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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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Gräben/ vil Brünnen und Wasserflüsse in Rhaetischen Gebiet/ und an-
derstwo austrokneten/ und an vilen Orten grosser Mangel am Wasser er-
litten wurde/ alle Heken und Zäun auch auf den hohen Bergen verdorreten/
und verbrundend grosse Wälder. Gulet. Raet. p. 128. b.

A. 1277. war der Winter so ungewohnlich kalt/ das der Boden-See
von einem Gestad biß an das andere überfroren. Haffner. Theatr. Solo-
dor. p. 312.

A. 1343. war gar ein heisser Sommer/ und wurden alle Früchte über-
aus gut; mehr als 8. Tag vor S. Johannis hat der Wein verblühec. Es
hat so lang nit geregnet/ das in disen Landen Gersten gesäyet/ geschnitten
und Brot daraus gemachet worden/ das doch darauf nie geregnet. Tscha-
chtlan Chron. ad h. a.

A. 1357. im Hornung/ Merz und Aprel starben vil Leuth und Vieh
vor Hunger und Frost/ also lang währte der Schnee und die Kälte: Es
verdurb auch selben Jahrs vil Heu von Hitz/ das man vil Viehs nider
müßte schlachten/ das es auß hunger sturb/ man entdekt vil Häuser in den
Dörferen/ die mit Stroh dekt waren/ und gabe es dem Vieche zuessen. Alle
dinge waren theur/ das malter Spreur kostete 3. ß. Sprenger Chron. adh. a.

A. 1362. war ein übermässiger heisser Sommer/ in dem die Matten und
Weyden verbrunden/ das alles Heu/ Embd und Futter verdarb; darauf
folgte A. 1363. ein grosser schädlicher Vieh tod/ sonderlich in den 3. Mona-
ten Hornung/ Merz und Aprel: vil Viehs starb vor hunger/ vil Leuthe
schlachteten ihr Viehe/ das es ihnen nit hungers verdurbe/ man futtert an
vilen Orten mit Ebheu und Tannkryß/ etliche dekten ab ihre Strohbächer/
und legten das Stroh dem Vieh für zur Speiß; die Außtag des Früh-
lings waren gar harb und streng/ des Schnees war vil/ und der wolt nit
schmelzen/ und war ein überaus grosse und beharrliche Kälte: Alle Wasser
gefruren allenthalben hart/ der Zürich See beschloß sich ganz biß an die
Statt. Dise gefrörne währete bis an Charrfreytag. Es entfror aber der
See in einem Tag/ und einer Nacht. Die Räben um Zürich erfrorend des
Frühlings/ das man sie mehrtheils ausschlahen müßt. Bulling. Chron.
ad h. a. Stumpf. Chron. L. XIII. c. 3.

A. 1372. fiel im Herbst ein so gar grosse Kälte ein/ daß die Trauben an
Reben gefruren/ als man aber wümmet/ war der Most süß/ und blieb süß
bis zu Pfingsten/ als er aber aufgieng/ ward er so saur/ daß ihn niemand trin-
ken mocht. Bulling. Chron. ad h. a.

Anno

Graͤben/ vil Bruͤnnen und Waſſerfluͤſſe in Rhætiſchen Gebiet/ und an-
derſtwo austrokneten/ und an vilen Orten groſſer Mangel am Waſſer er-
litten wurde/ alle Heken und Zaͤun auch auf den hohen Bergen verdorꝛeten/
und verbruñend groſſe Waͤlder. Gulet. Ræt. p. 128. b.

A. 1277. war der Winter ſo ungewohnlich kalt/ das der Boden-See
von einem Geſtad biß an das andere uͤberfroren. Haffner. Theatr. Solo-
dor. p. 312.

A. 1343. war gar ein heiſſer Som̃er/ und wurden alle Fruͤchte uͤber-
aus gut; mehr als 8. Tag vor S. Johannis hat der Wein verbluͤhec. Es
hat ſo lang nit geregnet/ das in diſen Landen Gerſten geſaͤyet/ geſchnitten
und Brot daraus gemachet worden/ das doch darauf nie geregnet. Tscha-
chtlan Chron. ad h. a.

A. 1357. im Hornung/ Merz und Aprel ſtarben vil Leuth und Vieh
vor Hunger und Froſt/ alſo lang waͤhrte der Schnee und die Kaͤlte: Es
verdurb auch ſelben Jahrs vil Heu von Hitz/ das man vil Viehs nider
muͤßte ſchlachten/ das es auß hunger ſturb/ man entdekt vil Haͤuſer in den
Doͤrferen/ die mit Stroh dekt waren/ und gabe es dem Vieche zueſſen. Alle
dinge waren theur/ das malter Spreur koſtete 3. ß. Sprenger Chron. adh. a.

