psc_020.001 für das Beste zu halten, wobei aber nur ein stärkeres und psc_020.002 feineres Herausarbeiten der Nuancen erfolgt. Wahrheit und psc_020.003 feine Charakteristik stehn uns heut am höchsten. Wie weit psc_020.004 ist denn nun dabei der Rhythmus noch hervorzuheben? Die psc_020.005 Neigung geht heute dahin, ihn um der natürlichen wahren psc_020.006 Charakteristik willen zu verwischen. Wir sind wieder zu der psc_020.007 naturalistischen Kunst der Ekhof und Schröder zurückgekehrt, psc_020.008 zu der Art jener Zeit, in welcher man die ungebundene psc_020.009 Rede für die Tragödie vorzog. So ist auch jetzt wieder der psc_020.010 Conflict mit dem Rhythmus modern: Schauspieler lassen sich psc_020.011 bei Jambenstücken ihre Rollen in Prosa ausschreiben.
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Zwischen jener Zeit Ekhofs und Schröders und der psc_020.013 Gegenwart liegt die Einführung des fünffüßigen Jambus, psc_020.014 die Zeit der weimarischen Bühne, wo auf strenge Hervorhebung psc_020.015 des Rhythmus geachtet wurde -- wir wissen natürlich psc_020.016 nicht genau, in welchem Maß, wie weit im Gegensatz psc_020.017 zur Naturwahrheit. Und vor jener Zeit des Naturalismus, psc_020.018 der Natürlichkeit, in den Tagen Gottscheds herrschte vermuthlich psc_020.019 bei uns wieder die strengere Form, der französische Stil, psc_020.020 d. h. wahrscheinlich das tragische Tremolo, eine erstaunliche psc_020.021 Form unnatürlicher Rede, welche von vornherein pathetisch psc_020.022 die natürliche Gliederung der Declamation mit gleichmäßig psc_020.023 tragischen Falten bedeckt.
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Jch weiß nicht, wie es die heutige französische Bühne psc_020.025 hält. Jm Jahr 1875 fand ich sie im Schwanken: Sarah psc_020.026 Bernhardt sprach in der mittelalterlichen Tragödie (La fille psc_020.027 de Roland) wie im modernen Drama; keine Rücksicht als psc_020.028 auf den Accent der Wahrheit, möglichste Anknüpfung an die
psc_020.001 für das Beste zu halten, wobei aber nur ein stärkeres und psc_020.002 feineres Herausarbeiten der Nuancen erfolgt. Wahrheit und psc_020.003 feine Charakteristik stehn uns heut am höchsten. Wie weit psc_020.004 ist denn nun dabei der Rhythmus noch hervorzuheben? Die psc_020.005 Neigung geht heute dahin, ihn um der natürlichen wahren psc_020.006 Charakteristik willen zu verwischen. Wir sind wieder zu der psc_020.007 naturalistischen Kunst der Ekhof und Schröder zurückgekehrt, psc_020.008 zu der Art jener Zeit, in welcher man die ungebundene psc_020.009 Rede für die Tragödie vorzog. So ist auch jetzt wieder der psc_020.010 Conflict mit dem Rhythmus modern: Schauspieler lassen sich psc_020.011 bei Jambenstücken ihre Rollen in Prosa ausschreiben.
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Zwischen jener Zeit Ekhofs und Schröders und der psc_020.013 Gegenwart liegt die Einführung des fünffüßigen Jambus, psc_020.014 die Zeit der weimarischen Bühne, wo auf strenge Hervorhebung psc_020.015 des Rhythmus geachtet wurde — wir wissen natürlich psc_020.016 nicht genau, in welchem Maß, wie weit im Gegensatz psc_020.017 zur Naturwahrheit. Und vor jener Zeit des Naturalismus, psc_020.018 der Natürlichkeit, in den Tagen Gottscheds herrschte vermuthlich psc_020.019 bei uns wieder die strengere Form, der französische Stil, psc_020.020 d. h. wahrscheinlich das tragische Tremolo, eine erstaunliche psc_020.021 Form unnatürlicher Rede, welche von vornherein pathetisch psc_020.022 die natürliche Gliederung der Declamation mit gleichmäßig psc_020.023 tragischen Falten bedeckt.
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Jch weiß nicht, wie es die heutige französische Bühne psc_020.025 hält. Jm Jahr 1875 fand ich sie im Schwanken: Sarah psc_020.026 Bernhardt sprach in der mittelalterlichen Tragödie (La fille psc_020.027 de Roland) wie im modernen Drama; keine Rücksicht als psc_020.028 auf den Accent der Wahrheit, möglichste Anknüpfung an die
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Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scherer_poetik_1888/36>, abgerufen am 16.07.2024.
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