Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

dern sich sorgfältig einzuschießen su-
chen.

Wenn ich in den Sommerferien zu mei-
nen Eltern fuhr, brachte ich nie einen Ge-
sellschafter mit, sondern blieb für mich al-
lein, las, reimte und lief besonders gern in
der hügelichten Waldgegend herum, um
schöne Stellen aufzusuchen, wo ich mit Mut-
ter und Schwestern des Nachmittags Caffe
selbst kochen konnte. Von der Selbstkoche-
rey des Caffes war ich ein großer Freund,
und kann mich noch gut der frohen. Augen-
blicke erinnern, in denen ich ihn mir zube-
reitete, so wie der Wonne, mit der ich ihn,
ein Buch in der Hand, manchmal spät
Abends trank. Von den Hausleuten be-
dient zu werden, hab ich nie geliebt und
noch jetzt mach ich mir gerne alles selbst ohne
ihre Beyhülfe.

Mein Vater war äußerst selten von die-
ser Spatzierparthie, öfterer der Pfarrer H --,
ein sehr ernsthafter, kluger und außerordent-
lich gutmüthiger Mann, der mir im franzö-
sischen, das er vollkommen inne hatte, man-
che gute Lehre gab. Bisweilen ritt ich auch
zu einem benachbarten wohlhabenden Edel-
mann von K --, der seine Familienbiblio-

dern ſich ſorgfaͤltig einzuſchießen ſu-
chen.

Wenn ich in den Sommerferien zu mei-
nen Eltern fuhr, brachte ich nie einen Ge-
ſellſchafter mit, ſondern blieb fuͤr mich al-
lein, las, reimte und lief beſonders gern in
der huͤgelichten Waldgegend herum, um
ſchoͤne Stellen aufzuſuchen, wo ich mit Mut-
ter und Schweſtern des Nachmittags Caffe
ſelbſt kochen konnte. Von der Selbſtkoche-
rey des Caffes war ich ein großer Freund,
und kann mich noch gut der frohen. Augen-
blicke erinnern, in denen ich ihn mir zube-
reitete, ſo wie der Wonne, mit der ich ihn,
ein Buch in der Hand, manchmal ſpaͤt
Abends trank. Von den Hausleuten be-
dient zu werden, hab ich nie geliebt und
noch jetzt mach ich mir gerne alles ſelbſt ohne
ihre Beyhuͤlfe.

Mein Vater war aͤußerſt ſelten von die-
ſer Spatzierparthie, oͤfterer der Pfarrer H —,
ein ſehr ernſthafter, kluger und außerordent-
lich gutmuͤthiger Mann, der mir im franzoͤ-
ſiſchen, das er vollkommen inne hatte, man-
che gute Lehre gab. Bisweilen ritt ich auch
zu einem benachbarten wohlhabenden Edel-
mann von K —, der ſeine Familienbiblio-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0056" n="39"/>
dern &#x017F;ich &#x017F;orgfa&#x0364;ltig <hi rendition="#g">einzu&#x017F;chießen</hi> &#x017F;u-<lb/>
chen.</p><lb/>
        <p>Wenn ich in den Sommerferien zu mei-<lb/>
nen Eltern fuhr, brachte ich nie einen Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chafter mit, &#x017F;ondern blieb fu&#x0364;r mich al-<lb/>
lein, las, reimte und lief be&#x017F;onders gern in<lb/>
der hu&#x0364;gelichten Waldgegend herum, um<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne Stellen aufzu&#x017F;uchen, wo ich mit Mut-<lb/>
ter und Schwe&#x017F;tern des Nachmittags Caffe<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t kochen konnte. Von der Selb&#x017F;tkoche-<lb/>
rey des Caffes war ich ein großer Freund,<lb/>
und kann mich noch gut der frohen. Augen-<lb/>
blicke erinnern, in denen ich ihn mir zube-<lb/>
reitete, &#x017F;o wie der Wonne, mit der ich ihn,<lb/>
ein Buch in der Hand, manchmal &#x017F;pa&#x0364;t<lb/>
Abends trank. Von den Hausleuten be-<lb/>
dient zu werden, hab ich nie geliebt und<lb/>
noch jetzt mach ich mir gerne alles &#x017F;elb&#x017F;t ohne<lb/>
ihre Beyhu&#x0364;lfe.</p><lb/>
        <p>Mein Vater war a&#x0364;ußer&#x017F;t &#x017F;elten von die-<lb/>
&#x017F;er Spatzierparthie, o&#x0364;fterer der Pfarrer H &#x2014;,<lb/>
ein &#x017F;ehr ern&#x017F;thafter, kluger und außerordent-<lb/>
lich gutmu&#x0364;thiger Mann, der mir im franzo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;chen, das er vollkommen inne hatte, man-<lb/>
che gute Lehre gab. Bisweilen ritt ich auch<lb/>
zu einem benachbarten wohlhabenden Edel-<lb/>
mann von K &#x2014;, der &#x017F;eine Familienbiblio-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0056] dern ſich ſorgfaͤltig einzuſchießen ſu- chen. Wenn ich in den Sommerferien zu mei- nen Eltern fuhr, brachte ich nie einen Ge- ſellſchafter mit, ſondern blieb fuͤr mich al- lein, las, reimte und lief beſonders gern in der huͤgelichten Waldgegend herum, um ſchoͤne Stellen aufzuſuchen, wo ich mit Mut- ter und Schweſtern des Nachmittags Caffe ſelbſt kochen konnte. Von der Selbſtkoche- rey des Caffes war ich ein großer Freund, und kann mich noch gut der frohen. Augen- blicke erinnern, in denen ich ihn mir zube- reitete, ſo wie der Wonne, mit der ich ihn, ein Buch in der Hand, manchmal ſpaͤt Abends trank. Von den Hausleuten be- dient zu werden, hab ich nie geliebt und noch jetzt mach ich mir gerne alles ſelbſt ohne ihre Beyhuͤlfe. Mein Vater war aͤußerſt ſelten von die- ſer Spatzierparthie, oͤfterer der Pfarrer H —, ein ſehr ernſthafter, kluger und außerordent- lich gutmuͤthiger Mann, der mir im franzoͤ- ſiſchen, das er vollkommen inne hatte, man- che gute Lehre gab. Bisweilen ritt ich auch zu einem benachbarten wohlhabenden Edel- mann von K —, der ſeine Familienbiblio-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/56
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/56>, abgerufen am 04.05.2024.