Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.Horatio Walpole *) und Klopstock **) digen Begebenheiten, als bey kleinen Bestim- mungen, die der Strom des Redens und Schreibens oft unwillkührlich aus dem Ge- schichtschreiber herausspült. *) versichert: "die Lebensbeschreiber haben das "Seltsame an sich, bey Abfassung der Biogra- "phieen gewöhnlich in ihren Gegenstand ver- "liebt zu werden, ob man gleich im Gegen- "theil denken sollte, daß man, je genauer "man das Leben eines Menschen untersucht, "desto weniger Grund finden müsse, ihn zu "lieben oder zu bewundern." (Historische, litterarische, unterhal- tende Schriften, übersetzt von A. W. Schlegel, Leipzig 1800.) **) sagt, "daß er wenig Sachen kenne, die "schwerer wären, als sein eignes Leben zu "schreiben, denn man solle umständlich seyn, "indem ein kurzhingeworfnes Leben keins sey, "und zugleich selbst den Schein der Eitelkeit "vermeiden." (im ersten Stück des vaterländischen Museums von 1810. p. 1.) * 2
Horatio Walpole *) und Klopſtock **) digen Begebenheiten, als bey kleinen Beſtim- mungen, die der Strom des Redens und Schreibens oft unwillkuͤhrlich aus dem Ge- ſchichtſchreiber herausſpuͤlt. *) verſichert: „die Lebensbeſchreiber haben das „Seltſame an ſich, bey Abfaſſung der Biogra- „phieen gewoͤhnlich in ihren Gegenſtand ver- „liebt zu werden, ob man gleich im Gegen- „theil denken ſollte, daß man, je genauer „man das Leben eines Menſchen unterſucht, „deſto weniger Grund finden muͤſſe, ihn zu „lieben oder zu bewundern.“ (Hiſtoriſche, litterariſche, unterhal- tende Schriften, uͤberſetzt von A. W. Schlegel, Leipzig 1800.) **) ſagt, „daß er wenig Sachen kenne, die „ſchwerer waͤren, als ſein eignes Leben zu „ſchreiben, denn man ſolle umſtaͤndlich ſeyn, „indem ein kurzhingeworfnes Leben keins ſey, „und zugleich ſelbſt den Schein der Eitelkeit „vermeiden.“ (im erſten Stuͤck des vaterlaͤndiſchen Muſeums von 1810. p. 1.) * 2
<TEI> <text> <body> <div type="preface" n="1"> <p><pb facs="#f0008" n="III"/> Horatio <hi rendition="#g">Walpole</hi> <note place="foot" n="*)">verſichert: „die Lebensbeſchreiber haben das<lb/> „Seltſame an ſich, bey Abfaſſung der Biogra-<lb/> „phieen gewoͤhnlich in ihren Gegenſtand ver-<lb/> „liebt zu werden, ob man gleich im Gegen-<lb/> „theil denken ſollte, daß man, je genauer<lb/> „man das Leben eines Menſchen unterſucht,<lb/> „deſto weniger Grund finden muͤſſe, ihn zu<lb/> „lieben oder zu bewundern.“<lb/><hi rendition="#et">(Hiſtoriſche, litterariſche, unterhal-<lb/> tende Schriften, uͤberſetzt von<lb/> A. W. Schlegel, Leipzig 1800.)</hi></note> und <hi rendition="#g">Klopſtock</hi> <note place="foot" n="**)">ſagt, „daß er wenig Sachen kenne, die<lb/> „ſchwerer waͤren, als ſein eignes Leben zu<lb/> „ſchreiben, denn man ſolle umſtaͤndlich ſeyn,<lb/> „indem ein kurzhingeworfnes Leben keins ſey,<lb/> „und zugleich ſelbſt den Schein der Eitelkeit<lb/> „vermeiden.“<lb/><hi rendition="#et">(im erſten Stuͤck des vaterlaͤndiſchen<lb/> Muſeums von 1810. <hi rendition="#aq">p.</hi> 1.)</hi></note><lb/> Bedenklichkeiten gegen das Schreiben uͤber<lb/> ſich ſelbſt geaͤußert; auch moͤgen viele ohne<lb/> Ruͤckſicht auf obige 4 mit Namensunter-<lb/> ſchrift verſehene Warnungstafeln behaupten,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">* 2</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_1_2" prev="#seg2pn_1_1" place="foot" n="**)">digen Begebenheiten, als bey kleinen Beſtim-<lb/> mungen, die der Strom des Redens und<lb/> Schreibens oft unwillkuͤhrlich aus dem Ge-<lb/> ſchichtſchreiber herausſpuͤlt.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [III/0008]
Horatio Walpole *) und Klopſtock **)
Bedenklichkeiten gegen das Schreiben uͤber
ſich ſelbſt geaͤußert; auch moͤgen viele ohne
Ruͤckſicht auf obige 4 mit Namensunter-
ſchrift verſehene Warnungstafeln behaupten,
**)
*) verſichert: „die Lebensbeſchreiber haben das
„Seltſame an ſich, bey Abfaſſung der Biogra-
„phieen gewoͤhnlich in ihren Gegenſtand ver-
„liebt zu werden, ob man gleich im Gegen-
„theil denken ſollte, daß man, je genauer
„man das Leben eines Menſchen unterſucht,
„deſto weniger Grund finden muͤſſe, ihn zu
„lieben oder zu bewundern.“
(Hiſtoriſche, litterariſche, unterhal-
tende Schriften, uͤberſetzt von
A. W. Schlegel, Leipzig 1800.)
**) ſagt, „daß er wenig Sachen kenne, die
„ſchwerer waͤren, als ſein eignes Leben zu
„ſchreiben, denn man ſolle umſtaͤndlich ſeyn,
„indem ein kurzhingeworfnes Leben keins ſey,
„und zugleich ſelbſt den Schein der Eitelkeit
„vermeiden.“
(im erſten Stuͤck des vaterlaͤndiſchen
Muſeums von 1810. p. 1.)
**) digen Begebenheiten, als bey kleinen Beſtim-
mungen, die der Strom des Redens und
Schreibens oft unwillkuͤhrlich aus dem Ge-
ſchichtſchreiber herausſpuͤlt.
* 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/8 |
Zitationshilfe: | Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. III. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/8>, abgerufen am 16.07.2024. |