Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.Vor etlichen Jahren (also schreibt Hr. Joh. Leonhard V. D. M. un- A. 1695. den 21. Febr. nachts um 10. uhren/ hat eine überauß grosse A. 1699. zu eingang des Frühlings/ nahe bey Soglio im Pergeller- Vor etlichen Jahren (alſo ſchreibt Hr. Joh. Leonhard V. D. M. un- A. 1695. den 21. Febr. nachts um 10. uhren/ hat eine uͤberauß groſſe A. 1699. zu eingang des Fruͤhlings/ nahe bey Soglio im Pergeller- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0197" n="(160)[160]"/> <p>Vor etlichen Jahren (alſo ſchreibt Hr. Joh. Leonhard <hi rendition="#aq">V. D. M.</hi> un-<lb/> term 23. Nov. 1699.) hat ſich eine Geſchicht zu <hi rendition="#fr">Tſchierſchen im Chur-<lb/> walder</hi> Gericht begeben/ da zwey Maͤnner ihre friſch gemolkene/ annoch<lb/> warme Milch naher Hauß tragen wolten in Rukkuͤblen/ oder Milchtaͤuß-<lb/> lein/ und beyde von einer Schnee Lauwin eingewikelt worden; da gienge dem<lb/> einten der Rukkuͤbel auf/ und ruͤnnete ihm die Milch uͤber den Halß und<lb/> Kopf hinab/ machete ihm hiemit ein wenig weite vor dem Mund und Na-<lb/> ſen/ das er athem holen moͤchte: Diſer wurde hernach lebendig außgegra-<lb/> ben/ und hat ſinthero noch zimlich lang gelebt. Aber der andere/ welchem<lb/> der Rukkuͤbel nicht aufgegangen/ kam um.</p><lb/> <p>A. 1695. den 21. Febr. nachts um 10. uhren/ hat eine uͤberauß groſſe<lb/> Schneelauin/ welche eine weite von mehr als 100. Schritten eingefaſſet/ von<lb/> einem ſtarken wind aufgetriben/ ein gewiſſes Dorff in der Landſchaft Mein-<lb/> thal ploͤtzlich uͤberfallen/ und dariñ 11. Haͤuſer/ nebſt 11. Scheuren und Staͤl-<lb/> len/ uͤber einen hauffen geworffen/ ſo daß all da faſt kein ſtein auf dem ande-<lb/> ren gelaſſen/ noch andere 15. Haͤuſer aber an Taͤcheren und Gebaͤuen uͤbel be-<lb/> ſchaͤdiget worden: An etwelchen anderen hat der ſtarke ſturmwind die fen-<lb/> ſter eingeſchlagen/ und die Gebaͤue mit hinzu gewehetem Schnee angefuͤlt.<lb/> Bey diſem ungluͤk kamen 34. Perſonen/ und darunter 9. Kinder/ elendiglich<lb/> um das Leben. Einiche wurden wunderbarlicher weiſe dem tod auß dem<lb/> Rachen erꝛettet/ da ſonderlich unter andern ein Mutter mit zwey kleinen<lb/> Kindern hervor gegraben/ und beim Leben erhalten worden. <hi rendition="#aq">Rahn.</hi> Eid-<lb/> gnoͤſſ. Geſchicht. <hi rendition="#aq">Mſc. Lib. XV. cap. 8.</hi></p><lb/> <p>A. 1699. zu eingang des Fruͤhlings/ nahe bey <hi rendition="#aq">Soglio</hi> im Pergeller-<lb/> Thal/ Puͤndtner-gebiets/ hat eine Windlauwin/ <hi rendition="#aq">Lavina di Freddo,</hi> durch<lb/> den ſtarken blaſt des daher fahrenden Schnee-Nebels/ drey Staͤlle uͤber ei-<lb/> nen hauffen geworffen. Ein Baur ſahe von weitem diſere Lauwin daher<lb/> kommen/ retirierte ſich deßwegen eilends hinter eine Maur/ koͤnte aber gleich-<lb/> wol nicht unbeſchaͤdigt darvon kom̃en; Der Schnee fuͤllete ſeine Hoſen und<lb/> das Hemd uͤberal an/ und wurde ſein Leib von Eis gleich als mit einer Rin-<lb/> den uͤberzogen. Gleichwol hat er ſich in follem Schrecken naher hauß be-<lb/> geben/ geklagt uͤber groſſe bangigkeiten/ und Fiebriſche Froͤſte/ von welchen<lb/> er aber durch mittel eines guten Wundtranks/ und der waͤrme/ befreyet wor-<lb/> den/ aber an dem Gehoͤr eine ſchwachheit erlitten/ welche noch jezund waͤhret.<lb/> Deſſen berichtet mich Hr. Anton. Picenin/ Ehrwuͤrdiger und Hochgelehrter<lb/> Pfarꝛer des Orts/ den 18. Augſt. 1700.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [(160)[160]/0197]
