Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

besondere, doch zugleich Universa und das sind,
was die Philosophen Monaden oder Ideen ge¬
nannt haben.

Es wird in der Philosophie ausführlicher
gezeigt, daß die Ideen die einzigen Mittler
sind, wodurch die besondern Dinge in Gott
seyn können, und daß nach diesem Gesetz so
viel Universa als besondere Dinge sind, und
doch, wegen der Gleichheit des Wesens, in
allen nur Ein Universum. Obgleich nun die
Ideen in Gott rein und absolut ideal sind, sind
sie doch nicht todt, sondern lebendig, die ersten
Organismen der göttlichen Selbstanschauung,
die eben deswegen an allen Eigenschaften seines
Wesens und in der besondern Form dennoch an
der ungetheilten und absoluten Realität theil¬
nehmen.

Kraft dieser Mittheilung sind sie, gleich
Gott, productiv und wirken nach demselben
Gesetze und auf die gleiche Weise, indem sie
ihre Wesenheit in das Besondere bilden, und
durch einzelne und besondere Dinge erkennbar
machen, in ihnen selbst und für sich ohne Zeit,

beſondere, doch zugleich Univerſa und das ſind,
was die Philoſophen Monaden oder Ideen ge¬
nannt haben.

Es wird in der Philoſophie ausfuͤhrlicher
gezeigt, daß die Ideen die einzigen Mittler
ſind, wodurch die beſondern Dinge in Gott
ſeyn koͤnnen, und daß nach dieſem Geſetz ſo
viel Univerſa als beſondere Dinge ſind, und
doch, wegen der Gleichheit des Weſens, in
allen nur Ein Univerſum. Obgleich nun die
Ideen in Gott rein und abſolut ideal ſind, ſind
ſie doch nicht todt, ſondern lebendig, die erſten
Organismen der goͤttlichen Selbſtanſchauung,
die eben deswegen an allen Eigenſchaften ſeines
Weſens und in der beſondern Form dennoch an
der ungetheilten und abſoluten Realitaͤt theil¬
nehmen.

Kraft dieſer Mittheilung ſind ſie, gleich
Gott, productiv und wirken nach demſelben
Geſetze und auf die gleiche Weiſe, indem ſie
ihre Weſenheit in das Beſondere bilden, und
durch einzelne und beſondere Dinge erkennbar
machen, in ihnen ſelbſt und fuͤr ſich ohne Zeit,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0249" n="240"/>
be&#x017F;ondere, doch zugleich Univer&#x017F;a und das &#x017F;ind,<lb/>
was die Philo&#x017F;ophen Monaden oder Ideen ge¬<lb/>
nannt haben.</p><lb/>
        <p>Es wird in der Philo&#x017F;ophie ausfu&#x0364;hrlicher<lb/>
gezeigt, daß die Ideen die einzigen Mittler<lb/>
&#x017F;ind, wodurch die be&#x017F;ondern Dinge in Gott<lb/>
&#x017F;eyn ko&#x0364;nnen, und daß nach die&#x017F;em Ge&#x017F;etz &#x017F;o<lb/>
viel Univer&#x017F;a als be&#x017F;ondere Dinge &#x017F;ind, und<lb/>
doch, wegen der Gleichheit des We&#x017F;ens, in<lb/>
allen nur Ein Univer&#x017F;um. Obgleich nun die<lb/>
Ideen in Gott rein und ab&#x017F;olut ideal &#x017F;ind, &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie doch nicht todt, &#x017F;ondern lebendig, die er&#x017F;ten<lb/>
Organismen der go&#x0364;ttlichen Selb&#x017F;tan&#x017F;chauung,<lb/>
die eben deswegen an allen Eigen&#x017F;chaften &#x017F;eines<lb/>
We&#x017F;ens und in der be&#x017F;ondern Form dennoch an<lb/>
der ungetheilten und ab&#x017F;oluten Realita&#x0364;t theil¬<lb/>
nehmen.</p><lb/>
        <p>Kraft die&#x017F;er Mittheilung &#x017F;ind &#x017F;ie, gleich<lb/>
Gott, productiv und wirken nach dem&#x017F;elben<lb/>
Ge&#x017F;etze und auf die gleiche Wei&#x017F;e, indem &#x017F;ie<lb/>
ihre We&#x017F;enheit in das Be&#x017F;ondere bilden, und<lb/>
durch einzelne und be&#x017F;ondere Dinge erkennbar<lb/>
machen, in ihnen &#x017F;elb&#x017F;t und fu&#x0364;r &#x017F;ich ohne Zeit,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0249] beſondere, doch zugleich Univerſa und das ſind, was die Philoſophen Monaden oder Ideen ge¬ nannt haben. Es wird in der Philoſophie ausfuͤhrlicher gezeigt, daß die Ideen die einzigen Mittler ſind, wodurch die beſondern Dinge in Gott ſeyn koͤnnen, und daß nach dieſem Geſetz ſo viel Univerſa als beſondere Dinge ſind, und doch, wegen der Gleichheit des Weſens, in allen nur Ein Univerſum. Obgleich nun die Ideen in Gott rein und abſolut ideal ſind, ſind ſie doch nicht todt, ſondern lebendig, die erſten Organismen der goͤttlichen Selbſtanſchauung, die eben deswegen an allen Eigenſchaften ſeines Weſens und in der beſondern Form dennoch an der ungetheilten und abſoluten Realitaͤt theil¬ nehmen. Kraft dieſer Mittheilung ſind ſie, gleich Gott, productiv und wirken nach demſelben Geſetze und auf die gleiche Weiſe, indem ſie ihre Weſenheit in das Beſondere bilden, und durch einzelne und beſondere Dinge erkennbar machen, in ihnen ſelbſt und fuͤr ſich ohne Zeit,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/249
Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/249>, abgerufen am 23.11.2024.