künftigen Bemühungen der Erdgeschichte ist es vorbehalten, zu zeigen, wie auch jene, in einem Zustand der Wildheit lebende, Völker nur von dem Zusammenhang mit der übrigen Welt durch Revolutionen losgerissene und zum Theil zersprengte Völkerschaften sind, die der Verbin¬ dung und der schon erworbenen Mittel der Cul¬ tur beraubt in den gegenwärtigen Zustand zu¬ rücksanken. Ich halte den Zustand der Cultur durchaus für den ersten des Menschengeschlechts, und die erste Gründung der Staaten, der Wis¬ senschaften, der Religion und der Künste für gleichzeitig oder vielmehr für Eins, so daß dieß alles nicht wahrhaft gesondert, sondern in der vollkommensten Durchdringung war, wie es einst in der letzten Vollendung wieder seyn wird.
Auch darauf gründet sich die historische Beziehung der Theologie nicht allein, daß die besondern Formen des Christenthums, in wel¬ chen die Religion unter uns existirt, nur ge¬ schichtlich erkannt werden können.
Die absolute Beziehung ist, daß in dem
kuͤnftigen Bemuͤhungen der Erdgeſchichte iſt es vorbehalten, zu zeigen, wie auch jene, in einem Zuſtand der Wildheit lebende, Voͤlker nur von dem Zuſammenhang mit der uͤbrigen Welt durch Revolutionen losgeriſſene und zum Theil zerſprengte Voͤlkerſchaften ſind, die der Verbin¬ dung und der ſchon erworbenen Mittel der Cul¬ tur beraubt in den gegenwaͤrtigen Zuſtand zu¬ ruͤckſanken. Ich halte den Zuſtand der Cultur durchaus fuͤr den erſten des Menſchengeſchlechts, und die erſte Gruͤndung der Staaten, der Wiſ¬ ſenſchaften, der Religion und der Kuͤnſte fuͤr gleichzeitig oder vielmehr fuͤr Eins, ſo daß dieß alles nicht wahrhaft geſondert, ſondern in der vollkommenſten Durchdringung war, wie es einſt in der letzten Vollendung wieder ſeyn wird.
Auch darauf gruͤndet ſich die hiſtoriſche Beziehung der Theologie nicht allein, daß die beſondern Formen des Chriſtenthums, in wel¬ chen die Religion unter uns exiſtirt, nur ge¬ ſchichtlich erkannt werden koͤnnen.
Die abſolute Beziehung iſt, daß in dem
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kuͤnftigen Bemuͤhungen der Erdgeſchichte iſt es
vorbehalten, zu zeigen, wie auch jene, in einem
Zuſtand der Wildheit lebende, Voͤlker nur von
dem Zuſammenhang mit der uͤbrigen Welt
durch Revolutionen losgeriſſene und zum Theil
zerſprengte Voͤlkerſchaften ſind, die der Verbin¬
dung und der ſchon erworbenen Mittel der Cul¬
tur beraubt in den gegenwaͤrtigen Zuſtand zu¬
ruͤckſanken. Ich halte den Zuſtand der Cultur
durchaus fuͤr den erſten des Menſchengeſchlechts,
und die erſte Gruͤndung der Staaten, der Wiſ¬
ſenſchaften, der Religion und der Kuͤnſte fuͤr
gleichzeitig oder vielmehr fuͤr Eins, ſo daß dieß
alles nicht wahrhaft geſondert, ſondern in der
vollkommenſten Durchdringung war, wie es
einſt in der letzten Vollendung wieder ſeyn
wird.
Auch darauf gruͤndet ſich die hiſtoriſche
Beziehung der Theologie nicht allein, daß die
beſondern Formen des Chriſtenthums, in wel¬
chen die Religion unter uns exiſtirt, nur ge¬
ſchichtlich erkannt werden koͤnnen.
Die abſolute Beziehung iſt, daß in dem
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/178>, abgerufen am 22.11.2024.
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