nach der Verschiedenheit der Aeußerungen Sinn¬ lichkeit, Verstand, Einbildungskraft u. s. w."
Nun ist aber an sich nichts geistloser nicht nur, sondern auch geisttödtender als eine solche Darstellung; aber es kommt noch überdieß die besondere Bestimmung des academischen Vor¬ trags in Betracht, genetisch zu seyn. Dieß ist der wahre Vorzug der lebendigen Lehrart, daß der Lehrer nicht Resultate hinstellt, wie es der Schriftsteller pflegt, sondern daß er, in allen hö¬ heren Scienzen wenigstens, die Art zu ihnen zu gelangen selbst darstellt, und in jedem Fall das Ganze der Wissenschaft gleichsam erst vor den Augen des Lehrlings entstehen läßt. Wie soll nun derjenige, der seine Wissenschaft selbst nicht aus eigner Construction besitzt, fähig seyn, sie nicht als ein Gegebenes, sondern als ein zu Erfindendes darzustellen?
So wenig aber als die bloße Ueberliefe¬ rung ohne selbstthätigen Geist hinreichend ist, um als Lehrer mit dem gehörigen Erfolg zu
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nach der Verſchiedenheit der Aeußerungen Sinn¬ lichkeit, Verſtand, Einbildungskraft u. ſ. w.“
Nun iſt aber an ſich nichts geiſtloſer nicht nur, ſondern auch geiſttoͤdtender als eine ſolche Darſtellung; aber es kommt noch uͤberdieß die beſondere Beſtimmung des academiſchen Vor¬ trags in Betracht, genetiſch zu ſeyn. Dieß iſt der wahre Vorzug der lebendigen Lehrart, daß der Lehrer nicht Reſultate hinſtellt, wie es der Schriftſteller pflegt, ſondern daß er, in allen hoͤ¬ heren Scienzen wenigſtens, die Art zu ihnen zu gelangen ſelbſt darſtellt, und in jedem Fall das Ganze der Wiſſenſchaft gleichſam erſt vor den Augen des Lehrlings entſtehen laͤßt. Wie ſoll nun derjenige, der ſeine Wiſſenſchaft ſelbſt nicht aus eigner Conſtruction beſitzt, faͤhig ſeyn, ſie nicht als ein Gegebenes, ſondern als ein zu Erfindendes darzuſtellen?
So wenig aber als die bloße Ueberliefe¬ rung ohne ſelbſtthaͤtigen Geiſt hinreichend iſt, um als Lehrer mit dem gehoͤrigen Erfolg zu
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nach der Verſchiedenheit der Aeußerungen Sinn¬
lichkeit, Verſtand, Einbildungskraft u. ſ. w.“
Nun iſt aber an ſich nichts geiſtloſer nicht
nur, ſondern auch geiſttoͤdtender als eine ſolche
Darſtellung; aber es kommt noch uͤberdieß die
beſondere Beſtimmung des academiſchen Vor¬
trags in Betracht, genetiſch zu ſeyn. Dieß iſt
der wahre Vorzug der lebendigen Lehrart, daß
der Lehrer nicht Reſultate hinſtellt, wie es der
Schriftſteller pflegt, ſondern daß er, in allen hoͤ¬
heren Scienzen wenigſtens, die Art zu ihnen
zu gelangen ſelbſt darſtellt, und in jedem Fall
das Ganze der Wiſſenſchaft gleichſam erſt vor
den Augen des Lehrlings entſtehen laͤßt. Wie
ſoll nun derjenige, der ſeine Wiſſenſchaft ſelbſt
nicht aus eigner Conſtruction beſitzt, faͤhig ſeyn,
ſie nicht als ein Gegebenes, ſondern als ein zu
Erfindendes darzuſtellen?
So wenig aber als die bloße Ueberliefe¬
rung ohne ſelbſtthaͤtigen Geiſt hinreichend iſt,
um als Lehrer mit dem gehoͤrigen Erfolg zu
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/58>, abgerufen am 24.11.2024.
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