Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758.1. Freund! Was pflegstu wohl zu dencken,Wenn du diese Quellen siehst, Die dir solch ein Wasser schencken,Das sich siedend-heiß ergießt, Und dabey durch seine Kräfte,Die verdorbne Lebens-Säfte Deines Cörpers wärmt und heilt, Und neu Leben dir ertheilt? 2. Du besinnest dich sehr lange,Eh du sagest, was du denckst; Ja, mich deucht, es wird dir bange,Bis du dich zum Ausspruch lenckst; Deine forschende GedanckenWollen hin und wieder wancken, Dein Gemüthe, Zweifels-voll, Weiß nicht, was es schliessen soll. 3. Freund! so ist es, frey zu sagen,Unser Sinn irrt hier herum, Und man bleibt bey allem Fragen,Ueber dieses Wunder, stumm. Wasser kocht hier aus der Erde,Wie es aber kochend werde, Dieses bleibet dem Verstand Schwacher Menschen unbekannt. 1. Freund! Was pflegstu wohl zu dencken,Wenn du diese Quellen siehst, Die dir solch ein Wasser schencken,Das sich siedend-heiß ergießt, Und dabey durch seine Kräfte,Die verdorbne Lebens-Säfte Deines Cörpers wärmt und heilt, Und neu Leben dir ertheilt? 2. Du besinnest dich sehr lange,Eh du sagest, was du denckst; Ja, mich deucht, es wird dir bange,Bis du dich zum Ausspruch lenckst; Deine forschende GedanckenWollen hin und wieder wancken, Dein Gemüthe, Zweifels-voll, Weiß nicht, was es schliessen soll. 3. Freund! so ist es, frey zu sagen,Unser Sinn irrt hier herum, Und man bleibt bey allem Fragen,Ueber dieses Wunder, stumm. Wasser kocht hier aus der Erde,Wie es aber kochend werde, Dieses bleibet dem Verstand Schwacher Menschen unbekannt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0519" n="483"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <head>1.</head><lb/> <l>Freund! Was pflegstu wohl zu dencken,</l><lb/> <l rendition="#et">Wenn du diese Quellen siehst,</l><lb/> <l>Die dir solch ein Wasser schencken,</l><lb/> <l rendition="#et">Das sich siedend-heiß ergießt,</l><lb/> <l>Und dabey durch seine Kräfte,</l><lb/> <l>Die verdorbne Lebens-Säfte</l><lb/> <l rendition="#et">Deines Cörpers wärmt und heilt,</l><lb/> <l rendition="#et">Und neu Leben dir ertheilt?</l><lb/> </lg> <lg> <head>2.</head><lb/> <l>Du besinnest dich sehr lange,</l><lb/> <l rendition="#et">Eh du sagest, was du denckst;</l><lb/> <l>Ja, mich deucht, es wird dir bange,</l><lb/> <l rendition="#et">Bis du dich zum Ausspruch lenckst;</l><lb/> <l>Deine forschende Gedancken</l><lb/> <l>Wollen hin und wieder wancken,</l><lb/> <l rendition="#et">Dein Gemüthe, Zweifels-voll,</l><lb/> <l rendition="#et">Weiß nicht, was es schliessen soll.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <head>3.</head><lb/> <l>Freund! so ist es, frey zu sagen,</l><lb/> <l rendition="#et">Unser Sinn irrt hier herum,</l><lb/> <l>Und man bleibt bey allem Fragen,</l><lb/> <l rendition="#et">Ueber dieses Wunder, stumm.</l><lb/> <l>Wasser kocht hier aus der Erde,</l><lb/> <l>Wie es aber kochend werde,</l><lb/> <l rendition="#et">Dieses bleibet dem Verstand</l><lb/> <l rendition="#et">Schwacher Menschen unbekannt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [483/0519]
1.
Freund! Was pflegstu wohl zu dencken,
Wenn du diese Quellen siehst,
Die dir solch ein Wasser schencken,
Das sich siedend-heiß ergießt,
Und dabey durch seine Kräfte,
Die verdorbne Lebens-Säfte
Deines Cörpers wärmt und heilt,
Und neu Leben dir ertheilt?
2.
Du besinnest dich sehr lange,
Eh du sagest, was du denckst;
Ja, mich deucht, es wird dir bange,
Bis du dich zum Ausspruch lenckst;
Deine forschende Gedancken
Wollen hin und wieder wancken,
Dein Gemüthe, Zweifels-voll,
Weiß nicht, was es schliessen soll.
3.
Freund! so ist es, frey zu sagen,
Unser Sinn irrt hier herum,
Und man bleibt bey allem Fragen,
Ueber dieses Wunder, stumm.
Wasser kocht hier aus der Erde,
Wie es aber kochend werde,
Dieses bleibet dem Verstand
Schwacher Menschen unbekannt.
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