oder vorzüglich den rohen, schlechthin ungebil¬ deten Verstand, sondern gleicherweise den durch falsche und oberflächliche Kultur zum hohlen und leeren Räsonniren gebildeten Verstand, der sich für absolut gebildet hält, und der in der neueren Zeit sich durch Herabwürdigung alles dessen, was auf Ideen beruht, vorzüglich ge¬ äußert hat.
Dieser Ideenleerheit, die sich Aufklärung zu nennen untersteht, ist die Philosophie am meisten entgegengesetzt. Man wird zugeben müssen, daß es keine Nation in dieser Erhe¬ bung eines räsonnirenden Verstandes über die Vernunft weiter gebracht hat, als die französi¬ sche. Es ist demnach die größte auch histori¬ sche Ungereimtheit, zu sagen: Philosophie sey für Erhaltung der Rechtsgrundsätze gefährlich, (denn ich will mich so ausdrücken, da es aller¬ dings Verfassungen oder Zustände derselben ge¬ ben könnte, denen die Philosophie zwar nicht gefährlich, aber eben auch nicht günstig seyn kann). Gerade diejenige Nation, die, einige wenige Individuen früherer Zeiten ausgenom¬
oder vorzuͤglich den rohen, ſchlechthin ungebil¬ deten Verſtand, ſondern gleicherweiſe den durch falſche und oberflaͤchliche Kultur zum hohlen und leeren Raͤſonniren gebildeten Verſtand, der ſich fuͤr abſolut gebildet haͤlt, und der in der neueren Zeit ſich durch Herabwuͤrdigung alles deſſen, was auf Ideen beruht, vorzuͤglich ge¬ aͤußert hat.
Dieſer Ideenleerheit, die ſich Aufklaͤrung zu nennen unterſteht, iſt die Philoſophie am meiſten entgegengeſetzt. Man wird zugeben muͤſſen, daß es keine Nation in dieſer Erhe¬ bung eines raͤſonnirenden Verſtandes uͤber die Vernunft weiter gebracht hat, als die franzoͤſi¬ ſche. Es iſt demnach die groͤßte auch hiſtori¬ ſche Ungereimtheit, zu ſagen: Philoſophie ſey fuͤr Erhaltung der Rechtsgrundſaͤtze gefaͤhrlich, (denn ich will mich ſo ausdruͤcken, da es aller¬ dings Verfaſſungen oder Zuſtaͤnde derſelben ge¬ ben koͤnnte, denen die Philoſophie zwar nicht gefaͤhrlich, aber eben auch nicht guͤnſtig ſeyn kann). Gerade diejenige Nation, die, einige wenige Individuen fruͤherer Zeiten ausgenom¬
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oder vorzuͤglich den rohen, ſchlechthin ungebil¬
deten Verſtand, ſondern gleicherweiſe den durch
falſche und oberflaͤchliche Kultur zum hohlen
und leeren Raͤſonniren gebildeten Verſtand, der
ſich fuͤr abſolut gebildet haͤlt, und der in der
neueren Zeit ſich durch Herabwuͤrdigung alles
deſſen, was auf Ideen beruht, vorzuͤglich ge¬
aͤußert hat.
Dieſer Ideenleerheit, die ſich Aufklaͤrung
zu nennen unterſteht, iſt die Philoſophie am
meiſten entgegengeſetzt. Man wird zugeben
muͤſſen, daß es keine Nation in dieſer Erhe¬
bung eines raͤſonnirenden Verſtandes uͤber die
Vernunft weiter gebracht hat, als die franzoͤſi¬
ſche. Es iſt demnach die groͤßte auch hiſtori¬
ſche Ungereimtheit, zu ſagen: Philoſophie ſey
fuͤr Erhaltung der Rechtsgrundſaͤtze gefaͤhrlich,
(denn ich will mich ſo ausdruͤcken, da es aller¬
dings Verfaſſungen oder Zuſtaͤnde derſelben ge¬
ben koͤnnte, denen die Philoſophie zwar nicht
gefaͤhrlich, aber eben auch nicht guͤnſtig ſeyn
kann). Gerade diejenige Nation, die, einige
wenige Individuen fruͤherer Zeiten ausgenom¬
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/114>, abgerufen am 28.11.2024.
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