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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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ler möchte wohl ein hochfürstlich deutscher
Ahnenstolz gewesen seyn, den er im Reden
von den kaiferlichen Fürstenfabricationen be-
sonders merken ließ, und der ihn geneigt
machte, die morgenländischen Kneessen und
Bojarenschaften für kleine Geschöpfe anzu-
sehen.

Da ich bey meinem Studentensinn nicht
die mindeste Ehrerbietigkeitsfurcht vor einem
unstudirten alten Prinzen hatte, so gerieth
mein von ihm verlangtes Briefspecimen an
seine Schwester nach Quedlinburg so gut,
und ich äußerte bey meiner ersten Erschei-
nung so wenig von meiner sonstigen Ver-
legenheit, daß ich mit Freuden auf und an-
genommen und vom ersten Tage an, nicht
als ein Hausofficiant, sondern als Hauskind
behandelt wurde. Geschäfte hatt' ich eigent-
lich gar keine, dagegen aber täglich einen
Tisch mit sechs ausgesuchten Schüsseln und
nicht selten die Gesellschaft von feinen Stan-
despersonen beyderley Geschlechts, von denen
einige an meiner unter Bekannten ziemlich
frohen Laune, besonders bey des Herzogs
sichtbarer Vorliebe für mich, Geschmack fanden.

Würde mir die Frage vorgelegt, ob es
besser sey, seinen Sohn den Dienstanfang

ler moͤchte wohl ein hochfuͤrſtlich deutſcher
Ahnenſtolz geweſen ſeyn, den er im Reden
von den kaiferlichen Fuͤrſtenfabricationen be-
ſonders merken ließ, und der ihn geneigt
machte, die morgenlaͤndiſchen Kneesſen und
Bojarenſchaften fuͤr kleine Geſchoͤpfe anzu-
ſehen.

Da ich bey meinem Studentenſinn nicht
die mindeſte Ehrerbietigkeitsfurcht vor einem
unſtudirten alten Prinzen hatte, ſo gerieth
mein von ihm verlangtes Briefſpecimen an
ſeine Schweſter nach Quedlinburg ſo gut,
und ich aͤußerte bey meiner erſten Erſchei-
nung ſo wenig von meiner ſonſtigen Ver-
legenheit, daß ich mit Freuden auf und an-
genommen und vom erſten Tage an, nicht
als ein Hausofficiant, ſondern als Hauskind
behandelt wurde. Geſchaͤfte hatt’ ich eigent-
lich gar keine, dagegen aber taͤglich einen
Tiſch mit ſechs ausgeſuchten Schuͤſſeln und
nicht ſelten die Geſellſchaft von feinen Stan-
desperſonen beyderley Geſchlechts, von denen
einige an meiner unter Bekannten ziemlich
frohen Laune, beſonders bey des Herzogs
ſichtbarer Vorliebe fuͤr mich, Geſchmack fanden.

Wuͤrde mir die Frage vorgelegt, ob es
beſſer ſey, ſeinen Sohn den Dienſtanfang

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[72/0089] ler moͤchte wohl ein hochfuͤrſtlich deutſcher Ahnenſtolz geweſen ſeyn, den er im Reden von den kaiferlichen Fuͤrſtenfabricationen be- ſonders merken ließ, und der ihn geneigt machte, die morgenlaͤndiſchen Kneesſen und Bojarenſchaften fuͤr kleine Geſchoͤpfe anzu- ſehen. Da ich bey meinem Studentenſinn nicht die mindeſte Ehrerbietigkeitsfurcht vor einem unſtudirten alten Prinzen hatte, ſo gerieth mein von ihm verlangtes Briefſpecimen an ſeine Schweſter nach Quedlinburg ſo gut, und ich aͤußerte bey meiner erſten Erſchei- nung ſo wenig von meiner ſonſtigen Ver- legenheit, daß ich mit Freuden auf und an- genommen und vom erſten Tage an, nicht als ein Hausofficiant, ſondern als Hauskind behandelt wurde. Geſchaͤfte hatt’ ich eigent- lich gar keine, dagegen aber taͤglich einen Tiſch mit ſechs ausgeſuchten Schuͤſſeln und nicht ſelten die Geſellſchaft von feinen Stan- desperſonen beyderley Geſchlechts, von denen einige an meiner unter Bekannten ziemlich frohen Laune, beſonders bey des Herzogs ſichtbarer Vorliebe fuͤr mich, Geſchmack fanden. Wuͤrde mir die Frage vorgelegt, ob es beſſer ſey, ſeinen Sohn den Dienſtanfang

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/89>, abgerufen am 25.11.2024.