Vor etlichen Jahren (alſo ſchreibt Hr. Joh. Leonhard V. D. M. un-
term 23. Nov. 1699.) hat ſich eine Geſchicht zu Tſchierſchen im Chur-
walder Gericht begeben/ da zwey Maͤnner ihre friſch gemolkene/ annoch
warme Milch naher Hauß tragen wolten in Rukkuͤblen/ oder Milchtaͤuß-
lein/ und beyde von einer Schnee Lauwin eingewikelt worden; da gienge dem
einten der Rukkuͤbel auf/ und ruͤnnete ihm die Milch uͤber den Halß und
Kopf hinab/ machete ihm hiemit ein wenig weite vor dem Mund und Na-
ſen/ das er athem holen moͤchte: Diſer wurde hernach lebendig außgegra-
ben/ und hat ſinthero noch zimlich lang gelebt. Aber der andere/ welchem
der Rukkuͤbel nicht aufgegangen/ kam um.
A. 1695. den 21. Febr. nachts um 10. uhren/ hat eine uͤberauß groſſe
Schneelauin/ welche eine weite von mehr als 100. Schritten eingefaſſet/ von
einem ſtarken wind aufgetriben/ ein gewiſſes Dorff in der Landſchaft Mein-
thal ploͤtzlich uͤberfallen/ und dariñ 11. Haͤuſer/ nebſt 11. Scheuren und Staͤl-
len/ uͤber einen hauffen geworffen/ ſo daß all da faſt kein ſtein auf dem ande-
ren gelaſſen/ noch andere 15. Haͤuſer aber an Taͤcheren und Gebaͤuen uͤbel be-
ſchaͤdiget worden: An etwelchen anderen hat der ſtarke ſturmwind die fen-
ſter eingeſchlagen/ und die Gebaͤue mit hinzu gewehetem Schnee angefuͤlt.
Bey diſem ungluͤk kamen 34. Perſonen/ und darunter 9. Kinder/ elendiglich
um das Leben. Einiche wurden wunderbarlicher weiſe dem tod auß dem
Rachen erꝛettet/ da ſonderlich unter andern ein Mutter mit zwey kleinen
Kindern hervor gegraben/ und beim Leben erhalten worden. Rahn. Eid-
gnoͤſſ. Geſchicht. Mſc. Lib. XV. cap. 8.
A. 1699. zu eingang des Fruͤhlings/ nahe bey Soglio im Pergeller-
Thal/ Puͤndtner-gebiets/ hat eine Windlauwin/ Lavina di Freddo, durch
den ſtarken blaſt des daher fahrenden Schnee-Nebels/ drey Staͤlle uͤber ei-
nen hauffen geworffen. Ein Baur ſahe von weitem diſere Lauwin daher
kommen/ retirierte ſich deßwegen eilends hinter eine Maur/ koͤnte aber gleich-
wol nicht unbeſchaͤdigt darvon kom̃en; Der Schnee fuͤllete ſeine Hoſen und
das Hemd uͤberal an/ und wurde ſein Leib von Eis gleich als mit einer Rin-
den uͤberzogen. Gleichwol hat er ſich in follem Schrecken naher hauß be-
geben/ geklagt uͤber groſſe bangigkeiten/ und Fiebriſche Froͤſte/ von welchen
er aber durch mittel eines guten Wundtranks/ und der waͤrme/ befreyet wor-
den/ aber an dem Gehoͤr eine ſchwachheit erlitten/ welche noch jezund waͤhret.
Deſſen berichtet mich Hr. Anton. Picenin/ Ehrwuͤrdiger und Hochgelehrter
Pfarꝛer des Orts/ den 18. Augſt. 1700.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |