt dem feinſten Gold; deme auch unterſchreibet Zimmermann/ welcher dem Goldiſchen Schwefel die vornem- ſte kraft zueignet. Die einige diſem Waſſer anerborne Waͤrme hat alle Scribenten glauben gemacht/ daß gewiſſe Mineralien darinn ſich finden muͤſſen/ weilen in ganz Europa kein Natuͤrlich warmes Waſſer iſt/ das nicht Schwefel/ oder andere Mineralien enthalte; diejenigen abſoͤnderlich/ wel- che die Waͤrme der Baͤderen herleiten nicht ſo faſt von unter-irdiſcher waͤr- me/ als von Zuſamenkunft widerwertiger alcaliſcher und ſaurer Theilen/ und daher entſtandenem Jaſt. Es wird mir aber erlaubt ſeyn/ gleich anderen Naturkuͤndigeren diſere Freyheit gedeyet/ meine unmaßgebliche Gedanken dahin zueroͤffnen/ das diſes Waſſer kein Mineralwaſſer zunennen/ folglich von allen anderen Europeiſchen warmen Baͤderen zu unterſcheiden ſeye. Diſere meine muthmaßliche Meinung/ damit ſie nicht vor eine eitele vernuͤnf- telung angeſehen werde/ beſteiffe mit folgenden Gruͤnden. 1. Jſt es un- farbig/ ohne einichen Geſchmack/ oder Geruch/ Cryſtalllauter/ gleich dem rei- neſten Bergwaſſer; folglich auch 2. jederman gleich annehmlich/ weilen darin keine ſchwefelichte/ ſalzigte/ oder anderſt geſtaltete Theile ſich finden/ welche die Zung/ als des Geſchmaktes Werkzeug/ koͤnten empfindlich ruͤhren/ oder den einten Menſchen mehr/ den andern weniger/ angreiffen. 3. Entſte- het keine aͤnderung auß anſchuͤttung allerhand fluͤſſiger/ oder truckener din- gen/ als da ſind das Scheidwaſſer/ deſtillirter Efſig/ Vitriol-Salarmoniac- Geiſt/ Violenſaft/ Erbfelenſaft; Obgleich man ſie einen oder zwey tag ſtehen laßt. Auß vermiſchung des in waſſer aufgeloͤßten ſublimierten Quekſilbers habe oben auf dem Pfeferſer waſſer wahrgenom̃en ein von Pfauenfarben ſchim̃erendes Haͤutlein. So auch nach angieſſung des Weinſtein-ſalzes/ oder Oehls hat ſich erzeiget eine etwelche verdunklung/ auf welche iñert etlichen Stunden ſich zu Boden geſetzet ein weiſſes Woͤlklein: Alſo hat auch eine geringe weiſſe dunklung verurſachet der Tartarus tartariſatus Ludovici. Diſes ſind aber ſolche aͤnderungen/ welche von geringerem Gewicht ſind/ und bald bey allen Gemeinen Berg- oder andern Brunnwaſſeren zuſehen. Und iſt uͤber diß zu gewahren/ daß diſes Pfeferswaſſer zu einen zeiten eine mehrere aͤnderung zeiget durch die Chymiſche Proben/ zu andern eine weni- gere/ oder gar keine; welches bezeugen koͤnnen vil gelehrte und erfahrne Me- dici, ſo diſes Wunderwaſſer auf die Prob ſetzen/ und erkundigen wollen. 4. Habe

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/66>, abgerufen am 24.11.2024.