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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

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Ideen ist. "Aber eben daß der Philosoph die
Besonderheit in der Absolutheit darstellt, und
nicht unmittelbar, wie von Natur, jene in die¬
ser und diese in jener anschaut, setzt schon eine
vorhergegangene Differenziirung und ein Her¬
ausgehen aus der Identität voraus." Nach
dieser näheren Bestimmung würde der höchste
Zustand des Geistes in Bezug aus das Absolute
ein so viel möglich bewußtloses Brüten oder ein
Stand der gänzlichen Unschuld seyn müssen, in
welchem jenes Anschauen sich sogar selbst nicht
als Religion begriffe, weil damit schon Refle¬
xion und ein Heraustreten aus der Identität
gesetzt wäre.

Nachdem also die Philosophie die Idee
des Absoluten hergestellt, von der Beschrän¬
kung der Subjectivität befreyt, und in objecti¬
ven Formen, so weit ihr dieß verstattet ist, dar¬
zustellen versucht hat, ist jenes als ein neues
und gleichsam das letzte Mittel der Subjectivi¬
rung ergriffen worden, die Wissenschaft zu ver¬
achten, weil diese allgemeingültig, der Form¬
losigkeit entgegengesetzt, und mit Einem Wort,

Ideen iſt. „Aber eben daß der Philoſoph die
Beſonderheit in der Abſolutheit darſtellt, und
nicht unmittelbar, wie von Natur, jene in die¬
ſer und dieſe in jener anſchaut, ſetzt ſchon eine
vorhergegangene Differenziirung und ein Her¬
ausgehen aus der Identitaͤt voraus.“ Nach
dieſer naͤheren Beſtimmung wuͤrde der hoͤchſte
Zuſtand des Geiſtes in Bezug aus das Abſolute
ein ſo viel moͤglich bewußtloſes Bruͤten oder ein
Stand der gaͤnzlichen Unſchuld ſeyn muͤſſen, in
welchem jenes Anſchauen ſich ſogar ſelbſt nicht
als Religion begriffe, weil damit ſchon Refle¬
xion und ein Heraustreten aus der Identitaͤt
geſetzt waͤre.

Nachdem alſo die Philoſophie die Idee
des Abſoluten hergeſtellt, von der Beſchraͤn¬
kung der Subjectivitaͤt befreyt, und in objecti¬
ven Formen, ſo weit ihr dieß verſtattet iſt, dar¬
zuſtellen verſucht hat, iſt jenes als ein neues
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[149/0158] Ideen iſt. „Aber eben daß der Philoſoph die Beſonderheit in der Abſolutheit darſtellt, und nicht unmittelbar, wie von Natur, jene in die¬ ſer und dieſe in jener anſchaut, ſetzt ſchon eine vorhergegangene Differenziirung und ein Her¬ ausgehen aus der Identitaͤt voraus.“ Nach dieſer naͤheren Beſtimmung wuͤrde der hoͤchſte Zuſtand des Geiſtes in Bezug aus das Abſolute ein ſo viel moͤglich bewußtloſes Bruͤten oder ein Stand der gaͤnzlichen Unſchuld ſeyn muͤſſen, in welchem jenes Anſchauen ſich ſogar ſelbſt nicht als Religion begriffe, weil damit ſchon Refle¬ xion und ein Heraustreten aus der Identitaͤt geſetzt waͤre. Nachdem alſo die Philoſophie die Idee des Abſoluten hergeſtellt, von der Beſchraͤn¬ kung der Subjectivitaͤt befreyt, und in objecti¬ ven Formen, ſo weit ihr dieß verſtattet iſt, dar¬ zuſtellen verſucht hat, iſt jenes als ein neues und gleichſam das letzte Mittel der Subjectivi¬ rung ergriffen worden, die Wiſſenſchaft zu ver¬ achten, weil dieſe allgemeinguͤltig, der Form¬ loſigkeit entgegengeſetzt, und mit Einem Wort,

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/158>, abgerufen am 25.11.2024.