gangs und der physischen und psychischen Schwelgerey, keine wahre Heilung der Regie- rungskrankheiten sich erwarten, aber wohl besorgen läßt, daß das sichtbare Zunehmen der Krämpfe am Ende zu einer gewaltigen Cur zwingen werde?
O Presse, Presse, wann wirst du gehörig frey seyn, um die Bösen zu nöthigen, selbst gut zu werden, ihres eignen und des allge- meinen Bestens wegen! *)
Den 9ten August 1816.
Viele Glückwunschbesuche und das statt- liche Mittagsmahl des Herrn Canzlers von Schrötter, bey dem Freund Hüllmann einige Blätter vorlas, bey deren Anhörung ich sehr verlegen mag ausgesehen haben, hin- derten mich, das Zeugniß über die, wider Vermuthen gestern erreichte Vollendung mei- nes achtzigsten Jahres niederzuschreiben, und es würde vielleicht auch ganz unterblei- ben, wenn dieser Nachtrag nicht das letzte zu meiner Biographie seyn sollte.
Außerdem ist in den letzten Tagen dieses Jahres nichts vorgefallen, außer daß ich am 26sten July acht Meilen in einem Tage zu fahren wagte, um noch einmal das Ostsee- Gestade zu sehen, an dem ich vor mehr als
*) Siehe Grävels Briefe über Preßfreyheit Hall. Lit. Zeitung von 1816 Nr. 135 und besonders: Fabers durch und durch sachkundigen kleinen Aufsatz: Puisse-t-il se trouver, reve politique. Allemagne 1814.
gangs und der phyſiſchen und pſychiſchen Schwelgerey, keine wahre Heilung der Regie- rungskrankheiten ſich erwarten, aber wohl beſorgen laͤßt, daß das ſichtbare Zunehmen der Kraͤmpfe am Ende zu einer gewaltigen Cur zwingen werde?
O Preſſe, Preſſe, wann wirſt du gehoͤrig frey ſeyn, um die Boͤſen zu noͤthigen, ſelbſt gut zu werden, ihres eignen und des allge- meinen Beſtens wegen! *)
Den 9ten Auguſt 1816.
Viele Gluͤckwunſchbeſuche und das ſtatt- liche Mittagsmahl des Herrn Canzlers von Schroͤtter, bey dem Freund Huͤllmann einige Blaͤtter vorlas, bey deren Anhoͤrung ich ſehr verlegen mag ausgeſehen haben, hin- derten mich, das Zeugniß uͤber die, wider Vermuthen geſtern erreichte Vollendung mei- nes achtzigſten Jahres niederzuſchreiben, und es wuͤrde vielleicht auch ganz unterblei- ben, wenn dieſer Nachtrag nicht das letzte zu meiner Biographie ſeyn ſollte.
Außerdem iſt in den letzten Tagen dieſes Jahres nichts vorgefallen, außer daß ich am 26ſten July acht Meilen in einem Tage zu fahren wagte, um noch einmal das Oſtſee- Geſtade zu ſehen, an dem ich vor mehr als
*) Siehe Graͤvels Briefe uͤber Preßfreyheit Hall. Lit. Zeitung von 1816 Nr. 135 und beſonders: Fabers durch und durch ſachkundigen kleinen Aufſatz: Puiſſe-t-il ſe trouver, reve politique. Allemagne 1814.
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gangs und der phyſiſchen und pſychiſchen
Schwelgerey, keine wahre Heilung der Regie-
rungskrankheiten ſich erwarten, aber wohl
beſorgen laͤßt, daß das ſichtbare Zunehmen
der Kraͤmpfe am Ende zu einer gewaltigen
Cur zwingen werde?
O Preſſe, Preſſe, wann wirſt du gehoͤrig
frey ſeyn, um die Boͤſen zu noͤthigen, ſelbſt
gut zu werden, ihres eignen und des allge-
meinen Beſtens wegen! *)
Den 9ten Auguſt 1816.
Viele Gluͤckwunſchbeſuche und das ſtatt-
liche Mittagsmahl des Herrn Canzlers von
Schroͤtter, bey dem Freund Huͤllmann
einige Blaͤtter vorlas, bey deren Anhoͤrung
ich ſehr verlegen mag ausgeſehen haben, hin-
derten mich, das Zeugniß uͤber die, wider
Vermuthen geſtern erreichte Vollendung mei-
nes achtzigſten Jahres niederzuſchreiben,
und es wuͤrde vielleicht auch ganz unterblei-
ben, wenn dieſer Nachtrag nicht das letzte
zu meiner Biographie ſeyn ſollte.
Außerdem iſt in den letzten Tagen dieſes
Jahres nichts vorgefallen, außer daß ich am
26ſten July acht Meilen in einem Tage zu
fahren wagte, um noch einmal das Oſtſee-
Geſtade zu ſehen, an dem ich vor mehr als
*) Siehe Graͤvels Briefe uͤber Preßfreyheit Hall.
Lit. Zeitung von 1816 Nr. 135 und beſonders:
Fabers durch und durch ſachkundigen kleinen
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Allemagne 1814.
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/527>, abgerufen am 22.11.2024.
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