so ist es die Philosophie, deren natürlicher Wahlspruch das Wort ist:
Odi profanum volgus et arceo.
Nachdem man angefangen hatte, die Philosophie, nicht ohne Wirkung, als gefähr¬ lich für Staat und Kirche zu verschreyen, ha¬ ben endlich auch die Inhaber verschiedentlicher Wissenschaften ihre Stimme gegen sie erhoben, als ob sie, auch in dieser Beziehung, verderb¬ lich wäre, dadurch, daß sie von den gründli¬ chen Wissenschaften abziehe, sie als entbehr¬ lich darstelle u. s. w.
Es wäre freylich vortrefflich, wenn auch die Gelehrten gewisser Fächer in den Rang der privilegirten Classen treten könnten und von Staats wegen festgesetzt würde, es soll in keinem Zweig des Wissens ein Fortschritt, oder gar eine Umwandelung Statt finden. So weit ist es bis jetzt, wenigstens allgemein, noch nicht gekommen, wird auch wohl nie da¬ hin kommen. Es ist keine Wissenschaft, die an sich in Entgegensetzung mit der Philoso¬ phie wäre, vielmehr sind alle eben durch sie
ſo iſt es die Philoſophie, deren natuͤrlicher Wahlſpruch das Wort iſt:
Odi profanum volgus et arceo.
Nachdem man angefangen hatte, die Philoſophie, nicht ohne Wirkung, als gefaͤhr¬ lich fuͤr Staat und Kirche zu verſchreyen, ha¬ ben endlich auch die Inhaber verſchiedentlicher Wiſſenſchaften ihre Stimme gegen ſie erhoben, als ob ſie, auch in dieſer Beziehung, verderb¬ lich waͤre, dadurch, daß ſie von den gruͤndli¬ chen Wiſſenſchaften abziehe, ſie als entbehr¬ lich darſtelle u. ſ. w.
Es waͤre freylich vortrefflich, wenn auch die Gelehrten gewiſſer Faͤcher in den Rang der privilegirten Claſſen treten koͤnnten und von Staats wegen feſtgeſetzt wuͤrde, es ſoll in keinem Zweig des Wiſſens ein Fortſchritt, oder gar eine Umwandelung Statt finden. So weit iſt es bis jetzt, wenigſtens allgemein, noch nicht gekommen, wird auch wohl nie da¬ hin kommen. Es iſt keine Wiſſenſchaft, die an ſich in Entgegenſetzung mit der Philoſo¬ phie waͤre, vielmehr ſind alle eben durch ſie
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[111/0120]
ſo iſt es die Philoſophie, deren natuͤrlicher
Wahlſpruch das Wort iſt:
Odi profanum volgus et arceo.
Nachdem man angefangen hatte, die
Philoſophie, nicht ohne Wirkung, als gefaͤhr¬
lich fuͤr Staat und Kirche zu verſchreyen, ha¬
ben endlich auch die Inhaber verſchiedentlicher
Wiſſenſchaften ihre Stimme gegen ſie erhoben,
als ob ſie, auch in dieſer Beziehung, verderb¬
lich waͤre, dadurch, daß ſie von den gruͤndli¬
chen Wiſſenſchaften abziehe, ſie als entbehr¬
lich darſtelle u. ſ. w.
Es waͤre freylich vortrefflich, wenn auch
die Gelehrten gewiſſer Faͤcher in den Rang
der privilegirten Claſſen treten koͤnnten und
von Staats wegen feſtgeſetzt wuͤrde, es ſoll
in keinem Zweig des Wiſſens ein Fortſchritt,
oder gar eine Umwandelung Statt finden.
So weit iſt es bis jetzt, wenigſtens allgemein,
noch nicht gekommen, wird auch wohl nie da¬
hin kommen. Es iſt keine Wiſſenſchaft, die
an ſich in Entgegenſetzung mit der Philoſo¬
phie waͤre, vielmehr ſind alle eben durch ſie
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/120>, abgerufen am 24.11.2024.
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