Wesen dieses ewige Produciren selbst erkennbar gemacht und objectiv geworden. Es bedarf kaum des Beweises, daß in diesem höheren Ge¬ biet der organischen Natur, wo der ihr einge¬ bohrne Geist seine Schranken durchbricht, jede Erklärung, die sich auf die gemeinen Vorstel¬ lungen von der Materie stützt, so wie alle Hy¬ pothesen, durch welche die untergeordnetern Er¬ scheinungen noch nothdürftig begreiflich gemacht werden, völlig unzureichend werden: weßhalb auch die Empirie dieses Gebiet allmählich ganz geräumt, und sich theils hinter die Vorstellun¬ gen des Dualismus, theils in die Teleologie zurückgezogen hat.
Nach Erkenntniß der organischen Functio¬ nen in der Allgemeinheit und Nothwendigkeit ihrer Formen, ist die der Gesetze, nach welchen ihr Verhältniß unter einander, sowohl im In¬ dividuum als in der gesammten Welt der Or¬ ganisationen bestimmt ist, die erste und wich¬ tigste.
Das Individuum ist in Ansehung dessel¬ ben auf eine gewisse Gränze eingeschränkt,
Weſen dieſes ewige Produciren ſelbſt erkennbar gemacht und objectiv geworden. Es bedarf kaum des Beweiſes, daß in dieſem hoͤheren Ge¬ biet der organiſchen Natur, wo der ihr einge¬ bohrne Geiſt ſeine Schranken durchbricht, jede Erklaͤrung, die ſich auf die gemeinen Vorſtel¬ lungen von der Materie ſtuͤtzt, ſo wie alle Hy¬ potheſen, durch welche die untergeordnetern Er¬ ſcheinungen noch nothduͤrftig begreiflich gemacht werden, voͤllig unzureichend werden: weßhalb auch die Empirie dieſes Gebiet allmaͤhlich ganz geraͤumt, und ſich theils hinter die Vorſtellun¬ gen des Dualismus, theils in die Teleologie zuruͤckgezogen hat.
Nach Erkenntniß der organiſchen Functio¬ nen in der Allgemeinheit und Nothwendigkeit ihrer Formen, iſt die der Geſetze, nach welchen ihr Verhaͤltniß unter einander, ſowohl im In¬ dividuum als in der geſammten Welt der Or¬ ganiſationen beſtimmt iſt, die erſte und wich¬ tigſte.
Das Individuum iſt in Anſehung deſſel¬ ben auf eine gewiſſe Graͤnze eingeſchraͤnkt,
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Weſen dieſes ewige Produciren ſelbſt erkennbar
gemacht und objectiv geworden. Es bedarf
kaum des Beweiſes, daß in dieſem hoͤheren Ge¬
biet der organiſchen Natur, wo der ihr einge¬
bohrne Geiſt ſeine Schranken durchbricht, jede
Erklaͤrung, die ſich auf die gemeinen Vorſtel¬
lungen von der Materie ſtuͤtzt, ſo wie alle Hy¬
potheſen, durch welche die untergeordnetern Er¬
ſcheinungen noch nothduͤrftig begreiflich gemacht
werden, voͤllig unzureichend werden: weßhalb
auch die Empirie dieſes Gebiet allmaͤhlich ganz
geraͤumt, und ſich theils hinter die Vorſtellun¬
gen des Dualismus, theils in die Teleologie
zuruͤckgezogen hat.
Nach Erkenntniß der organiſchen Functio¬
nen in der Allgemeinheit und Nothwendigkeit
ihrer Formen, iſt die der Geſetze, nach welchen
ihr Verhaͤltniß unter einander, ſowohl im In¬
dividuum als in der geſammten Welt der Or¬
ganiſationen beſtimmt iſt, die erſte und wich¬
tigſte.
Das Individuum iſt in Anſehung deſſel¬
ben auf eine gewiſſe Graͤnze eingeſchraͤnkt,
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/302>, abgerufen am 26.11.2024.
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