A. 1362. war ein uͤbermaͤſſiger heiſſer Som̃er/ in dem die Matten und
Weyden verbruñen/ das alles Heu/ Embd und Futter verdarb; darauf
folgte A. 1363. ein groſſer ſchaͤdlicher Vieh tod/ ſonderlich in den 3. Mona-
ten Hornung/ Merz und Aprel: vil Viehs ſtarb vor hunger/ vil Leuthe
ſchlachteten ihr Viehe/ das es ihnen nit hungers verdurbe/ man futtert an
vilen Orten mit Ebheu und Tañkryß/ etliche dekten ab ihre Strohbaͤcher/
und legten das Stroh dem Vieh fuͤr zur Speiß; die Außtag des Fruͤh-
lings waren gar harb und ſtreng/ des Schnees war vil/ und der wolt nit
ſchmelzen/ und war ein uͤberaus groſſe und beharꝛliche Kaͤlte: Alle Waſſer
gefruren allenthalben hart/ der Zuͤrich See beſchloß ſich ganz biß an die
Statt. Diſe gefroͤrne waͤhrete bis an Charꝛfreytag. Es entfror aber der
See in einem Tag/ und einer Nacht. Die Raͤben um Zuͤrich erfrorend des
Fruͤhlings/ das man ſie mehrtheils ausſchlahen muͤßt. Bulling. Chron.
ad h. a. Stumpf. Chron. L. XIII. c. 3.

A. 1372. fiel im Herbſt ein ſo gar groſſe Kaͤlte ein/ daß die Trauben an
Reben gefruren/ als man aber wuͤmmet/ war der Moſt ſuͤß/ und blieb ſuͤß
bis zu Pfingſten/ als er aber aufgieng/ ward er ſo ſaur/ daß ihn niemand trin-
ken mocht. Bulling. Chron. ad h. a.

Anno
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[(131)[131]/0168] Graͤben/ vil Bruͤnnen und Waſſerfluͤſſe in Rhætiſchen Gebiet/ und an- derſtwo austrokneten/ und an vilen Orten groſſer Mangel am Waſſer er- litten wurde/ alle Heken und Zaͤun auch auf den hohen Bergen verdorꝛeten/ und verbruñend groſſe Waͤlder. Gulet. Ræt. p. 128. b. A. 1277. war der Winter ſo ungewohnlich kalt/ das der Boden-See von einem Geſtad biß an das andere uͤberfroren. Haffner. Theatr. Solo- dor. p. 312. A. 1343. war gar ein heiſſer Som̃er/ und wurden alle Fruͤchte uͤber- aus gut; mehr als 8. Tag vor S. Johannis hat der Wein verbluͤhec. Es hat ſo lang nit geregnet/ das in diſen Landen Gerſten geſaͤyet/ geſchnitten und Brot daraus gemachet worden/ das doch darauf nie geregnet. Tscha- chtlan Chron. ad h. a. A. 1357. im Hornung/ Merz und Aprel ſtarben vil Leuth und Vieh vor Hunger und Froſt/ alſo lang waͤhrte der Schnee und die Kaͤlte: Es verdurb auch ſelben Jahrs vil Heu von Hitz/ das man vil Viehs nider muͤßte ſchlachten/ das es auß hunger ſturb/ man entdekt vil Haͤuſer in den Doͤrferen/ die mit Stroh dekt waren/ und gabe es dem Vieche zueſſen. Alle dinge waren theur/ das malter Spreur koſtete 3. ß. Sprenger Chron. adh. a. A. 1362. war ein uͤbermaͤſſiger heiſſer Som̃er/ in dem die Matten und Weyden verbruñen/ das alles Heu/ Embd und Futter verdarb; darauf folgte A. 1363. ein groſſer ſchaͤdlicher Vieh tod/ ſonderlich in den 3. Mona- ten Hornung/ Merz und Aprel: vil Viehs ſtarb vor hunger/ vil Leuthe ſchlachteten ihr Viehe/ das es ihnen nit hungers verdurbe/ man futtert an vilen Orten mit Ebheu und Tañkryß/ etliche dekten ab ihre Strohbaͤcher/ und legten das Stroh dem Vieh fuͤr zur Speiß; die Außtag des Fruͤh- lings waren gar harb und ſtreng/ des Schnees war vil/ und der wolt nit ſchmelzen/ und war ein uͤberaus groſſe und beharꝛliche Kaͤlte: Alle Waſſer gefruren allenthalben hart/ der Zuͤrich See beſchloß ſich ganz biß an die Statt. Diſe gefroͤrne waͤhrete bis an Charꝛfreytag. Es entfror aber der See in einem Tag/ und einer Nacht. Die Raͤben um Zuͤrich erfrorend des Fruͤhlings/ das man ſie mehrtheils ausſchlahen muͤßt. Bulling. Chron. ad h. a. Stumpf. Chron. L. XIII. c. 3. A. 1372. fiel im Herbſt ein ſo gar groſſe Kaͤlte ein/ daß die Trauben an Reben gefruren/ als man aber wuͤmmet/ war der Moſt ſuͤß/ und blieb ſuͤß bis zu Pfingſten/ als er aber aufgieng/ ward er ſo ſaur/ daß ihn niemand trin- ken mocht. Bulling. Chron. ad h. a. Anno

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. (131)[131]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/168>, abgerufen am 21.11.2024.