in ungeheuren Becken zum ewigen Schlaf und zum Schweigen verurtheilt ist; nicht jenen Gärten endlich, die, so groß ihr Umfang ist, nur für eine Stunde, einen Gang von hundert Schritten und einen flüchtigen Blick gemacht worden sind."
"Statt dessen hat der Genius dieser Gärten alles hingezaubert, was Kenntniß und Liebe der schönen Natur ihm eingeben können, um das Auge, die Phantasie und das Herz zugleich, durch zarte Rosen- betten, durch Wasser und Erde, durch Blumen und alle Schattirungen von Grün im mannigfaltigen Sonnenstrahl zu ent- zücken."
"Der Umfang dieser Gärten ist unbe- trächtlich; die Kunst besteht darin, ihn nicht auf einmahl darzulegen, sondern viel- mehr so haushälterisch zu verheelen, daß jeder Schritt neue Räume, jeder Blick
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in ungeheuren Becken zum ewigen Schlaf und zum Schweigen verurtheilt iſt; nicht jenen Gaͤrten endlich, die, ſo groß ihr Umfang iſt, nur fuͤr eine Stunde, einen Gang von hundert Schritten und einen fluͤchtigen Blick gemacht worden ſind.“
„Statt deſſen hat der Genius dieſer Gaͤrten alles hingezaubert, was Kenntniß und Liebe der ſchoͤnen Natur ihm eingeben koͤnnen, um das Auge, die Phantaſie und das Herz zugleich, durch zarte Roſen- betten, durch Waſſer und Erde, durch Blumen und alle Schattirungen von Gruͤn im mannigfaltigen Sonnenſtrahl zu ent- zuͤcken.“
„Der Umfang dieſer Gaͤrten iſt unbe- traͤchtlich; die Kunſt beſteht darin, ihn nicht auf einmahl darzulegen, ſondern viel- mehr ſo haushaͤlteriſch zu verheelen, daß jeder Schritt neue Raͤume, jeder Blick
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in ungeheuren Becken zum ewigen Schlaf
und zum Schweigen verurtheilt iſt; nicht
jenen Gaͤrten endlich, die, ſo groß
ihr Umfang iſt, nur fuͤr eine Stunde,
einen Gang von hundert Schritten und
einen fluͤchtigen Blick gemacht worden
ſind.“
„Statt deſſen hat der Genius dieſer
Gaͤrten alles hingezaubert, was Kenntniß
und Liebe der ſchoͤnen Natur ihm eingeben
koͤnnen, um das Auge, die Phantaſie
und das Herz zugleich, durch zarte Roſen-
betten, durch Waſſer und Erde, durch
Blumen und alle Schattirungen von Gruͤn
im mannigfaltigen Sonnenſtrahl zu ent-
zuͤcken.“
„Der Umfang dieſer Gaͤrten iſt unbe-
traͤchtlich; die Kunſt beſteht darin, ihn
nicht auf einmahl darzulegen, ſondern viel-
mehr ſo haushaͤlteriſch zu verheelen, daß
jeder Schritt neue Raͤume, jeder Blick
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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/245>, abgerufen am 24.11.2024.
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