Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

weilen der Einsamkeit. Wer nicht von
Zeit zu Zeit das Bedürfniß des einsamen,
unbefangenen Umgangs mit der Natur
fühlt, der ist nur ein gemeiner Mensch,
bey dem seine innerste Natur nicht zur
Zeitigung kam.

Es ist doch gewiß ein sehr treues
Bild von den Erscheinungen der Natur
im Freyen, welches Göthe in folgen-
der Stelle des Werther davon ent-
wirft. Um die Natur so treu wie hier
Göthe oder Thomson in seinen
Jahrszeiten zu mahlen, muß man die-
selbe aus eigener Anschauung und einsa-
mer Selbstbetrachtung kennen, worin sich
ihr Bild der Seele nur so bestimmt ein-
prägt, und wovon auch das Gemählde

weilen der Einſamkeit. Wer nicht von
Zeit zu Zeit das Beduͤrfniß des einſamen,
unbefangenen Umgangs mit der Natur
fuͤhlt, der iſt nur ein gemeiner Menſch,
bey dem ſeine innerſte Natur nicht zur
Zeitigung kam.

Es iſt doch gewiß ein ſehr treues
Bild von den Erſcheinungen der Natur
im Freyen, welches Goͤthe in folgen-
der Stelle des Werther davon ent-
wirft. Um die Natur ſo treu wie hier
Goͤthe oder Thomſon in ſeinen
Jahrszeiten zu mahlen, muß man die-
ſelbe aus eigener Anſchauung und einſa-
mer Selbſtbetrachtung kennen, worin ſich
ihr Bild der Seele nur ſo beſtimmt ein-
praͤgt, und wovon auch das Gemaͤhlde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0081" n="77"/>
weilen der Ein&#x017F;amkeit. Wer nicht von<lb/>
Zeit zu Zeit das Bedu&#x0364;rfniß des ein&#x017F;amen,<lb/>
unbefangenen Umgangs mit der Natur<lb/>
fu&#x0364;hlt, der i&#x017F;t nur ein gemeiner Men&#x017F;ch,<lb/>
bey dem &#x017F;eine inner&#x017F;te Natur nicht zur<lb/>
Zeitigung kam.</p><lb/>
        <p>Es i&#x017F;t doch gewiß ein &#x017F;ehr treues<lb/>
Bild von den Er&#x017F;cheinungen der Natur<lb/>
im Freyen, welches <hi rendition="#g">Go&#x0364;the</hi> in folgen-<lb/>
der Stelle des <hi rendition="#g">Werther</hi> davon ent-<lb/>
wirft. Um die Natur &#x017F;o treu wie hier<lb/><hi rendition="#g">Go&#x0364;the</hi> oder <hi rendition="#g">Thom&#x017F;on</hi> in &#x017F;einen<lb/>
Jahrszeiten zu mahlen, muß man die-<lb/>
&#x017F;elbe aus eigener An&#x017F;chauung und ein&#x017F;a-<lb/>
mer Selb&#x017F;tbetrachtung kennen, worin &#x017F;ich<lb/>
ihr Bild der Seele nur &#x017F;o be&#x017F;timmt ein-<lb/>
pra&#x0364;gt, und wovon auch das Gema&#x0364;hlde<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0081] weilen der Einſamkeit. Wer nicht von Zeit zu Zeit das Beduͤrfniß des einſamen, unbefangenen Umgangs mit der Natur fuͤhlt, der iſt nur ein gemeiner Menſch, bey dem ſeine innerſte Natur nicht zur Zeitigung kam. Es iſt doch gewiß ein ſehr treues Bild von den Erſcheinungen der Natur im Freyen, welches Goͤthe in folgen- der Stelle des Werther davon ent- wirft. Um die Natur ſo treu wie hier Goͤthe oder Thomſon in ſeinen Jahrszeiten zu mahlen, muß man die- ſelbe aus eigener Anſchauung und einſa- mer Selbſtbetrachtung kennen, worin ſich ihr Bild der Seele nur ſo beſtimmt ein- praͤgt, und wovon auch das Gemaͤhlde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/81
Zitationshilfe: Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/81>, abgerufen am 17.05.2024.