Die Philosophie ist also die Wissenschaft der Ideen oder der ewigen Urbilder der Dinge.
Ohne intellectuelle Anschauung keine Philo¬ sophie! Auch die reine Anschauung des Raums und der Zeit ist nicht im gemeinen Bewußt¬ seyn, als solchem; denn auch sie ist die, nur im Sinnlichen reflectirte, intellectuelle. Aber der Mathematiker hat das Mittel der äußern Dar¬ stellung voraus: in der Philosophie fällt auch die Anschauung ganz in die Vernunft zurück. Wer sie nicht hat, versteht auch nicht, was von ihr gesagt wird; sie kann also überhaupt nicht gegeben werden. Eine negative Bedin¬ gung ihres Besitzes ist die klare und innige Einsicht der Nichtigkeit aller bloß endlichen Erkenntniß. Man kann sie in sich bilden: in dem Philosophen muß sie gleichsam zum Karakter werden, zum unwandelbaren Organ, zur Fertigkeit, alles nur zu sehen, wie es in der Idee sich darstellt.
Ich habe hier nicht von der Philosophie überhaupt, ich habe mir so weit von ihr zu re¬
Die Philoſophie iſt alſo die Wiſſenſchaft der Ideen oder der ewigen Urbilder der Dinge.
Ohne intellectuelle Anſchauung keine Philo¬ ſophie! Auch die reine Anſchauung des Raums und der Zeit iſt nicht im gemeinen Bewußt¬ ſeyn, als ſolchem; denn auch ſie iſt die, nur im Sinnlichen reflectirte, intellectuelle. Aber der Mathematiker hat das Mittel der aͤußern Dar¬ ſtellung voraus: in der Philoſophie faͤllt auch die Anſchauung ganz in die Vernunft zuruͤck. Wer ſie nicht hat, verſteht auch nicht, was von ihr geſagt wird; ſie kann alſo uͤberhaupt nicht gegeben werden. Eine negative Bedin¬ gung ihres Beſitzes iſt die klare und innige Einſicht der Nichtigkeit aller bloß endlichen Erkenntniß. Man kann ſie in ſich bilden: in dem Philoſophen muß ſie gleichſam zum Karakter werden, zum unwandelbaren Organ, zur Fertigkeit, alles nur zu ſehen, wie es in der Idee ſich darſtellt.
Ich habe hier nicht von der Philoſophie uͤberhaupt, ich habe mir ſo weit von ihr zu re¬
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Die Philoſophie iſt alſo die Wiſſenſchaft der
Ideen oder der ewigen Urbilder der Dinge.
Ohne intellectuelle Anſchauung keine Philo¬
ſophie! Auch die reine Anſchauung des Raums
und der Zeit iſt nicht im gemeinen Bewußt¬
ſeyn, als ſolchem; denn auch ſie iſt die, nur im
Sinnlichen reflectirte, intellectuelle. Aber der
Mathematiker hat das Mittel der aͤußern Dar¬
ſtellung voraus: in der Philoſophie faͤllt auch
die Anſchauung ganz in die Vernunft zuruͤck.
Wer ſie nicht hat, verſteht auch nicht, was
von ihr geſagt wird; ſie kann alſo uͤberhaupt
nicht gegeben werden. Eine negative Bedin¬
gung ihres Beſitzes iſt die klare und innige
Einſicht der Nichtigkeit aller bloß endlichen
Erkenntniß. Man kann ſie in ſich bilden:
in dem Philoſophen muß ſie gleichſam zum
Karakter werden, zum unwandelbaren Organ,
zur Fertigkeit, alles nur zu ſehen, wie es in
der Idee ſich darſtellt.
Ich habe hier nicht von der Philoſophie
uͤberhaupt, ich habe mir ſo weit von ihr zu re¬
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/107>, abgerufen am 02.05.2024.
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