ner untergeordneten und beschränkten Wissen¬ schaft seinen übrigens rühmlichen Fleiß widmet, nicht geeignet, sich zur Anschauung eines orga¬ nischen Ganzen der Wissenschaft zu erheben. Diese Anschauung ist überhaupt und im Allge¬ meinen nur von der Wissenschaft aller Wissen¬ schaften, der Philosophie; im Besondern also nur von dem Philosophen zu erwarten, dessen besondere Wissenschaft zugleich die absolut all¬ gemeine, dessen Streben also an sich schon auf die Totalität der Erkenntniß gerichtet seyn muß.
Diese Betrachtungen sind es, M. H., die mich bestimmt haben, diese Vorlesungen zu er¬ öffnen, deren Absicht Sie aus dem Vorherge¬ henden ohne Mühe erkennen. In wie weit ich im Stande seyn werde, meiner eignen Idee eines solchen Vortrags und demnach meinen Absichten ein Genüge zu thun? diese Frage vorläufig zu beantworten, überlasse ich ruhig dem Zutrauen, welches Sie mir jederzeit ge¬ schenkt haben und dessen mich werth zu zeigen, ich auch bey dieser Gelegenheit streben werde.
ner untergeordneten und beſchraͤnkten Wiſſen¬ ſchaft ſeinen uͤbrigens ruͤhmlichen Fleiß widmet, nicht geeignet, ſich zur Anſchauung eines orga¬ niſchen Ganzen der Wiſſenſchaft zu erheben. Dieſe Anſchauung iſt uͤberhaupt und im Allge¬ meinen nur von der Wiſſenſchaft aller Wiſſen¬ ſchaften, der Philoſophie; im Beſondern alſo nur von dem Philoſophen zu erwarten, deſſen beſondere Wiſſenſchaft zugleich die abſolut all¬ gemeine, deſſen Streben alſo an ſich ſchon auf die Totalitaͤt der Erkenntniß gerichtet ſeyn muß.
Dieſe Betrachtungen ſind es, M. H., die mich beſtimmt haben, dieſe Vorleſungen zu er¬ oͤffnen, deren Abſicht Sie aus dem Vorherge¬ henden ohne Muͤhe erkennen. In wie weit ich im Stande ſeyn werde, meiner eignen Idee eines ſolchen Vortrags und demnach meinen Abſichten ein Genuͤge zu thun? dieſe Frage vorlaͤufig zu beantworten, uͤberlaſſe ich ruhig dem Zutrauen, welches Sie mir jederzeit ge¬ ſchenkt haben und deſſen mich werth zu zeigen, ich auch bey dieſer Gelegenheit ſtreben werde.
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ner untergeordneten und beſchraͤnkten Wiſſen¬
ſchaft ſeinen uͤbrigens ruͤhmlichen Fleiß widmet,
nicht geeignet, ſich zur Anſchauung eines orga¬
niſchen Ganzen der Wiſſenſchaft zu erheben.
Dieſe Anſchauung iſt uͤberhaupt und im Allge¬
meinen nur von der Wiſſenſchaft aller Wiſſen¬
ſchaften, der Philoſophie; im Beſondern alſo
nur von dem Philoſophen zu erwarten, deſſen
beſondere Wiſſenſchaft zugleich die abſolut all¬
gemeine, deſſen Streben alſo an ſich ſchon
auf die Totalitaͤt der Erkenntniß gerichtet ſeyn
muß.
Dieſe Betrachtungen ſind es, M. H., die
mich beſtimmt haben, dieſe Vorleſungen zu er¬
oͤffnen, deren Abſicht Sie aus dem Vorherge¬
henden ohne Muͤhe erkennen. In wie weit ich
im Stande ſeyn werde, meiner eignen Idee
eines ſolchen Vortrags und demnach meinen
Abſichten ein Genuͤge zu thun? dieſe Frage
vorlaͤufig zu beantworten, uͤberlaſſe ich ruhig
dem Zutrauen, welches Sie mir jederzeit ge¬
ſchenkt haben und deſſen mich werth zu zeigen,
ich auch bey dieſer Gelegenheit ſtreben werde.
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/19>, abgerufen am 22.11.2024.
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