das Wissen mit dem Handeln Eins wäre, die¬ ses immer aus jenem folgen müßte, da man doch sehr gut das Rechte wissen könne, ohne es deswegen zu thun, und was dergleichen mehr ist. Sie haben ganz Recht, daß das Handeln aus dem Wissen nicht folge, und sie sprechen eben in jener Reflexion aus, daß das Wissen nicht Mittel des Handelns sey. Sie haben nur darin Unrecht, eine solche Folge zu erwarten. Sie begreifen keine Verhältnisse zwischen Abso¬ luten; nicht, wie jedes Besondere für sich un¬ bedingt seyn kann, und machen das eine im Verhältniß des Zwecks so gut wie das andere im Verhältniß des Mittels zu einem Abhän¬ gigen.
Wissen und Handeln können nie anders in wahrer Harmonie seyn, als durch die gleiche Absolutheit. Wie es kein wahres Wissen giebt, welches nicht mittelbar oder unmittelbar Aus¬ druck des Urwissens ist, so kein wahres Han¬ deln, welches nicht, und wär' es durch noch so viele Mittelglieder, das Urhandeln und in ihm das göttliche Wesen ausdrückt. Diejenige Frey¬
das Wiſſen mit dem Handeln Eins waͤre, die¬ ſes immer aus jenem folgen muͤßte, da man doch ſehr gut das Rechte wiſſen koͤnne, ohne es deswegen zu thun, und was dergleichen mehr iſt. Sie haben ganz Recht, daß das Handeln aus dem Wiſſen nicht folge, und ſie ſprechen eben in jener Reflexion aus, daß das Wiſſen nicht Mittel des Handelns ſey. Sie haben nur darin Unrecht, eine ſolche Folge zu erwarten. Sie begreifen keine Verhaͤltniſſe zwiſchen Abſo¬ luten; nicht, wie jedes Beſondere fuͤr ſich un¬ bedingt ſeyn kann, und machen das eine im Verhaͤltniß des Zwecks ſo gut wie das andere im Verhaͤltniß des Mittels zu einem Abhaͤn¬ gigen.
Wiſſen und Handeln koͤnnen nie anders in wahrer Harmonie ſeyn, als durch die gleiche Abſolutheit. Wie es kein wahres Wiſſen giebt, welches nicht mittelbar oder unmittelbar Aus¬ druck des Urwiſſens iſt, ſo kein wahres Han¬ deln, welches nicht, und waͤr' es durch noch ſo viele Mittelglieder, das Urhandeln und in ihm das goͤttliche Weſen ausdruͤckt. Diejenige Frey¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0034"n="25"/>
das Wiſſen mit dem Handeln Eins waͤre, die¬<lb/>ſes immer aus jenem folgen muͤßte, da man<lb/>
doch ſehr gut das Rechte wiſſen koͤnne, ohne es<lb/>
deswegen zu thun, und was dergleichen mehr<lb/>
iſt. Sie haben ganz Recht, daß das Handeln<lb/>
aus dem Wiſſen nicht folge, und ſie ſprechen<lb/>
eben in jener Reflexion aus, daß das Wiſſen<lb/>
nicht Mittel des Handelns ſey. Sie haben nur<lb/>
darin Unrecht, eine ſolche Folge zu erwarten.<lb/>
Sie begreifen keine Verhaͤltniſſe zwiſchen Abſo¬<lb/>
luten; nicht, wie jedes Beſondere fuͤr ſich un¬<lb/>
bedingt ſeyn kann, und machen das eine im<lb/>
Verhaͤltniß des Zwecks ſo gut wie das andere<lb/>
im Verhaͤltniß des Mittels zu einem Abhaͤn¬<lb/>
gigen.</p><lb/><p>Wiſſen und Handeln koͤnnen nie anders in<lb/>
wahrer Harmonie ſeyn, als durch die gleiche<lb/>
Abſolutheit. Wie es kein wahres Wiſſen giebt,<lb/>
welches nicht mittelbar oder unmittelbar Aus¬<lb/>
druck des Urwiſſens iſt, ſo kein wahres Han¬<lb/>
deln, welches nicht, und waͤr' es durch noch ſo<lb/>
viele Mittelglieder, das Urhandeln und in ihm<lb/>
das goͤttliche Weſen ausdruͤckt. Diejenige Frey¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[25/0034]
das Wiſſen mit dem Handeln Eins waͤre, die¬
ſes immer aus jenem folgen muͤßte, da man
doch ſehr gut das Rechte wiſſen koͤnne, ohne es
deswegen zu thun, und was dergleichen mehr
iſt. Sie haben ganz Recht, daß das Handeln
aus dem Wiſſen nicht folge, und ſie ſprechen
eben in jener Reflexion aus, daß das Wiſſen
nicht Mittel des Handelns ſey. Sie haben nur
darin Unrecht, eine ſolche Folge zu erwarten.
Sie begreifen keine Verhaͤltniſſe zwiſchen Abſo¬
luten; nicht, wie jedes Beſondere fuͤr ſich un¬
bedingt ſeyn kann, und machen das eine im
Verhaͤltniß des Zwecks ſo gut wie das andere
im Verhaͤltniß des Mittels zu einem Abhaͤn¬
gigen.
Wiſſen und Handeln koͤnnen nie anders in
wahrer Harmonie ſeyn, als durch die gleiche
Abſolutheit. Wie es kein wahres Wiſſen giebt,
welches nicht mittelbar oder unmittelbar Aus¬
druck des Urwiſſens iſt, ſo kein wahres Han¬
deln, welches nicht, und waͤr' es durch noch ſo
viele Mittelglieder, das Urhandeln und in ihm
das goͤttliche Weſen ausdruͤckt. Diejenige Frey¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/34>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.