Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

Lassen Sie mich alles, was doch bloß
Einleitung, Vorbereitung seyn könnte, abkür¬
zen und gleich unmittelbar zu dem Einen gelan¬
gen, wovon unsre ganze folgende Untersuchung
abhängig seyn wird, und ohne das wir keinen
Schritt zur Auflösung unserer Aufgabe thun
können. Es ist die Idee des an sich selbst un¬
bedingten Wissens, welches schlechthin nur Ei¬
nes und in dem auch alles Wissen nur Eines
ist, desjenigen Urwissens, welches, nur auf
verschiedenen Stufen der erscheinenden idealen
Welt sich in Zweige zerspaltend, in den gan¬
zen unermeßlichen Baum der Erkenntniß sich
ausbreitet. Als das Wissen alles Wissens muß
es dasjenige seyn, was die Foderung oder Vor¬
aussetzung, die in jeder Art desselben gemacht
wird, aufs vollkommenste und nicht nur für
den besondern Fall, sondern schlechthin allge¬
mein erfüllt und enthält. Man mag nun diese
Voraussetzung als Uebereinstimmung mit dem
Gegenstande, als reine Auflösung des Beson¬
dern in's Allgemeine oder wie immer ausdrü¬
cken, so ist diese weder überhaupt, noch in ir¬

Laſſen Sie mich alles, was doch bloß
Einleitung, Vorbereitung ſeyn koͤnnte, abkuͤr¬
zen und gleich unmittelbar zu dem Einen gelan¬
gen, wovon unſre ganze folgende Unterſuchung
abhaͤngig ſeyn wird, und ohne das wir keinen
Schritt zur Aufloͤſung unſerer Aufgabe thun
koͤnnen. Es iſt die Idee des an ſich ſelbſt un¬
bedingten Wiſſens, welches ſchlechthin nur Ei¬
nes und in dem auch alles Wiſſen nur Eines
iſt, desjenigen Urwiſſens, welches, nur auf
verſchiedenen Stufen der erſcheinenden idealen
Welt ſich in Zweige zerſpaltend, in den gan¬
zen unermeßlichen Baum der Erkenntniß ſich
ausbreitet. Als das Wiſſen alles Wiſſens muß
es dasjenige ſeyn, was die Foderung oder Vor¬
ausſetzung, die in jeder Art deſſelben gemacht
wird, aufs vollkommenſte und nicht nur fuͤr
den beſondern Fall, ſondern ſchlechthin allge¬
mein erfuͤllt und enthaͤlt. Man mag nun dieſe
Vorausſetzung als Uebereinſtimmung mit dem
Gegenſtande, als reine Aufloͤſung des Beſon¬
dern in's Allgemeine oder wie immer ausdruͤ¬
cken, ſo iſt dieſe weder uͤberhaupt, noch in ir¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0020" n="11"/>
        <p>La&#x017F;&#x017F;en Sie mich alles, was doch bloß<lb/>
Einleitung, Vorbereitung &#x017F;eyn ko&#x0364;nnte, abku&#x0364;<lb/>
zen und gleich unmittelbar zu dem Einen gelan¬<lb/>
gen, wovon un&#x017F;re ganze folgende Unter&#x017F;uchung<lb/>
abha&#x0364;ngig &#x017F;eyn wird, und ohne das wir keinen<lb/>
Schritt zur Auflo&#x0364;&#x017F;ung un&#x017F;erer Aufgabe thun<lb/>
ko&#x0364;nnen. Es i&#x017F;t die Idee des an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t un¬<lb/>
bedingten Wi&#x017F;&#x017F;ens, welches &#x017F;chlechthin nur Ei¬<lb/>
nes und in dem auch alles Wi&#x017F;&#x017F;en nur Eines<lb/>
i&#x017F;t, desjenigen Urwi&#x017F;&#x017F;ens, welches, nur auf<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Stufen der er&#x017F;cheinenden idealen<lb/>
Welt &#x017F;ich in Zweige zer&#x017F;paltend, in den gan¬<lb/>
zen unermeßlichen Baum der Erkenntniß &#x017F;ich<lb/>
ausbreitet. Als das Wi&#x017F;&#x017F;en alles Wi&#x017F;&#x017F;ens muß<lb/>
es dasjenige &#x017F;eyn, was die Foderung oder Vor¬<lb/>
aus&#x017F;etzung, die in jeder Art de&#x017F;&#x017F;elben gemacht<lb/>
wird, aufs vollkommen&#x017F;te und nicht nur <hi rendition="#g">fu&#x0364;r</hi><lb/>
den be&#x017F;ondern Fall, &#x017F;ondern &#x017F;chlechthin allge¬<lb/>
mein erfu&#x0364;llt und entha&#x0364;lt. Man mag nun die&#x017F;e<lb/>
Voraus&#x017F;etzung als Ueberein&#x017F;timmung mit dem<lb/>
Gegen&#x017F;tande, als reine Auflo&#x0364;&#x017F;ung des Be&#x017F;on¬<lb/>
dern in's Allgemeine oder wie immer ausdru&#x0364;¬<lb/>
cken, &#x017F;o i&#x017F;t die&#x017F;e weder u&#x0364;berhaupt, noch in ir¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0020] Laſſen Sie mich alles, was doch bloß Einleitung, Vorbereitung ſeyn koͤnnte, abkuͤr¬ zen und gleich unmittelbar zu dem Einen gelan¬ gen, wovon unſre ganze folgende Unterſuchung abhaͤngig ſeyn wird, und ohne das wir keinen Schritt zur Aufloͤſung unſerer Aufgabe thun koͤnnen. Es iſt die Idee des an ſich ſelbſt un¬ bedingten Wiſſens, welches ſchlechthin nur Ei¬ nes und in dem auch alles Wiſſen nur Eines iſt, desjenigen Urwiſſens, welches, nur auf verſchiedenen Stufen der erſcheinenden idealen Welt ſich in Zweige zerſpaltend, in den gan¬ zen unermeßlichen Baum der Erkenntniß ſich ausbreitet. Als das Wiſſen alles Wiſſens muß es dasjenige ſeyn, was die Foderung oder Vor¬ ausſetzung, die in jeder Art deſſelben gemacht wird, aufs vollkommenſte und nicht nur fuͤr den beſondern Fall, ſondern ſchlechthin allge¬ mein erfuͤllt und enthaͤlt. Man mag nun dieſe Vorausſetzung als Uebereinſtimmung mit dem Gegenſtande, als reine Aufloͤſung des Beſon¬ dern in's Allgemeine oder wie immer ausdruͤ¬ cken, ſo iſt dieſe weder uͤberhaupt, noch in ir¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/20
Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/20>, abgerufen am 16.04.2024.