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Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758.

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Leuten unter ihnen mit besonderem dazu auserlesenen Holtze. Doch werffen sie keine Kleider oder Rauchwerck auf den Holtz-Stoß, sondern nur ihre Waffen, und zuweilen auch ihre Pferde. Das Grab selbst aber bestehet aus einem Hügel von Rasen. Denn die kostbare und weitläuftige Grab-Mähler sind bey ihnen nicht beliebt, weil sie glauben, dieselbe seyen den Todten nur beschwerlich." Aus dieser Beschreibung siehet man, daß die alte Teutschen ihre vornehme Todten verbrannt, und die Asche mit einem Hügel von Erde schlechthin bedecket haben. Und dergleichen Hügel sind bey den vorgemeldten Gräbern unserer Gegend würcklich vorhanden. Auch siehet man daraus, daß sie zugleich Waffen und Pferde (die sie vorher abgestochen) mit den Cörpern der Menschen verbrannt haben, und davon kommt vermuthlich das Eisen-Werck und die grosse eherne Ringe her, welche sich in solchen Gräbern finden; und ist solches, sonder Zweifel, nichts anders, als Geräthschaft, welche sich an den Waffen solcher alten Teutschen, und an ihrem Pferde-Zeug befunden hat, und welches bey Verbrennung der Cörper im Feuer übrig geblieben ist. In einigen aber der vorgemeldten Gräbern findet sich inwendig nichts von Eisen-Werck und Ringen, sondern eine Brand-Stätte, Todten-Töpfe, Todten-Krüge, beynahe eine halbe Maaß haltend, in welchen Asche

Leuten unter ihnen mit besonderem dazu auserlesenen Holtze. Doch werffen sie keine Kleider oder Rauchwerck auf den Holtz-Stoß, sondern nur ihre Waffen, und zuweilen auch ihre Pferde. Das Grab selbst aber bestehet aus einem Hügel von Rasen. Denn die kostbare und weitläuftige Grab-Mähler sind bey ihnen nicht beliebt, weil sie glauben, dieselbe seyen den Todten nur beschwerlich.“ Aus dieser Beschreibung siehet man, daß die alte Teutschen ihre vornehme Todten verbrannt, und die Asche mit einem Hügel von Erde schlechthin bedecket haben. Und dergleichen Hügel sind bey den vorgemeldten Gräbern unserer Gegend würcklich vorhanden. Auch siehet man daraus, daß sie zugleich Waffen und Pferde (die sie vorher abgestochen) mit den Cörpern der Menschen verbrannt haben, und davon kommt vermuthlich das Eisen-Werck und die grosse eherne Ringe her, welche sich in solchen Gräbern finden; und ist solches, sonder Zweifel, nichts anders, als Geräthschaft, welche sich an den Waffen solcher alten Teutschen, und an ihrem Pferde-Zeug befunden hat, und welches bey Verbrennung der Cörper im Feuer übrig geblieben ist. In einigen aber der vorgemeldten Gräbern findet sich inwendig nichts von Eisen-Werck und Ringen, sondern eine Brand-Stätte, Todten-Töpfe, Todten-Krüge, beynahe eine halbe Maaß haltend, in welchen Asche

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[70/0106] Leuten unter ihnen mit besonderem dazu auserlesenen Holtze. Doch werffen sie keine Kleider oder Rauchwerck auf den Holtz-Stoß, sondern nur ihre Waffen, und zuweilen auch ihre Pferde. Das Grab selbst aber bestehet aus einem Hügel von Rasen. Denn die kostbare und weitläuftige Grab-Mähler sind bey ihnen nicht beliebt, weil sie glauben, dieselbe seyen den Todten nur beschwerlich.“ Aus dieser Beschreibung siehet man, daß die alte Teutschen ihre vornehme Todten verbrannt, und die Asche mit einem Hügel von Erde schlechthin bedecket haben. Und dergleichen Hügel sind bey den vorgemeldten Gräbern unserer Gegend würcklich vorhanden. Auch siehet man daraus, daß sie zugleich Waffen und Pferde (die sie vorher abgestochen) mit den Cörpern der Menschen verbrannt haben, und davon kommt vermuthlich das Eisen-Werck und die grosse eherne Ringe her, welche sich in solchen Gräbern finden; und ist solches, sonder Zweifel, nichts anders, als Geräthschaft, welche sich an den Waffen solcher alten Teutschen, und an ihrem Pferde-Zeug befunden hat, und welches bey Verbrennung der Cörper im Feuer übrig geblieben ist. In einigen aber der vorgemeldten Gräbern findet sich inwendig nichts von Eisen-Werck und Ringen, sondern eine Brand-Stätte, Todten-Töpfe, Todten-Krüge, beynahe eine halbe Maaß haltend, in welchen Asche

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Zitationshilfe: Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/106>, abgerufen am 27.04.2024.