Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.la Bruyere charakterisirten, und als ich in Von den Dichteleyen, die ich vom acht- *) Von diesem meinen ersten Verleger muß ich et-
was anführen. Unzählige Projekte und oft falsch angebrachte Liberalität machten, daß er vielen, am meisten seinem eignen Nuf, schadete. Sein mun- trer Kopf, der überall Feuer faßte, erwog und berechnete selten die Qualität und Quantität der Mittel, die zur Ausführung seiner Jdeen erforder- lich waren, und ihr unbedachtsames Ergreifen brachte oft ihn und seine aufrichtigsten Freunde, zu denen ich bis an sein Lebensende gehörte, in merkliche Verlegenheiten. Er hoffte stets mehr wirklich thun zu können, als er versprochen hatte, la Bruyere charakteriſirten, und als ich in Von den Dichteleyen, die ich vom acht- *) Von dieſem meinen erſten Verleger muß ich et-
was anfuͤhren. Unzaͤhlige Projekte und oft falſch angebrachte Liberalitaͤt machten, daß er vielen, am meiſten ſeinem eignen Nuf, ſchadete. Sein mun- trer Kopf, der uͤberall Feuer faßte, erwog und berechnete ſelten die Qualitaͤt und Quantitaͤt der Mittel, die zur Ausfuͤhrung ſeiner Jdeen erforder- lich waren, und ihr unbedachtſames Ergreifen brachte oft ihn und ſeine aufrichtigſten Freunde, zu denen ich bis an ſein Lebensende gehoͤrte, in merkliche Verlegenheiten. Er hoffte ſtets mehr wirklich thun zu koͤnnen, als er verſprochen hatte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0094" n="77"/><hi rendition="#g">la Bruyere</hi> charakteriſirten, und als ich in<lb/> viel ſpaͤtern Jahren die beygeſchriebenen<lb/> Namen ausloͤſchte, wunderte ich mich, viele<lb/> damals ſo richtig paralleliſirt zu haben.</p><lb/> <p>Von den Dichteleyen, die ich vom acht-<lb/> zehnten bis ins zwanzigſte Jahr zur Welt<lb/> gebracht hatte, machten ein Paar Freunde<lb/> eine Auswahl; wo ich nicht irre, waren es<lb/> der Diaconus <hi rendition="#g">Kraft</hi> und der durch viele<lb/> asketiſche und polemiſche Schriften bekannt<lb/> gewordene und oft auch mit großem Unrecht<lb/> getadelte Diaconus <hi rendition="#g">Treſcho,</hi> der einige<lb/> Jahre aͤlter war als ich, und der ſich da-<lb/> mals viel mit Schoͤngeiſterey befaßte. Der<lb/> Titel iſt: <hi rendition="#g">jugendliche Gedichte,</hi> 1767.<lb/> bey Johann Jakob Kanter <note xml:id="seg2pn_8_1" next="#seg2pn_8_2" place="foot" n="*)">Von dieſem meinen erſten Verleger muß ich et-<lb/> was anfuͤhren. Unzaͤhlige Projekte und oft falſch<lb/> angebrachte Liberalitaͤt machten, daß er vielen, am<lb/> meiſten ſeinem eignen Nuf, ſchadete. Sein mun-<lb/> trer Kopf, der uͤberall Feuer faßte, erwog und<lb/> berechnete ſelten die Qualitaͤt und Quantitaͤt der<lb/> Mittel, die zur Ausfuͤhrung ſeiner Jdeen erforder-<lb/> lich waren, und ihr unbedachtſames Ergreifen<lb/> brachte oft ihn und ſeine aufrichtigſten Freunde,<lb/> zu denen ich bis an ſein Lebensende gehoͤrte, in<lb/> merkliche Verlegenheiten. Er hoffte ſtets mehr<lb/> wirklich thun zu koͤnnen, als er verſprochen hatte,</note> gedruckt, aber<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [77/0094]
la Bruyere charakteriſirten, und als ich in
viel ſpaͤtern Jahren die beygeſchriebenen
Namen ausloͤſchte, wunderte ich mich, viele
damals ſo richtig paralleliſirt zu haben.
Von den Dichteleyen, die ich vom acht-
zehnten bis ins zwanzigſte Jahr zur Welt
gebracht hatte, machten ein Paar Freunde
eine Auswahl; wo ich nicht irre, waren es
der Diaconus Kraft und der durch viele
asketiſche und polemiſche Schriften bekannt
gewordene und oft auch mit großem Unrecht
getadelte Diaconus Treſcho, der einige
Jahre aͤlter war als ich, und der ſich da-
mals viel mit Schoͤngeiſterey befaßte. Der
Titel iſt: jugendliche Gedichte, 1767.
bey Johann Jakob Kanter *) gedruckt, aber
*) Von dieſem meinen erſten Verleger muß ich et-
was anfuͤhren. Unzaͤhlige Projekte und oft falſch
angebrachte Liberalitaͤt machten, daß er vielen, am
meiſten ſeinem eignen Nuf, ſchadete. Sein mun-
trer Kopf, der uͤberall Feuer faßte, erwog und
berechnete ſelten die Qualitaͤt und Quantitaͤt der
Mittel, die zur Ausfuͤhrung ſeiner Jdeen erforder-
lich waren, und ihr unbedachtſames Ergreifen
brachte oft ihn und ſeine aufrichtigſten Freunde,
zu denen ich bis an ſein Lebensende gehoͤrte, in
merkliche Verlegenheiten. Er hoffte ſtets mehr
wirklich thun zu koͤnnen, als er verſprochen hatte,
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