Ideen nicht schaffen, wo er nicht ist; man kann aber verhindern, daß er nicht erdrückt oder falsch geleitet werde.
Der Trieb und die Begierde, das Wesen der Dinge zu erforschen, ist den Menschen all¬ gemein so tief eingepflanzt, daß sie auch das Halbe, das Falsche mit Eifer ergreifen, wenn es nur den Schein und einige Hoffnung giebt, daß es sie zu dieser Erkenntniß führe. An¬ ders begreift man nicht, wie bey einem, im Ganzen recht ernstlichen Ernst, die oberfläch¬ lichsten Versuche in der Philosophie Theil¬ nahme erregen konnten, wenn sie nur in ir¬ gend einer Richtung Gewißheit versprachen.
Der Verstand, den die Unphilosophie den gesunden nennt, da er nur der gemeine ist, verlangt gleichsam die baare und klin¬ gende Münze der Wahrheit, und sucht sie sich ohne Rücksicht auf das Unzureichende sei¬ ner Mittel zu verschaffen. In die Philoso¬ phie übergreifend erzeugt er die Ungeheuer ei¬ ner rohen dogmatischen Philosophie, die mit
Ideen nicht ſchaffen, wo er nicht iſt; man kann aber verhindern, daß er nicht erdruͤckt oder falſch geleitet werde.
Der Trieb und die Begierde, das Weſen der Dinge zu erforſchen, iſt den Menſchen all¬ gemein ſo tief eingepflanzt, daß ſie auch das Halbe, das Falſche mit Eifer ergreifen, wenn es nur den Schein und einige Hoffnung giebt, daß es ſie zu dieſer Erkenntniß fuͤhre. An¬ ders begreift man nicht, wie bey einem, im Ganzen recht ernſtlichen Ernſt, die oberflaͤch¬ lichſten Verſuche in der Philoſophie Theil¬ nahme erregen konnten, wenn ſie nur in ir¬ gend einer Richtung Gewißheit verſprachen.
Der Verſtand, den die Unphiloſophie den geſunden nennt, da er nur der gemeine iſt, verlangt gleichſam die baare und klin¬ gende Muͤnze der Wahrheit, und ſucht ſie ſich ohne Ruͤckſicht auf das Unzureichende ſei¬ ner Mittel zu verſchaffen. In die Philoſo¬ phie uͤbergreifend erzeugt er die Ungeheuer ei¬ ner rohen dogmatiſchen Philoſophie, die mit
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Ideen nicht ſchaffen, wo er nicht iſt; man kann
aber verhindern, daß er nicht erdruͤckt oder
falſch geleitet werde.
Der Trieb und die Begierde, das Weſen
der Dinge zu erforſchen, iſt den Menſchen all¬
gemein ſo tief eingepflanzt, daß ſie auch das
Halbe, das Falſche mit Eifer ergreifen, wenn
es nur den Schein und einige Hoffnung giebt,
daß es ſie zu dieſer Erkenntniß fuͤhre. An¬
ders begreift man nicht, wie bey einem, im
Ganzen recht ernſtlichen Ernſt, die oberflaͤch¬
lichſten Verſuche in der Philoſophie Theil¬
nahme erregen konnten, wenn ſie nur in ir¬
gend einer Richtung Gewißheit verſprachen.
Der Verſtand, den die Unphiloſophie
den geſunden nennt, da er nur der gemeine
iſt, verlangt gleichſam die baare und klin¬
gende Muͤnze der Wahrheit, und ſucht ſie
ſich ohne Ruͤckſicht auf das Unzureichende ſei¬
ner Mittel zu verſchaffen. In die Philoſo¬
phie uͤbergreifend erzeugt er die Ungeheuer ei¬
ner rohen dogmatiſchen Philoſophie, die mit
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/134>, abgerufen am 25.11.2024.
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