Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

dern Formen der Thätigkeit sind keine der
Materie zufällige, sondern ursprünglich einge¬
bohrne und nothwendige Formen. Denn wie
die Einheit der Idee im Seyn zu drey Di¬
mensionen sich ausbreitet, drückt auch das Le¬
ben und die Thätigkeit sich in demselben Ty¬
pus und durch drey Formen aus, welche dem¬
nach dem Wesen der Materie so nothwendig als
jene inhäriren. Durch diese Construction ist
nicht allein gewiß, daß es nur diese drey For¬
men der lebendigen Bewegung der Körper giebt,
sondern es ist auch für alle besondren Bestim¬
mungen derselben das allgemeine Gesetz ge¬
funden, aus dem sie als nothwendige einge¬
sehen werden können.

Ich beschränke mich hier zunächst auf den
chemischen Proceß, da die Wissenschaft seiner
Erscheinungen zu einem besondern Zweig der
Naturkenntniß gebildet worden ist.

Das Verhältniß der Physik zur Chemie
hat sich in der neueren Zeit fast zu einer gänz¬
lichen Unterordnung der ersten unter die letz¬
te entschieden. Der Schlüssel zur Erklärung

dern Formen der Thaͤtigkeit ſind keine der
Materie zufaͤllige, ſondern urſpruͤnglich einge¬
bohrne und nothwendige Formen. Denn wie
die Einheit der Idee im Seyn zu drey Di¬
menſionen ſich ausbreitet, druͤckt auch das Le¬
ben und die Thaͤtigkeit ſich in demſelben Ty¬
pus und durch drey Formen aus, welche dem¬
nach dem Weſen der Materie ſo nothwendig als
jene inhaͤriren. Durch dieſe Conſtruction iſt
nicht allein gewiß, daß es nur dieſe drey For¬
men der lebendigen Bewegung der Koͤrper giebt,
ſondern es iſt auch fuͤr alle beſondren Beſtim¬
mungen derſelben das allgemeine Geſetz ge¬
funden, aus dem ſie als nothwendige einge¬
ſehen werden koͤnnen.

Ich beſchraͤnke mich hier zunaͤchſt auf den
chemiſchen Proceß, da die Wiſſenſchaft ſeiner
Erſcheinungen zu einem beſondern Zweig der
Naturkenntniß gebildet worden iſt.

Das Verhaͤltniß der Phyſik zur Chemie
hat ſich in der neueren Zeit faſt zu einer gaͤnz¬
lichen Unterordnung der erſten unter die letz¬
te entſchieden. Der Schluͤſſel zur Erklaͤrung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0285" n="276"/>
dern Formen der Tha&#x0364;tigkeit &#x017F;ind keine der<lb/>
Materie zufa&#x0364;llige, &#x017F;ondern ur&#x017F;pru&#x0364;nglich einge¬<lb/>
bohrne und nothwendige Formen. Denn wie<lb/>
die Einheit der Idee im Seyn zu drey Di¬<lb/>
men&#x017F;ionen &#x017F;ich ausbreitet, dru&#x0364;ckt auch das Le¬<lb/>
ben und die Tha&#x0364;tigkeit &#x017F;ich in dem&#x017F;elben Ty¬<lb/>
pus und durch drey Formen aus, welche dem¬<lb/>
nach dem We&#x017F;en der Materie &#x017F;o nothwendig als<lb/>
jene inha&#x0364;riren. Durch die&#x017F;e Con&#x017F;truction i&#x017F;t<lb/>
nicht allein gewiß, daß es nur die&#x017F;e drey For¬<lb/>
men der lebendigen Bewegung der Ko&#x0364;rper giebt,<lb/>
&#x017F;ondern es i&#x017F;t auch fu&#x0364;r alle be&#x017F;ondren Be&#x017F;tim¬<lb/>
mungen der&#x017F;elben das allgemeine Ge&#x017F;etz ge¬<lb/>
funden, aus dem &#x017F;ie als nothwendige einge¬<lb/>
&#x017F;ehen werden ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
        <p>Ich be&#x017F;chra&#x0364;nke mich hier zuna&#x0364;ch&#x017F;t auf den<lb/>
chemi&#x017F;chen Proceß, da die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft &#x017F;einer<lb/>
Er&#x017F;cheinungen zu einem be&#x017F;ondern Zweig der<lb/>
Naturkenntniß gebildet worden i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Das Verha&#x0364;ltniß der Phy&#x017F;ik zur Chemie<lb/>
hat &#x017F;ich in der neueren Zeit fa&#x017F;t zu einer ga&#x0364;nz¬<lb/>
lichen Unterordnung der er&#x017F;ten unter die letz¬<lb/>
te ent&#x017F;chieden. Der Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el zur Erkla&#x0364;rung<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0285] dern Formen der Thaͤtigkeit ſind keine der Materie zufaͤllige, ſondern urſpruͤnglich einge¬ bohrne und nothwendige Formen. Denn wie die Einheit der Idee im Seyn zu drey Di¬ menſionen ſich ausbreitet, druͤckt auch das Le¬ ben und die Thaͤtigkeit ſich in demſelben Ty¬ pus und durch drey Formen aus, welche dem¬ nach dem Weſen der Materie ſo nothwendig als jene inhaͤriren. Durch dieſe Conſtruction iſt nicht allein gewiß, daß es nur dieſe drey For¬ men der lebendigen Bewegung der Koͤrper giebt, ſondern es iſt auch fuͤr alle beſondren Beſtim¬ mungen derſelben das allgemeine Geſetz ge¬ funden, aus dem ſie als nothwendige einge¬ ſehen werden koͤnnen. Ich beſchraͤnke mich hier zunaͤchſt auf den chemiſchen Proceß, da die Wiſſenſchaft ſeiner Erſcheinungen zu einem beſondern Zweig der Naturkenntniß gebildet worden iſt. Das Verhaͤltniß der Phyſik zur Chemie hat ſich in der neueren Zeit faſt zu einer gaͤnz¬ lichen Unterordnung der erſten unter die letz¬ te entſchieden. Der Schluͤſſel zur Erklaͤrung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/285
Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/285>, abgerufen am 24.11.2024.