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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

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wesentlich und bloß formell seyn müssen, so
wird die wissenschaftliche Construction in der
Darstellung der gemeinschaftlichen Einheit be¬
stehen, aus der jene ausgeflossen sind und
sich ebendadurch über sie zum umfassenderen
Standpunct erheben.

Eine solche Construction der Kunst ist al¬
lerdings mit nichts von dem zu vergleichen,
was bis auf die gegenwärtige Zeit unter dem
Namen von Aesthetik, Theorie der schönen
Künste und Wissenschaften, oder irgend einem
andern existirt hat. In den allgemeinsten
Grundsätzen des ersten Urhebers jener Bezeich¬
nung lag wenigstens noch die Spur der Idee
des Schönen, als des in der concreten und
abgebildeten Welt erscheinenden Urbildlichen.
Seit der Zeit erhielt diese eine immer bestimm¬
tere Abhängigkeit vom Sittlichen und Nützli¬
chen: so wie in den psychologischen Theorieen
ihre Erscheinungen ohngefähr gleich den Ge¬
spenster-Geschichten oder anderm Aberglauben
wegerklärt wurden, bis der hierauf folgende
Kantische Formalismus zwar eine neue und hö¬

weſentlich und bloß formell ſeyn muͤſſen, ſo
wird die wiſſenſchaftliche Conſtruction in der
Darſtellung der gemeinſchaftlichen Einheit be¬
ſtehen, aus der jene ausgefloſſen ſind und
ſich ebendadurch uͤber ſie zum umfaſſenderen
Standpunct erheben.

Eine ſolche Conſtruction der Kunſt iſt al¬
lerdings mit nichts von dem zu vergleichen,
was bis auf die gegenwaͤrtige Zeit unter dem
Namen von Aeſthetik, Theorie der ſchoͤnen
Kuͤnſte und Wiſſenſchaften, oder irgend einem
andern exiſtirt hat. In den allgemeinſten
Grundſaͤtzen des erſten Urhebers jener Bezeich¬
nung lag wenigſtens noch die Spur der Idee
des Schoͤnen, als des in der concreten und
abgebildeten Welt erſcheinenden Urbildlichen.
Seit der Zeit erhielt dieſe eine immer beſtimm¬
tere Abhaͤngigkeit vom Sittlichen und Nuͤtzli¬
chen: ſo wie in den pſychologiſchen Theorieen
ihre Erſcheinungen ohngefaͤhr gleich den Ge¬
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[320/0329] weſentlich und bloß formell ſeyn muͤſſen, ſo wird die wiſſenſchaftliche Conſtruction in der Darſtellung der gemeinſchaftlichen Einheit be¬ ſtehen, aus der jene ausgefloſſen ſind und ſich ebendadurch uͤber ſie zum umfaſſenderen Standpunct erheben. Eine ſolche Conſtruction der Kunſt iſt al¬ lerdings mit nichts von dem zu vergleichen, was bis auf die gegenwaͤrtige Zeit unter dem Namen von Aeſthetik, Theorie der ſchoͤnen Kuͤnſte und Wiſſenſchaften, oder irgend einem andern exiſtirt hat. In den allgemeinſten Grundſaͤtzen des erſten Urhebers jener Bezeich¬ nung lag wenigſtens noch die Spur der Idee des Schoͤnen, als des in der concreten und abgebildeten Welt erſcheinenden Urbildlichen. Seit der Zeit erhielt dieſe eine immer beſtimm¬ tere Abhaͤngigkeit vom Sittlichen und Nuͤtzli¬ chen: ſo wie in den pſychologiſchen Theorieen ihre Erſcheinungen ohngefaͤhr gleich den Ge¬ ſpenſter-Geſchichten oder anderm Aberglauben wegerklaͤrt wurden, bis der hierauf folgende Kantiſche Formalismus zwar eine neue und hoͤ¬

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/329>, abgerufen am 22.11.2024.