Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802.Herzlichkeit, Offenheit nehmen im Freyen Zweytens unterhalten öftere Spatzier- Herzlichkeit, Offenheit nehmen im Freyen Zweytens unterhalten oͤftere Spatzier- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0129" n="125"/> Herzlichkeit, Offenheit nehmen im Freyen<lb/> die erweiterte Bruſt ein; die Menſchheit,<lb/> die hier nicht auf den großen Schauplaͤtzen<lb/> des Neids, der Verfolgung, der Selbſt-<lb/> ſucht auftritt, erſcheint im Spiegel der<lb/> Natur in einem reinern Lichte. Ein un-<lb/> entarteter Menſch wird ſich wie beklommen<lb/> fuͤhlen, wenn er einige Zeit nicht ins<lb/> Freye kam.</p><lb/> <p>Zweytens unterhalten oͤftere Spatzier-<lb/> gaͤnge im Freyen die Bekanntſchaft mit<lb/> der Natur. Wie ſo gar nicht ſind viele<lb/> Staͤdter mit der Natur bekannt! — Sie<lb/> wiſſen nie, wann die Baͤume bluͤhn, ſehen<lb/> nie die aufgehende Saat, nie die gereifte<lb/> Frucht, bevor ſie ſelbige auf die Maͤrkte ein-<lb/> gebracht ſehn, ahnden nichts von der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [125/0129]
Herzlichkeit, Offenheit nehmen im Freyen
die erweiterte Bruſt ein; die Menſchheit,
die hier nicht auf den großen Schauplaͤtzen
des Neids, der Verfolgung, der Selbſt-
ſucht auftritt, erſcheint im Spiegel der
Natur in einem reinern Lichte. Ein un-
entarteter Menſch wird ſich wie beklommen
fuͤhlen, wenn er einige Zeit nicht ins
Freye kam.
Zweytens unterhalten oͤftere Spatzier-
gaͤnge im Freyen die Bekanntſchaft mit
der Natur. Wie ſo gar nicht ſind viele
Staͤdter mit der Natur bekannt! — Sie
wiſſen nie, wann die Baͤume bluͤhn, ſehen
nie die aufgehende Saat, nie die gereifte
Frucht, bevor ſie ſelbige auf die Maͤrkte ein-
gebracht ſehn, ahnden nichts von der
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